Sueße Prophezeiung
ich so unerträglich?«
Avalon drückte sich mit dem Rücken gegen die Tür und fühlte sich merkwürdigerweise in die Enge getrieben. »Wenn mein Eintritt in ein Kloster diskutiert werden soll, dann ja – dann seid Ihr unerträglich!«
»Und wenn ich über unsere Heirat sprechen möchte, bin ich auch unerträglich.«
»Da es keine Heirat zu besprechen gibt«, fertigte sie ihn ab. »Ja.«
»Und wenn ich über die Erfüllung der Legende sprechen möchte ...«
»Warum seid Ihr hier?«, unterbrach sie ihn.
Marcus legte den Kopf zur Seite und warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Offensichtlich bin ich hier, um unerträglich zu sein.«
»Damit habt Ihr Erfolg.«
»Schön zu wissen, dass ich wenigstens bei einer Sache erfolgreich bin.« Er entfernte sich vom Fenster und ging zur Lampe, die er hochnahm, um in die Flamme zu schauen.
»Ich hielt es für sinnvoll«, sagte er nach einer Weile in Richtung der Flamme. »Ich dachte, ich könnte Euch Zeit lassen; aber ich fange an zu glauben, dass ich es nicht kann.«
Während sie ihn betrachtete, stieg eine seltsame Zärtlichkeit in ihr auf. Das Licht schmeichelte seiner Gestalt, dem scharfen Profil, und beleuchtete die verwegene Strähne schwarzen Haars, die ihm in die Stirn fiel. Sie wollte sein Haar zurückstreichen, wollte ihn berühren. Schmerzlich sehnte sie sich danach, diese einfache Sache zu tun.
»Ich will jetzt schlafen gehen«, hörte sie ihre leise Stimme.
»Schlafen ist leichter als kämpfen, nicht wahr?«, fragte er und wieder lag dieses leichte Lächeln auf seinen Lippen.
Darauf wollte sie ihm keine Antwort geben. Die Zärtlichkeit schmolz dahin und machte Verärgerung darüber Platz, dass er alles, was sie sagte, mit seiner unkonventionellen Argumentation widerlegte. Sie trat zu ihm, nahm ihm die Lampe aus der Hand und stellte sie voller Bestimmtheit auf den Tisch zurück.
»Mylord, ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr jetzt gehen würdet.«
Er schaute auf und blickte ihr inmitten der tanzenden Schatten, die sie umgaben, direkt in die Augen.
Avalon, Treulieb, leg dich zu mir.
Vor Überraschung riss sie den Mund auf. Die Klarheit seiner Gedanken, die er voller Bedacht an sie richtete, in sie einfließen ließ, die Macht seines Verlangens lähmten sie fast.
Er beobachtete, wie sie mit unsicheren Schritten zurückwich und dabei den Kopf schüttelte. Ob es aus Ablehnung seines Vorschlags geschah oder wegen der Art, wie er ihn ihr unterbreitete, konnte er nicht sagen.
Sie drehte sich um und rannte fast in Richtung Tür. Nur fort von ihm! Aber er musste sie aufhalten. So würde er sie nicht gehen lassen – so verängstigt und entsetzt –, wo er sie doch aufrichtig in sein Leben einbeziehen wollte, um ihr seine unbegrenzte Verehrung darzubringen.
Ohne nachzudenken eilte Marcus ihr die wenigen Schritte, die nötig waren, um sie im Gang einzuholen, hinterher. Er streckte seine Hand aus und griff nach ihrem Arm, um ihr irgendetwas zu sagen, damit sie ihn verstand ...
Sein Arm wurde ergriffen, herumgedreht, und die Welt machte einen Schwindel erregenden Satz. Er stellte fest, dass er flach auf dem Rücken lag und zu Avalon aufblickte, deren Umrisse sich scharf gegen die Deckenwölbung abzeichneten.
Ihre Hände lagen immer noch auf seinem Arm. Sie atmete schwer. Ihr Blick war genauso verwirrt wie seiner.
»Es tut mir Leid«, sagte sie und ließ ihn los. »Das wollte ich nicht. Ich habe nur ...«
Sie wich vor ihm zurück, wobei sie wieder den Kopf schüttelte. Kein Wort kam mehr über ihre Lippen, als sie zurück in ihr Zimmer floh und die Tür hinter sich zuwarf.
Marcus vernahm ein leises Kichern und setzte sich stöhnend auf. Er machte sich nicht die Mühe, sich zu Balthazar umzudrehen.
»Ich habe gehört, Kincardine, dass Geduld eine Tugend sei ...«
Bal kam zu der Stelle, wo er auf dem Steinboden saß, und fuhr fort: »Vielleicht solltest du dir überlegen, deiner Seele noch ein oder zwei Tugenden hinzuzufügen. Vermutlich würde es dir gut tun.« Er streckte seine Hand aus und zog Marcus hoch. »Bis dahin habe ich eine hervorragende Salbe für deinen Kopf.«
»Es ist nicht mein Kopf«, grollte Marcus, »der wehtut.«
»Ah«, meinte Bal. »Für verletzten Stolz habe ich keine Salbe.«
Sie marschierten in die Halle, wobei Marcus sich den Kopf rieb. »Eigentlich bezog ich mich auf einen anderen Teil meiner Anatomie.«
Und Bal, der nie irgendetwas missverstand, lachte wieder. »Auch für verletzte Herzen gibt es keine Salbe.«
Zwei weitere
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