Süsse Sehnsucht Tod
als Lebende bewiesen.«
»Meinst du ihren Selbstmord?«
»Ja.«
»Du hast sie dahin gebracht.«
»Richtig, das war ich. Und es hat mir gutgetan, sie leiten zu können. Sie hat es getan, ich konnte jubeln. Und sie wird nicht die einzige bleiben, denn ich bin stärker geworden, viel stärker. Mir gehört hier viel. Ich habe Wege gefunden, an die Menschen heranzukommen.«
»Das sehe ich. Durch das alte Radio.«
»Ja, das alte«, gab Greene zu. »Aber das ist jetzt vorbei. Nicht nur die alten Radios sind wichtig. Alle Geräte habe ich unter meine Kontrolle bringen können. Ich bin der große Bruder in diesem Haus, verstehst du? Ich überwache alles, und ich weiß schon jetzt, daß die Menschen mir gehören. Sie kommen nicht mehr weg. Ich halte sie fest. Sie werden in diesem Haus bleiben, und das ist wichtig. Auch dich wird es irgendwann erwischen, denn dann wirst du erkennen, wie schön es ist, in den Tod zu gehen. Du wirst die gleiche Sehnsucht spüren wie Mandy. Süße Sehnsucht Tod. Es wird nichts anderes mehr Platz in deinem Kopf haben, das kann ich dir versprechen.«
Suko blieb ruhig, als er fragte: »Dann bist du davon überzeugt, alle Menschen hier manipulieren zu können.«
»Das Haus gehört bereits mir.«
»Beweise es mir.«
Als der Unsichtbare lachte, wußte Suko, daß er einen Fehler begangen hatte. Er konnte ihn nicht korrigieren, auch war die Stimme plötzlich verstummt, und er hörte nur mehr das Rauschen aus dem Lautsprecher.
Etwas würde passieren. Davon war Suko überzeugt. Er wußte nicht, was da letztendlich ablief, aber es würde nicht so bleiben, wie es jetzt war.
Da bahnte sich etwas an, und Suko verfluchte seine eigene Unsicherheit.
Das Radio war nicht mehr interessant für ihn. Die Action würde woanders laufen.
Suko ging durch die Wohnung. Er wollte möglichst viel von ihr im Blickfeld behalten.
Dazu gehörte auch das Fenster.
Die Augen des Inspektors weiteten sich, als er den herabfallenden Schatten sah. Da hatte niemand seine Glotze aus dem Fenster geworfen, weil ihm das Programm nicht gefiel, was da draußen an der Scheibe vorbeigesaust war, das war ein Mensch gewesen!
Suko riß das Fenster auf.
Er schaute in die Tiefe.
Er hörte die Schreie der Menschen, die von verschiedenen Seiten zusammenliefen. Sie wollten sich um den Körper sammeln, der bäuchlings auf dem Boden lag.
Ein Mann.
Und er war in den Tod gesprungen.
Auch Suko hielt nichts mehr in der Wohnung…
***
Auf den Fahrstuhl wollte er nicht warten. Er hastete durch das Treppenhaus, nahm dabei mehrere Stufen auf einmal und sah zu, so schnell wie möglich nach unten zu kommen. Er stürmte ins Freie, wandte sich nach links und eilte auf die dichter gewordene Gruppe von Menschen zu, die einen Ring um den Toten gebildet hatten.
Sehen konnte er den Mann nicht. Er mußte sich einen Weg durch die Massen bahnen, was andere zu Protesten veranlaßte, aber Suko wies sich aus. So machte man ihm schneller Platz.
Der Tote lag in seinem Blut. Mit dem Gesicht war er zuerst aufgeschlagen!
Die Stimmen der Gaffer klangen geschockt. Jemand weinte. Einer fluchte laut. Andere sprachen davon, wie furchtbar so etwas war, aber all das half dem Mann nicht mehr.
Suko richtete sich wieder auf. »Kennt einer von Ihnen den Mann?« Keine Antwort.
»Himmel, Sie müssen doch wissen, wie er geheißen hat! – Wer er war? Er hat mit Ihnen in einem Haus gewohnt.«
»Tim McCullogh«, sagte ein bärtiger Bursche, der ein graues Unterhemd trug und eine knielange Hose. »Er hat im achten Stock gewohnt. Von dort ist er auch gesprungen.« Als der Mann in die Höhe schaute, blickten auch die anderen hoch.
»Die Polizei ist schon verständigt«, erklärte eine Frau. »Furchtbar.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie konnte er das nur tun?«
»Lebte er allein?« fragte Suko.
»Ja.«
»In diesem Bau gibt es keine Wohnungen, nur teure Rattenlöcher!« erklärte der Mann mit der kurzen Hose.
»Wie heißen Sie?«
»Ich bin Dean Patterson.«
»Gut. Und Sie haben den Toten gekannt?«
»Wie die anderen. Nicht mehr und nicht weniger.« Da sich die anderen angesprochen fühlten, nickten sie, um die Aussage zu bestätigen.
»Er war arbeitslos«, sagte eine Frau.
Patterson lachte gurgelnd. »Wie die meisten von uns. Mich eingeschlossen, Mister. Kann ich nicht einen Job bei euch Bullen bekommen? Ich habe auch nur ein kleines Vorstrafenregister.« Suko schwieg. Seine Gedanken beschäftigten sich mit anderen Dingen. Er hatte die Botschaft des Hingerichteten
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