Süsse Sehnsucht Tod
sehr genau verstanden. Er wußte, wie stark diese Kraft aus dem Jenseits war.
Zuerst war Mandy in den Freitod gegangen, jetzt lag dieser Mann tot vor seinen Füßen. Wer würde der nächste sein, der sich umbrachte? Das Haus stand unter einem dämonischen Einfluß. Es war zu einer verdammten Falle geworden, nur würde Suko es niemand glauben, wenn er vorschlug, aus diesem Grund den Bau zu evakuieren. Dabei würde ihm selbst Sir James nicht helfen können. Es fehlten die konkreten Beweise, und so sah Suko ein großes Problem auf sich zukommen.
»Sie alle hier können sich also nicht vorstellen, weshalb er es getan hat?«
»Vielleicht wollte er fliegen«, sagte ein Kind, das bei seiner Mutter stand, aber zur Seite schaute.
»Oder er hat sich die volle Dröhnung gegeben!« meinte ein Typ mit grün gefärbten Haaren und unzähligen Pickeln im Gesicht. »Kann doch sein! Zuviel Stoff.« Er hob die Schultern. »Kann ja mal passieren, denke ich.«
Dann spie er aus.
Nein, das war es nicht. Suko kannte den Grund. Nur würde er sich hüten, ihn publik zu machen. Es gab einen mächtigen Feind. Er hatte ihn gehört, aber nicht gesehen, denn er hielt sich in einer anderen Dimension auf, in die ein Mensch nicht so leicht hineingelangte.
Tote schon eher. Oder deren Geister und Seelen, wie es bei Ed Greene der Fall gewesen war.
Suko hörte eine Sirene. Der Notarztwagen näherte sich dem Ziel. Ein zweites Fahrzeug tauchte ebenfalls auf. Es war mit Sukos uniformierten Kollegen besetzt.
Einige Gaffer verzogen sich, als sie die Polizisten sahen. Uniformen waren nicht eben ihr Fall. Bevor jemand anderer redete und es mit Erklärungen versuchte, übernahm Suko das Kommando. Er sprach von einem Freitod und daß keinerlei weitere Untersuchungen seitens der Kollegen notwendig waren. Das wunderte die Männer zwar, im Prinzip jedoch waren sie froh, keine Spuren sichern zu müssen, wie es normalerweise der Fall war. Suko würde alles erledigen.
Die Leiche wurde abgedeckt und wenig später in den Wagen geschafft.
Dann fuhren die beiden Fahrzeuge wieder weg. Nur ein dicker Blutfleck war dort zurückgeblieben, wo der Tote gelegen hatte. Ein schauriges Andenken, bis zum nächsten Regenguß.
Noch immer standen die Gaffer herum. Sie wollten einfach nicht gehen, auch nicht, als Suko sie darum bat. Sie blieben und diskutierten.
Suko mußte wieder ins Haus. Es galt, dringende Dinge zu erledigen.
Sicherheitshalber wollte er Sir James anrufen und ihm die Lage erklären, außerdem wollte er eine Evakuierung anregen. Suko hatte das Haus kaum betreten, das Handy aber noch nicht gezogen, als er hinter sich zuerst Schritte und dann eine Stimme hörte.
»He, können Sie mal warten?«
Suko drehte sich um. Der Mann im grauen Unterhemd und in der dreiviertellangen Hose kam auf ihn zu. Er hatte sich eine Büchse Bier besorgt, aus der er im Gehen trank. Vom Aussehen her glich er einem Waldschrat. Das Gesicht war von roten Barthaaren umwuchert, die sich in Höhe der Koteletten mit dem Kopfhaar trafen. Die rötliche Säufernase ähnelte einer Knolle, und der Mund zeigte aufgerissene Lippen.
»Ja, Mr. Patterson, was ist?«
Der Mann senkte die Hand mit der Bierdose und schaute auf seine Turnschuhe. »Sie sind ja ein Bulle?«
»Der hat zwar vier Beine, aber ich bin Scotland-Yard-Mann.«
»Auch das noch.« Patterson wischte sich über die Stirn. »Klar, habe ich ja mitbekommen, wie die anderen auf Sie gehört haben, bevor sie abzogen.«
»Wollten Sie mir das sagen?«
»Nein, eigentlich nicht.« Er lachte verlegen. »Ich weiß auch nicht so recht, wie ich anfangen soll. Hinterher stecken Sie mich noch in eine Klapsmühle.«
»Schießen Sie schon los! Ich höre zu. Außerdem sind wir ja unter uns.«
»Klar, stimmt.« Er schaute zur Decke. »Ich weiß nicht, Mister…«
»Sagen Sie Suko.«
»Okay. Also, ich weiß nicht, ob ich da richtig liege, aber manchmal habe ich schon ein komisches Gefühl.«
»Das haben wir alle mal. Was ist das Besondere bei Ihnen?«
»In der Nacht, wissen Sie.«
»Nein.«
»Scheiße!« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht, wie ich das sagen soll. Wenn ich nicht schlafen kann, geistere ich durch meine Bude. Aber die ist mir zu klein. Dann verlasse ich sie mal und gehe durch das Haus, verstehen Sie?«
»Bis jetzt ist alles klar.«
»Ja, und wenn ich das so mache, da ist mir nicht nur einmal etwas aufgefallen.«
»Was denn?«
Patterson kam näher, was Suko nicht gefiel, denn der Mann roch nicht eben frisch.
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