Suesse Versuchung
Ihnen
gehört, dann können Sie nur Mrs. Stourtons Enkelin sein. Mit einem Mal beunruhigte
es ihn, dass er sie bei dem Haus getroffen hatte. Sie hatte keine Ahnung, wer und was
dort verkehrte und das leer stehende Haus benutzte. Und ihr Vetter Henry, der
vermutlich als Einziger in der Familie davon wusste, hatte jeden Grund, den Mund zu
halten. Er betrachtete sie nachdenklich. Plötzlich sah er nicht mehr ein kleines
Abenteuer, einen unverbindlichen Flirt in ihr, sondern ein Mädchen, das sich auf
höchst gefährliches Terrain begab. Und er machte sich zu seiner eigenen Überraschung
Sorgen um sie.
Ich weiß, es ist etwas zu spät, Ihnen diesbezüglich einen Ratschlag zu erteilen, Miss
McIntosh, aber Sie sollten nicht zu dem Haus reiten. Und wenn schon, dann nur in
Begleitung.
Das hat Henry auch gesagt, erwiderte sie ablehnend. Aber er hat seine Warnung
auf die Baufälligkeit bezogen und dabei wohl kaum daran gedacht, dass ausgerechnet
ein sogenannter Gentleman mir dort auflauern und mich belästigen würde.
Edward unterdrückte mannhaft sein Bedürfnis, ihr mitzuteilen, dass ein solcher
Hintern in Hosen für jeden normalen Mann nicht nur eine Versuchung, sondern schon
eine Einladung darstellte. Ich kann Ihrem Vetter nur beipflichten, Miss McIntosh,
sagte er stattdessen. Es wäre zu gefährlich, ein Haus zu betreten, das Anzeichen von
Baufälligkeit zeigt.
Sophie verzog den Mund. Vom Wüstling zum Besserwisser. Das hat mir gerade
noch gefehlt. Das Haus ist bei Weitem nicht in einem so schlechten Zustand, wie
Henry behauptet. Außerdem würde ich gerne wissen, ob die Leute, die ihre Spuren
hinterlassen haben, einen Weg gefunden haben, auch einzudringen.
Sollte dies der Fall sein, wäre es noch ein Grund mehr, nicht zu versuchen, ebenfalls
das Haus zu betreten. An Ihrer Stelle, Miss McIntosh, würde ich diese Sache dem
Friedensrichter melden. Er wird dann einige Büttel schicken, die sich im Haus und in
der Umgebung ein wenig umsehen. Ich bin für morgen Abend bei Sir Winston
eingeladen. Wenn Sie es wünschen, werde ich ihm diese Sache vortragen. Er wird
zweifellos entsprechende Schritte einleiten und das Haus unter Beobachtung halten,
bis man herausfindet, wer in den Garten eingedrungen ist.
Sophie nahm nicht gerne Gefälligkeiten von Leuten an, die ihr bereits Grund gegeben
hatten, ihnen zu misstrauen. Lord Edward wirkte im Moment zwar erstaunlich
ernsthaft und ehrlich, aber es war besser, sich von ihm fernzuhalten. Sie hatte so ein
komisches Gefühl in seiner Nähe, und das befremdliche Bedürfnis ihn zu berühren und
von ihm berührt zu werden, machte ihr zu schaffen. Vielen Dank, machen Sie sich
keine Mühe. Sir Winston ist regelmäßiger Gast bei Tante Elisabeths
Whistgesellschaften. Ich habe durchaus die Möglichkeit, ihm mein Anliegen selbst
vorzutragen.
Auf jeden Fall sollten Sie
Lord Edward?
Edward setzte ein kühles Lächeln auf, als er sich nach Lady Elisabeth umwandte und
sich verneigte. Zuerst die Tochter, nun die Mutter. Konnten die beiden Frauen ihn und
seine Schottin nicht in Ruhe lassen?
Sophie, was fällt dir ein? Es gehört sich nicht, mit einem Gentleman hier auf der
Terrasse zu verweilen. Lady Elisabeth war der personifizierte Vorwurf.
Gentleman?, brummte Sophie so leise, dass nur Edward sie hören konnte. Er
kaschierte sein Lachen mit einem Hustenanfall. So gut amüsiert wie mit diesem
Mädchen hatte er sich seit Jahren nicht mehr.
Was hast du gesagt?, fragte Lady Elisabeth scharf.
Verzeihung, sagte Sophie sittsam. Ich werde sofort hineingehen. Wenn Sie mich
bitte entschuldigen, Lord Edward. Dieses Mal brachte sie sogar einen sehr anmutigen
Knicks zustande, bevor sie mit hoch erhobenem Kopf an ihrer Tante vorüber und in
den Saal hineinschritt. Er beobachtete unauffällig, wie sie sich an den Tänzern und
Gästen vorbei an der gegenüberliegenden Wand entlangdrückte und sich dann neben
die schwerhörige alte Mrs. Summers setzte, die hinübergriff und ihre Hand tätschelte.
Sophie lächelte ihr scheu und dankbar zu, und Edward lächelte ebenfalls. Er hatte die
alte Dame schon immer gemocht.
Miss Sophie und ich haben soeben über Marian Manor gesprochen, versuchte
Edward Lady Elisabeth abzulenken und drohende Ermahnungen von Sophie
fernzuhalten. Ich habe gesehen, dass offenbar Fremde im Park waren und angeboten,
mit dem Friedensrichter darüber zu reden, damit er
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