Suesse Versuchung
dieses Haus widerrechtlich benutzen!, sagte Sophie
wütend.
Widerrechtlich? Jonathan Hendricks sah an Sophie vorbei auf Henry. Aber ganz
gewiss nicht widerrechtlich. Ich habe die Erlaubnis des Eigentümers.
Sophie warf ihrem schrumpfenden Vetter einen glühenden Blick zu. Du hast
vorgegeben, das Haus gehöre dir?
Nun
Na schön, darüber sprechen wir später. Sophie wandte sich wieder dem
vordringlicheren Problem zu.
Jonathan grinste, als er Henrys betretene Miene sah. Pfui, Vetter Henry, da können
Sie sich aber auf etwas gefasst machen.
Oder Sie!, fuhr Sophie gereizt dazwischen. Henry ist ein armseliger Tropf, der
Ihnen das vermutlich nicht abschlagen konnte. Schließlich erpressen Sie ihn ja, damit
er bei Ihren illegalen Geschäften mitmacht.
Jonathan Hendricks Gesicht drückte Verblüffung aus.
Ich werde das nicht zulassen, setzte Sophie entschlossen fort. Ich sehe selbst, dass
es kein geeigneter Augenblick ist, um darüber zu sprechen, und dass Sie sich lieber mit
Ihren Bacchantinnen beschäftigen würden, aber
Sie haben sie als Bacchantinnen erkannt? Jonathan klang erfreut. Ich hätte nicht
gedacht
Es geht nicht darum, was Sie denken, sondern was die Büttel sagen werden, wenn
ich erzähle, in welche Geschäfte Sie verwickelt sind, unterbrach Sophie ihn. Sie
werden Henry in Zukunft in Ruhe lassen. Haben Sie mich verstanden?
Captain Hendricks sah sie mit einer Mischung aus Belustigung und Verwunderung
an. Natürlich habe ich Sie verstanden. Aber ich muss auch zugeben, dass Sie mich
überraschen. Niemals hätte ich bei Ihnen diese Vehemenz erwartet.
Was Sie erwartet haben, ist mir gleichgültig, erwiderte Sophie. Sie geben jetzt auf
der Stelle die Schuldscheine heraus und lassen meinen Vetter künftig in Ruhe, sonst
bekommen Sie es mit einer McIntosh zu tun!
Mit einer McIntosh. Verstehe. Diese Drohung sollte ich wohl besser ernst nehmen.
Aber Sie, Henry, enttäuschen mich, meinte Jonathan kopfschüttelnd. Verstecken
sich hinter Weiberröcken. Nicht, dass sie nicht hübsch wären, fügte er mit einem
Blick auf Sophie hinzu, aber es ist unmännlich. Und, sagte er liebenswürdig, völlig
sinnlos. Er kann nicht aus dem Geschäft aussteigen, meine Liebe. Ich kann Ihnen das
jetzt nicht klarmachen, aber
Sie werden mir auf der Stelle Henrys Schuldscheine übergeben.
Aber ich denke doch gar nicht daran! Jonathan lachte.
Dann bin ich morgen früh mit den Bütteln wieder da, erklärte Sophie kriegerisch.
Und dann wird es Ihnen schwerfallen zu erklären, wieso Sie widerrechtlich Feste in
meinem Haus abhalten können!
Falls Sie bis morgen früh überhaupt aus dem Haus kommen. Jonathans Stimme war
unverändert freundlich, aber sein Blick war plötzlich hart.
Als Sophie sich umwandte, sah sie, dass noch mehr Leute im Raum waren. Keiner
hörte zu, jeder war mit sich selbst beschäftigt oder mit anderen Gästen, aber ganz nahe
bei ihnen standen mehrere Diener. Oder war der Ausdruck Galgenvögel
zutreffender? Denn nach echten Dienern sahen sie so wenig aus wie der vierschrötige
Butler, den Hendricks Baxter gerufen hatte. Ganz hinten sah sie einen Mann, der
kurz die Hand hob. Als sie sich schnell umwandte, erkannte sie, dass Hendricks ihn
ebenfalls gesehen hatte. Er hatte ihm ein Zeichen gegeben. Sie erschrak. Das war der
Hagere, den sie in der Nacht in Jonathans Begleitung gesehen hatte. Ob er sie doch
dort bemerkt hatte?
Sie können uns jetzt noch nicht verlassen, liebe Sophie. Zuerst wollen wir ein
kleines Spiel spielen. Jonathan hatte ihren Arm ergriffen.
Das fällt mir nicht ein!
Sophie, Jonathan beugte sich näher. Ich kann Sie jetzt wirklich nicht gehen lassen.
Selbst wenn ich wollte Sie haben schon zu viel Aufmerksamkeit erregt. Man würde
Sie verfolgen. Außerdem wäre es schade, wenn Sie schon gingen. Jetzt fängt doch der
Abend erst richtig an.
Mehrere Leute drängten sich heran. Sophie versuchte sich aus Hendricks Griff zu
befreien. Aber ohne mich! Wagen Sie es nicht! Lassen Sie mich sofort los! Henry!
Willst du nicht vielleicht etwas tun?! Sophie warf ihrem Vetter einen empörten Blick
zu, aber der senkte nur beschämt den Kopf.
Nein, will er nicht, erwiderte Jonathan an seiner Stelle. Weil er nämlich klüger ist
als Sie. Er packte ihren Arm fester, während sein Blick über die Anwesenden
Weitere Kostenlose Bücher