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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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glitt.
    Hinten an der Wand stand ein Mann, der soeben das Haus betreten hatte. Er war mit
    Frack und Zylinder bekleidet und passte nicht recht in diese Gesellschaft. Sein kalter
    Blick traf auf den Jonathans. Der grinste jedoch nur zurück und führte Sophie, die
    nichts bemerkt hatte, in den nächsten Raum.
    Sophie stolperte mit. Sie wollte widersprechen, aber der Anblick des Raumes war
    dazu angetan, sie verstummen zu lassen. Es war, als wäre sie nicht nur von einem
    Zimmer ins andere getreten – sie befand sich in einer völlig anderen Welt! Es musste
    sich um den Ballsaal handeln, von dem ihre Mutter erzählt hatte. Das Haus wirkte von
    innen noch größer als von außen. An den Wänden waren Spiegel, die die ohnehin
    schon beeindruckenden Dimensionen des Raumes noch vervielfachten. Palmen in
    großen Tontöpfen bildeten kleine Oasen, lauschige Plätzchen, in denen Sofas standen,
    auf denen sich Männer und Frauen niedergelassen hatten. Viele waren so wie
    diejenigen, die Sophie gleich beim Eintritt gesehen hatte – nur sehr spärlich bekleidet.
    Mehrere junge Frauen tanzten überhaupt völlig nackt mit nur einem Schleier vor dem
    Gesicht. Männerhände griffen nach ihnen. Manchmal wichen sie aus, manchmal ließen
    sie sich einfangen und in eine Nische, eine Palmenoase ziehen. Man hörte sie kichern,
    leise aufschreien. Hinter einem Paravent, der den Eingang zu einem kleinen Salon
    verdeckte, hörte man leises Stöhnen, und auf einer Balustrade spielte eine Kapelle
    exotische Weisen. Der Blick aus den Fenstern war durch schwere Vorhänge verdeckt,
    hinter denen man ebenfalls Bewegung sah.
    Über allem lag der drückende Geruch von Parfüm, schwitzenden Menschen, erregten
    Leibern und den zahllosen brennenden Kerzen. Eine Nymphe, nur mit einem
    Goldgürtel bekleidet, trug ein Tablett mit Weingläsern heran. Jonathan nahm eines
    herab und hielt es Sophie hin. „Und jetzt, meine liebe Miss Sophie, werden wir ein
    nettes Spiel spielen.“
    „Das würde mir einfallen!“ Sophie war minutenlang sprachlos gewesen, aber nun
    fing sie sich wieder. Sie war für die Maske dankbar, sie musste hochrot vor Scham und
    Aufregung sein. Scham vielleicht schon deshalb, weil dieser Saal, diese Leute, diese
    Ansichten sie nicht ethisch oder moralisch abstießen, sondern neugierig machten und
    … erregten.
    „Oh doch, Sie werden mitspielen“, sagte Jonathan mit einem süffisanten Lächeln.
    Sophie blitzte ihn wütend an. Er hatte nicht das geringste Recht dazu, sie zu einem
    lächerlichen Spiel zu veranlassen.
    „Oder soll ich Ihnen hier und vor allen Leuten die Maske herunterreißen und
    erklären, dass Lady Elisabeths brave Nichte bei einer meiner Festlichkeiten mitmacht?
    Was würde Ihre Tante wohl dazu sagen?“
    Was würde ihr Vater dazu sagen , war viel eher die Frage, die Sophie einschüchterte.
    Sie sah sich schon mit dem langweiligen Phaelas verheiratet. Und das, nachdem sie

    schon über einen Monat hier durchgestanden hatte, ohne besonders unangenehm
    aufzufallen. Sie sah sich nach ihrem Vetter um. „Henry!“
    „Henry wird mir nicht widersprechen. Er wird morgen dem Constabler übergeben,
    wenn er etwas unternimmt. Vergessen Sie nicht, meine Liebe, er ist in meiner Hand.“
    „Pah! Sie gehören doch zu den Schmugglern. Weitaus mehr als Henry. Was wollen
    Sie ihm schon anhaben? Er ist vielleicht dumm genug, darauf reinzufallen, aber …“
    „Aber Sophie“, brummte Henry.
    „… aber ich bin es nicht“, ergänzte Sophie den Satz, ohne ihren Vetter zu beachten.
    „Niemand kann mir etwas anhaben. Mein Wort würde gegen Ihres und das von Henry
    stehen.“
    „Ich werde Sie anklagen!“
    Jonathan lächelte sie mitleidig an. „Glauben Sie wirklich, dass Ihnen noch jemand
    etwas glaubt, wenn ich weitererzähle, dass ich die Ehre hatte, Lady Elisabeths Nichte
    auf einem meiner Feste zu begrüßen?“
    Sophie machte sich wütend aus Hendricks Griff frei. „Geben Sie mir die
    Schuldscheine, und Sie sind mich auch schon los! Ich habe weder Zeit noch Lust zum
    Spiel!“
    „Dann werden Sie sich jetzt eben die Zeit nehmen.“ Er beugte sich nieder. „Die
    Schuldscheine für Ihre Teilnahme an dem Spiel.“ Er lächelte verführerisch, während
    seine Finger spielerisch über ihren Hals glitten. „Wie wäre es? Sind Sie mutig genug,
    darauf einzugehen?“
    Sophie schlug seine Hand weg. Sollte es wirklich so einfach sein? Und worin bestand
    dieses Spiel? Der Gedanke, die Scheine auf leichte Art und Weise zu erhalten, war
    verlockend.
    Captain Hendricks

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