Süße Worte, heißes Flüstern
Daddy sein kann? Als Geschäftsfrau solltest du wissen, dass es sich rächt, wenn man eine günstige Gelegenheit nicht beim Schopfe packt.”
“Für den Winter hab ich eine elektrische Heizdecke, liebste Phoebe. Und die Mädchen kommen bisher auch so gut zurecht.”
Phoebe straffte die Schultern und sah Hannah streng an. “Pass auf, dass ich dich in deinem Alter nicht noch übers Knie lege. Ich bin derselbe Jahrgang wie deine Mutter.”
Lachend stand Hannah auf und wandte sich zum Gehen. Wie empört Phoebe auch tat, Hannah war sicher, dass sie selbst aus den kümmerlichen Brocken, die sie ihr hingeworfen hatte, etwas machte, das man gut in Umlauf setzen konnte.
Seth hatte versucht, sich die Zeit mit Fernsehen zu vertreiben, nachdem Hannah mit den Kindern aus dem Haus gegangen war. Aber das hatte einen Haken. Das Einzige, was ihn im Fernsehen interessierte, waren Sportübertragungen und Actionfilme, und die liefen um diese Zeit nicht. Er war es nicht gewohnt herumzusitzen. Wenn er sonst nach seinen langen Dienststunden nach Hause kam, kam er normalerweise gerade noch zum Essen, bevor ihm die Augen zufielen.
Kurz nach neun hörte er Hannah zurückkommen. Er hielt es jedoch für besser, auf seinem Zimmer zu bleiben und ihr aus dem Weg zu gehen. Per Handy versuchte er, die Werkstatt anzurufen, um sich nach seinem Motorrad zu erkundigen, erreichte aber nur den Anrufbeantworter, der ihm mitteilte, dass man dort erst ab Mittag erreichbar sei.
Seth sah fassungslos auf sein Handy. Was war das für ein langweiliger Laden, der erst mittags anfing zu arbeiten? Auch wenn man es einer Kleinstadt wie dieser zugestand, dass hier alles gemächlicher ablief, war das unglaublich!
Minutenlang starrte Seth auf die blauweiß gestreifte Tapete. Bald kamen ihm die Streifen vor wie Gitterstäbe eines Käfigs, und so entschloss er sich, nun doch hinauszugehen. Er zog saubere Jeans und ein neues T-Shirt an, steckte sein Handy in die Hosentasche und hüpfte auf einem Bein ins Wohnzimmer.
Dort empfing ihn ein schwacher Geruch nach Möbelpolitur. Offenbar hatte Hannah im Erdgeschoss schon sauber gemacht, während er noch auf seinem Zimmer gewesen war. Jetzt war aus dem Obergeschoss Radiomusik zu hören. Seth bezwang seine Neugier, nachzusehen, was sie da oben machte, und warf stattdessen einen Blick auf das Bücherregal. Er fand einen Roman von John Grisham, dick genug, um ihn eine Weile zu beschäftigen, und begab sich damit aufs Sofa.
Aber schon nach wenigen Seiten merkte er, dass seine Gedanken der Handlung nicht mehr folgten. Er gab auf und klappte das Buch zu. Untätigkeit hatte er noch nie vertragen. Aber untätig zuzuhören, wie Hannah ein Stockwerk höher geschäftig herumlief, das brachte ihn um den Verstand.
Er lauschte und fragte sich, was sie da oben wohl trieb. In regelmäßigen Abständen war ein Scheuern wie von Sandpapier auf Holz zu hören. Zwischendurch raschelte es, dann wurde offenbar Klebeband abgerollt und abgerissen. Sein Blick folgte den Treppenstufen nach oben, aber er blieb eisern, wo er war. Eine weitere Begegnung wie heute Morgen, als er Hannah mit ihrem niedlichen Po hatte wackeln sehen, wollte er nicht riskieren. Das würde ihm den Rest geben. Das Einzige, was jetzt half, einen klaren Kopf zu bekommen, war ein Gang an die frische Luft.
Draußen war es schon deutlich wärmer geworden, aber unter der überdachten Veranda war es noch angenehm kühl. Neben den beiden Korbstühlen standen in großen Terrakottatöpfen Grünpflanzen. In einer dekorativen alten Holzschubkarre hatte Hannah einen Farn gepflanzt. Die Fenster waren hoch und blitzblank geputzt. Die weiß lackierten Rahmen bildeten zusammen mit der weißen Eingangstür einen hübschen Kontrast zu dem blau gestrichenen Haus. Das Haus bot einen erfreulichen Anblick, genauso hübsch anzusehen wie seine Besitzerin.
Das Einzige, was das Bild störte, waren der dicke, abgebrochene Ast, der immer noch mitten auf dem Rasen lag, und die weiter unten verstreut liegenden zertrümmerten Holzlatten, die an seinen Durchbruch durch den Zaun erinnerten. Obwohl das, was er da angerichtet hatte, nicht zu vermeiden gewesen war, hatte Seth ein schlechtes Gewissen, Hannah solche eine Verwüstung zu hinterlassen. Wenigstens aufräumen sollte er.
Sich am Geländer festhaltend, hüpfte er vorsichtig die Stufen der Veranda hinab. Dann griff er nach dem Ungetüm von Ast und zerrte ihn vom Rasen herunter an die Seite, sodass er außer Sichtweite kam. Als Nächstes machte er
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