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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Sie streckte mir ihre runzlige kleine Hand hin.
    Ich zögerte nur kurz, dann ergriff ich sie. »Aber ich muss wirklich so bald wie möglich wieder hier sein«, warnte ich sie.
    »Ach was, ich bring dich überall hin, wo du willst. Und
jetzt halt dich gut fest, Herrin.« Sie holte tief Luft, hob ihren Fuß …
    Es knackte laut in meinen Ohren. Aggie hielt mich so fest, dass mir die Hand wehtat. Meine Wohnung verschwand hinter einer Nebelwand, und ich wurde von einem heftigen Wind, der aus allen Richtungen kam, hin und her geschleudert. Vor mir tauchte vage eine andere Küche auf, dann noch eine. Ein zarter Junge saß an einem Tisch und beugte sich über sein Malbuch. Zwei weitere Küchen, beide verlassen, dann sah ich einen alten Mann auf einem Hocker sitzen, die Füße auf den Tisch gelegt. Er nippte an einer Teetasse. Der Druck wurde immer stärker, ich konnte kaum noch atmen. Eine heruntergekommene Küche mit einem alten Spülbecken. Ich hatte das Gefühl, als würde meine Brust von einem Stahlband zusammengeschnürt werden. Ich erhaschte einen Blick auf eine rotbackige Frau, die sich müde mit einer mehligen Hand über die Stirn rieb. Der Druck war nun so stark, dass ich glaubte, ihn nicht länger aushalten zu können. Da nahm eine große Restaurantküche um uns herum Gestalt an: rostfreie Stahloberflächen, riesige Backherde und Kühlschränke …
    Aggie setzte ihren Fuß auf dem Boden auf und ließ meine Hand los. »Wir sind da.«
    Ich stolperte. Mein Kopf schwirrte, mein Magen drehte sich wie ein Mixer.
    Sie packte meine Hand, tätschelte sie. »Na, na, das wird schon.« Eine herrliche Wärme stieg von ihrer Hand in meinen Arm und breitete sich von dort in meinem ganzen Körper aus. Mein Kopf wurde wieder klar. »Der Hauselfenpfad ist ein bisschen zu rasant für die meisten Leute.«
    Ich schaute mich um. Wir waren im Restaurant, in Aggies Küche. »Wow, so schnell hab ich London noch nie durchquert«, sagte ich beeindruckt.
    »Ach, das is doch nix.« Ihr Walnussgesicht legte sich in geschmeichelte Falten. »Aber jetzt schau rein zu meinem Schatz
und ihrem Freund.« Sie gab mir einen Klaps auf den Po. »Sie sind da drin.«
    Es war stockdunkel im Restaurant, die Jalousien waren heruntergelassen. Ich stand einen Moment still, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Holly winkte mir aus der hintersten Ecke zu.
    Ich ging ein halbes Dutzend Schritte auf sie zu, dann blieb ich abrupt stehen. Ich hatte ihren »Freund« erblickt.
    Es war Louis, der französische Psycho-Vamp aus dem Polizeirevier.

37. K apitel
    W as hatte dieser blutsaugende Psychopath hier zu suchen? Oder besser gesagt, wieso war er schon wach? Die Sonne war doch noch gar nicht untergegangen! Ich hatte mich darauf verlassen, dass die Blutsauger nie vor Einbruch der Dunkelheit aus ihren Löchern krochen.
    »Genny!« Holly winkte mir zu. »Danke, dass du gekommen bist. Ist doch nett von ihr, nicht, Louis?«
    Als ich ihren Tisch erreichte, rappelte sich Louis müde auf die Beine und sagte, »Enchanté, Mademoiselle.« Erschöpft ließ er sich auf den Stuhl zurückfallen. Er trug ein langes, tailliertes grünes Samtjackett, von dem sich die üppige Spitze an Ärmeln und Hemdkragen schneeweiß abhob. Seine dunklen Haare waren mit einer gleichfalls grünen Samtschleife locker im Nacken zusammengefasst. Aber die Brandwunde von dem silbernen Kopfring, den man ihm auf dem Polizeirevier angelegt hatte, um ihn unter Kontrolle zu halten, war noch immer zu sehen. Es schien, als ob Selbstheilung nicht gerade zu seinen Stärken gehörte.
    Holly hing an seinem Arm. Grüne Schleifen zierten ihre wilden schwarzen Locken, und sie hatte ihre Carmenbluse so weit heruntergezogen, dass man ihre cremeweißen Schultern sah. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd, ihre spitzen grünen Zähne leuchteten phosphoreszierend im Halbdunkel. Ob der irre Louis wusste, worauf er sich da eingelassen hatte?
    »Louis muss dich was fragen.« Sie schaute ihren Liebsten entzückt an. »Aber er spricht nicht sehr gut Englisch, stimmt’s?«
    »Oui, mon cœur.«

    Sie giggelte. »Er nennt mich ›mein Herz‹, ist das nicht cool? Aggie und ich, wir hatten einen Riesenkrach, nachdem du da warst, und Dad hat darauf bestanden, dass …«
    »Dad?«, unterbrach ich sie.
    »Es ist Dads Restaurant. Ich bin mit der Schule fertig und arbeite jetzt Vollzeit. Du hast ihn kennengelernt.«
    Ach ja: Mr. Manager mit den polierten Schuhen.
    »Na jedenfalls« – Holly drückte sich einen weiteren, nicht

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