Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
Vom Netzwerk:
annahm.« Sie ergriff meinen Arm und fuhr über die rote Narbe, die sich vom Ellbogen bis zum Handgelenk zog. Ihre Berührung war sanft, hypnotisch. »Und die vier Vampire, denen Rio erlaubt hat, sich an dir zu nähren, waren viel effektiver, um das Eisen aus deiner Blutbahn zu saugen, als Darius allein imstande gewesen wäre.« Sie beugte sich vor und leckte den geschwollenen Biss an meinem Hals ab.
    Ich erschauderte.
    »Ohne diesen Blutverlust hättest du die Vergiftung wahrscheinlich nicht überlebt, nicht einmal du mit deinen außergewöhnlichen Genen.« Sie gab mir einen zarten Kuss auf die Lippen. »Meine Hilfe ist immer vollkommen selbstlos. Und dennoch lohnt es sich, denn der Lohn erfolgt auf wunderbare, unerwartete Weise.« Sie ließ sich aufs Bett zurücksinken und schloss schmunzelnd die Finger um Darius’ Fußgelenk. »Mit ihm war es einfach herrlich.«
    Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Ihre sanften Berührungen hatten mich fast in eine Trance versetzt. Hatte ich recht gehört? Hatte sie gerade behauptet, mir das Leben gerettet zu haben? Aber das spielte keine Rolle, denn kein Mensch war selbstlos, jeder wollte irgendwas. Und was sie wollte, würde ich schon noch herauskriegen. Aber bis dahin gab es Wichtigeres zu tun.

    »Wenn du mir so gern helfen willst, dann bring mich zu Malik al-Khan.«
    »Malik kann dir nicht helfen, Genevieve«, sagte sie und stieß ein leises, warmes Lachen aus, das sich wohltuend in der Höhle ausbreitete. »Ich fürchte, er tanzt noch immer nach der Pfeife seines Meisters.«
    So viel zu Plan A.
    » Na gut. Dann besorg mir ein Telefon.« Ich machte eine ausholende Armbewegung. »Oder schaff mich hier raus.«
    »Wir sind hier tief unter der Erde.« Sie strich die seidenen Bettlaken glatt. »Als die Kobolde diese Höhlen aushoben, gab es noch keine Handys, und die Vampire sind so archaisch, dass ihnen der Gedanke, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, noch gar nicht gekommen ist. Und rausschaffen kann ich dich leider auch nicht, Genevieve.« Sie erhob sich seufzend. »Ich kann nicht zaubern. Ich bin nur ein Mensch. Und wir befinden uns im Zentrum von Sucker Town. Die Vampire sammeln sich da oben zum Zweikampf.« Sie trat vor einen wuchtigen Kleiderschrank. »Ein Entkommen ist so gut wie unmöglich. Und auch noch all deine Freunde retten? Nein, ich fürchte, das geht nicht.«
    Hatte sie »Freunde« gesagt? Plural? »Sagtest du ›Freunde‹?«
    Sie lächelte mich an, als ob ich ein Kind wäre. »Nun, du hast doch mehr als nur einen, oder?«
    Katie . Mein Magen krampfte sich zusammen.
    Hannah machte den Schrank auf und legte ein paar Kleidungsstücke aufs Bett.
    Ich starrte sie an. Was sollte ich machen, wenn sie sowohl Katie als auch Finn in ihrer Gewalt hatten?
    »Steh nicht so rum«, schalt sie mich, und da merkte ich, was ich anschaute: Es war das Korsett-Girl-Outfit.
    »Komm, zieh dich an. Du willst doch sicher nicht nackt nach draußen gehen.« Sie nahm ein langes blaues Abendkleid aus dem Schrank und hielt es hoch. Ihre Augen funkelten begeistert.
»Wunderschön, nicht?« Sie strich über den schimmernden Seidenstoff. »John Galliano hat es extra für mich entworfen.« Sie schaute misstrauisch auf. »Komm nicht auf dumme Gedanken! Ich bin ein hilfsbereiter Mensch, das habe ich gesagt. Aber vor einem Original-Dior-Kleid macht selbst meine Hilfsbereitschaft halt.«
    Ihr Kleid war das Letzte, was ich wollte.

43. K apitel
    D ie überirdisch geborene Koboldfrau kräuselte ihre Schnurrhaare und betrachtete mich mit ihren scharfen babyblauen Froschaugen. Sie fuhr mit einem langen, dreigliedrigen Finger über ihren Nasenrücken. Ich erwiderte den Gruß.
    Da erschien wie aus dem Nichts ein Kartendeck vor ihr auf dem mit blauem Filz ausgelegten Tisch. Sie nahm das Deck zur Hand und begann, es mit ihren langen, astartigen Fingern so schnell zu mischen, dass das Auge nicht folgen konnte. Dann legte sie das Deck umgedreht vor mir ab.
    »Schnell, Genevieve, du musst eine ziehen«, rief mir Hannah über den Lärm, das Geschrei und Gejohle einer unsichtbaren Menschenmenge ins Ohr.
    Ich presste die Lippen zusammen. Jetzt hatte sie’s auf einmal eilig.
    Wir waren von der unterirdischen Kammer in einen Steinkorridor gelangt, in dessen Mitte in einem versenkten Bachbett ein kleiner Strom floss. Hannah hatte naserümpfend den Saum ihres Diorkleids gelüpft und war mit Trippelschrittchen über die sanft nach oben führende Rampe gegangen. Ich war ihr in meinem

Weitere Kostenlose Bücher