Sueßer als der Duft der Rosen
du die Tube nicht zugedreht hattest und das Zeug im Koffer ausgelaufen ist. Ich hatte einen wichtigen Termin und nichts anzuziehen."
"Du hattest keinen Termin, sondern ein Date. Mit einer absolut unmöglichen Frau."
"Augenblick mal..."
Kathryn unterdrückte ein Lächeln, als Curt ihnen durchs Haus folgte und etwas von unmöglichen Frauen und einer kalten Dusche murmelte. Sie hatte ganz vergessen, dass die Rivalität zwischen Geschwistern auch ihre lustigen Seiten hatte. Ihre kleine Schwester Alice war ihr oft unsäglich auf die Nerven gegangen, aber sie hatte sie über alles geliebt.
In diesem Fall besaßen Bruder und Schwester offenbar denselben natürlichen Charme. Sie beneidete Lucy um ihre lebhafte Persönlichkeit und die ungekünstelte Zuversicht, die sie ausstrahlte. Beides waren Eigenschaften, die Kathryn an sich selbst schmerzlich vermisste. Aber jetzt war es an der Zeit, mögliche Missverständnisse auszuräumen.
Sie betraten die Küche, und Lucy schickte Marvin, den Butler, hinaus. "Erzählen Sie mir von sich und meinem Bruder", forderte sie Kathryn auf, während sie den Tee in einen Krug goss. Sie besaß eine übersprudelnde Energie, und Kathryn sah ihr mit einer Mischung aus Staunen und Bewunderung zu.
"Es gibt nichts zu erzählen."
"Ich habe gesehen, wie er Sie geküsst hat" sagte sie und ließ Eiswürfel in den Krug fallen.
"Das hatte nichts zu bedeuten."
Lucy stellte den Krug auf den Tisch und schenkte zwei Gläser ein. "Sie sind nicht mit Curt befreundet?"
"Nein." Kathryn nahm einen Schluck. "Na ja, wir sind am nächsten Wochenende verabredet, aber das ist auch schon alles.
Wir kennen uns nur, weil ich in der Kanzlei arbeite, die ihn gegen Roslyn Kellogg vertritt."
"Ach, die ..." Lucy rümpfte die Nase. "Junge, habe ich mich in der Frau geirrt."
"Ja, so etwas kommt leider vor. Wie Sie sehen, ist meine Beziehung zu Curt... Mr. Creighton also rein beruflich", beteuerte Kathryn.
Seine Schwester warf ihr einen skeptischen Blick zu.
"Schade. Ich hatte gehofft..." Sie holte eine Dose Cashewnüsse aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. "Ich glaube, Curt fühlt sich einsam und ..."
"Ihr Bruder? Einsam?" Kathryn verschluckte sich fast.
"Obwohl die Radisson-Zwillinge ihm Gesellschaft leisten? Und nicht nur sie, ne hme ich an."
"Oh, die bedeuten Curt nichts. Die Mädchen, die ich hier bei ihm unterbringe, bis ich für sie eine anständige Rolle finde, sind alle nicht sein Typ. Curts großes Problem besteht darin, jemanden zu finden, der nicht nur an seinem Geld oder seinen Kontakten interessiert ist." Sie schob sich einige Nüsse in den Mund. "Ich schätze, ich habe dasselbe Problem. Eigentlich kein Wunder, was?" Ihre Armbänder klirrten, als sie eine ausholende Handbewegung machte.
Es war die größte und am besten ausgestattete Küche, in der Kathryn je gewesen war. Meilen von Edelstahl und hölzernen Arbeitsplatten, gegen die ihre Wohnung winzig wirkte. Und was sie vom Rest des Hauses gesehen hatte, war ebenso luxuriös.
Kathryn hatte nie darüber nachgedacht, welche Probleme ein derartiger Reichtum mit sich brachte. Einen Partner fürs Leben zu finden war für diese Menschen vielleicht noch schwieriger als für andere. Sie waren zu Recht misstrauisch, denn sie mussten befürchten, dass ihr Geld jede Beziehung verfälschte.
Plötzlich verstand sie, was Lucy meinte.
Aber was sie nicht verstand, war Curts Interesse an ihr. Sie hatte sieben Tage Zeit, sich einen Vorwand auszudenken, unter dem sie die Verabredung mit Curt Creighton absagen konnte.
Denn sonst würde sie ihr Herz und ihre Seele einer viel zu großen Gefahr aussetzen.
6. KAPITEL
Nach drei Nächten, in denen sie kaum geschlafen hatte, starrte Kathryn aus geröteten Augen in den Spiegel. Sie öffnete den Mund und hoffte, im Hals Anzeichen einer Entzündung zu finden. Aber leider hatte ihr Kollege Clarence sie nicht angesteckt. Was war bloß los mit ihr? Warum nahm sie sogar eine Erkrankung in Kauf, um sich nicht mit Curt Creighton treffen zu müssen?
"Du elender Feigling!" beschimpfte sie ihr Spiegelbild.
Ich könnte sagen, dass ich mir ein Bein gebrochen habe, überlegte sie und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
Krücken und ein Gipsverband würden Curt überzeugen. Aber vermutlich würde er ihr einen vergoldeten Rollstuhl schenken.
Er war nicht so leicht zu entmutigen.
Oder sie besorgte sich doch noch eine gerichtliche
Verfügung. Aber bei ihrem Glück geriet sie wahrscheinlich an eine Richterin, die
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