Süßer Pakt der Sünde (German Edition)
Blicke,
die sich die beiden zuwarfen, selbst wenn sie sich verstohlen an den Händen
hielten, hielten ihr spöttisch vor, was sie selbst nie gehabt hatte.
Bereits in Chippenham hielt sie es
nicht mehr aus. Nach dem Mittagessen wandelten Bella und Oliver durch den
Kirchgarten, Alex schickte Frances los, ihr eins der Reitkleider aus dem Gepäck
zu suchen und sah sich dann mit dem Stallburschen die Pferde an. Das war einer
der Momente, in denen Alex gleichzeitig froh war, über Geld zu verfügen, und
ein wenig sarkastisch dachte, dass Geld einem alles ermöglichte. Nun, fast
alles.
Die nächsten zwei Tage verbrachte Alex im Sattel. Die Schenkel taten ihr weh, da
sie es nicht gewohnt war so lange zu reiten, aber um nichts in der Welt hätte
sie sich zu den vor Glück grinsenden Leuten in die Kutsche gesetzt.
Ihr Reitkleid mit dem Hosenrock
machte es ein wenig leichter, denn so saß sie wenigstens gerade, aber so
schmerzten ihr halt die Beine statt dem Rücken.
Auch Bella war aufgefallen, wie
mürrisch Miss Alex geworden war, sie hielt sich aber mit Fragen zurück. Nicht,
dass Alex noch auf die Idee käme, Oliver reiten zu lassen.
Aber noch vor London organisierte
Oliver sich ein Pferd und ritt eine Weile stumm neben Alex her. Er störte sie
nicht wirklich, aber sie hätte ihre Gedanken lieber für sich behalten, nur vor
Oliver ging das nicht. Oliver kannte sie viel zu gut.
„Was bedrückt dich?“, fragte er
sanft. Er ahnte schon, dass es nicht wirklich um ihn und Bella ging.
Alex warf ihm einen giftigen Blick zu
und schwieg beharrlich, was ihm ein leises Lachen entlockte.
„Du magst ihn, nicht wahr?“, bohrte
er weiter.
Falls Alex sich ertappt fühlte, ließ
sie es sich nicht anmerken. Zumindest reagierte sie, indem sie heftig den Atem
ausstieß. „Ja – nein, nicht wirklich.“
Oliver zog die Augenbrauen hoch und
verkniff sich ein Grinsen. „Naja, er ist schon ein Prachtexemplar“, schmunzelte
er und Alex warf ihm einen genervten Blick zu.
Oliver fasste nach ihren Zügeln, so
dass sie näher kam und die Kutsche sich ein Stück entfernte. So konnten sie
ungestört reden. Er nahm ihre Hände in seine.
„Ist es wegen der Sache in der
Bibliothek?“, sagte er ruhig. „Du weißt doch, dass er nie etwas sagen würde. Er
ist nicht so einer“, nahm er ihn in Schutz.
„Ach, Oliver, das weiß ich doch. Ich
… ach, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. In einem Moment freue ich mich
darauf, ihn zu sehen, im nächsten würde ich am liebsten umkehren.“ Sie wich
seinem scharfen Blick aus.
Oliver hob die Hand an ihre Wange.
„Alex, vielleicht ist er der Mann fürs Leben?“
Alex stieß ein bitteres Lachen aus
und schob seine Hand weg. „Und selbst wenn es so wäre, was nicht so ist, jetzt ist
es eh zu spät. Wir haben einen Vertrag.“ Sie blickte an ihm vorbei. „Ich
glaube, Bella vermisst dich“, sagte sie dann.
Oliver nickte. „Du steckst voll drin,
Alex. Wenn du wen zum reden brauchst, du weißt ja, wo du mich findest.“
Sie nickte, und Oliver wusste, er
hatte getan, was er konnte. Er ließ die Hand wieder sinken, wendete sein Pferd
und schloss an die Kutsche an. Alex blieb ein wenig zurück, sie musste
nachdenken.
Der Mann fürs Leben? Dass ich nicht
lache, dachte sie. Sie hatte Thornhill nur zweimal getroffen und beide Male war
er über sie hergefallen. Der Kuss in seinem Stadthaus hatte den Stein ins
Rollen gebracht und in der Bibliothek war er auch wesentlich weiter gegangen,
als sie eigentlich geplant hatte. Sie hatte nicht das Feuer spüren und seine
Berührungen genießen wollen. Nein, sie hatte ein sorgsam inszeniertes Theater
geplant und was hatte sie bekommen? Einen Total-Absturz, und wenn sie nicht
unterbrochen worden wäre, wäre sie ihm willig in den Abgrund gefolgt.
Sie gab ihm nicht direkt die Schuld
daran, schließlich war sie genauso begierig darauf gewesen. Aber er war
schließlich älter und erfahrener, sie hätte erwartet, dass er sich unter
Kontrolle hatte.
Aber nachdem sie ihn jetzt
wiedersehen würde, von Angesicht zu Angesicht, ungeschminkt und ohne Schleier,
war sie sich keineswegs sicher, ob das, was zwischen ihnen aufgelodert war,
wirklich erloschen war. Und sie wusste, sie könnte seine Ablehnung nicht
ertragen. Allein bei dem Gedanken an ihn wurde ihr ganz mulmig.
Aber sie würde sich einfach
beherrschen. Und so, wie sich ihre Beine anfühlten hatte sie im Moment wirklich
andere Probleme. Sie würden sich früh genug gegenüber stehen, dann hatte sie
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