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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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einer mythischen Fratze, unter der mit lateinischen Buchstaben das Wort Chaac geschrieben stand.
    Ich las das Kapitel noch einmal durch, und wie ein tropischer Regen, dessen Herr und Gebieter diese Gottheit war, brach die Erkenntnis über mich herein, dass mit mir etwas Unerklärliches und Unheilvolles geschah. Alle Einzelheiten der Geschichte schienen zusammenzuhängen: jener verfrühte,
tropische Wolkenbruch, der auf den Stoßtrupp der Konquistadoren zur gleichen Zeit niederging, als ihre Kameraden ein furchtbares, unbekanntes Schicksal ereilte; der nächtliche, eiskalte Schauer, der mich unter Hausarrest gesetzt hatte; die Opferungen, die ich im Traum gesehen hatte. Ich wagte nicht mehr daran zu zweifeln, dass hinter all dem ein gemeinsamer Sinn stand. Ein Sinn, der mir jedoch noch immer verborgen blieb.
     
    Nur ein paar Tage hielt ich der Versuchung stand. Sobald es mir jedoch wieder etwas besser ging, ließ ich sämtliche logischen Konstrukte und abergläubischen Theorien fahren, zog mich warm an, nahm einen Schirm mit und machte mich auf in Richtung Übersetzungsbüro. Ich war wild entschlossen: Entweder zog ich dem argwöhnischen Kerl Adresse und Telefonnummer des Auftraggebers aus der Nase, oder er musste damit rechnen, dass wir uns beim zuständigen Kriminalbeamten wiedersahen.
    Aber der Zweikampf fand nicht statt. Das Büro war geschlossen, und ich brauchte gute fünf Minuten, bis ich glaubte, was ich sah: Die toten Fenster waren bereits mit einer Schicht aus Staub und Schmutz bedeckt. Staub lag auch auf dem Klingelknopf an der Tür. Schloss und Klinke waren mit Draht umwickelt und mit einer Plastikplombe versehen, und am gesamten Türrahmen hingen mehrere, leicht schmuddelige Zettel mit der Aufschrift VERSIEGELT und dem blauen Stempel der Moskauer Kriminalpolizei.

LA OBSESIÓN

    D ie Miliz hatte tatsächlich das Büro geschlossen, genau wie der Bürohengst befürchtet hatte. Lag es daran, dass er etwas verschwiegen hatte? War er selbst in Verdacht geraten und verhaftet und dem Büro die Lizenz, oder was auch immer eine Übersetzungsfirma brauchte, entzogen worden? Oder handelte es sich nur um eine vorübergehende Schließung, um Druck auf ihn auszuüben? Vielleicht war er nicht nur ein Angestellter, sondern der Chef des Büros? Was konnte sonst passiert sein, und vor allem, warum war die Tür verplombt?
    Durch die verstaubten Doppelscheiben war nichts zu erkennen. Ich blickte mich verstohlen um und begann das zweistöckige Gebäude, in dem sich das Büro befand, zu umrunden. Bei jedem Fenster stellte ich mich auf die Zehenspitzen und versuchte auszumachen, wie es im Inneren aussah. Auf der Rückseite entdeckte ich eine kleine Eisentür - offenbar ein Notausgang. Auch sie war von der Miliz versiegelt worden.
    Einige Schritte weiter befand sich der Abgang zu einem Kellerraum, in dem ein Café untergebracht war. Auf dem Blechdach, das die zehn Stufen und den Eingang vor dem Regen schützte, war ein Schild angebracht mit der Aufschrift: TZOMPANTLI-GRILL. KAUKASISCHE UND MEXIKANISCHE KÜCHE. Aus der leicht geöffneten Tür fiel ein schmaler Keil fahlen Lichts auf die Treppe, und ein exotisches
Aroma drang an meine Nase, das sogleich meine Fantasie anregte, ein forderndes Ziehen im Bauch erzeugte und den Mund wässrig machte.
    Ich hatte nicht gewusst, dass sich in diesem Haus noch etwas anderes befand als das Übersetzungsbüro. Ich schlug den Mantelkragen hoch - ganz der Detektiv - und begann die Treppe hinabzusteigen. Schwer zu sagen, was mich mehr antrieb: die Neugier des Entdeckers oder mein knurrender Magen.
    Ich setzte mich an einen Tisch, nickte der adretten blonden Kellnerin mit der blauen Schürze und dem etwas geschmacklosen Häubchen so liebenswürdig wie möglich zu und vertiefte mich in die Speisekarte. Das Angebot war attraktiv, und auch die Preise verdarben einem nicht die Laune. Zur Sicherheit kontrollierte ich den Inhalt meines Geldbeutels und bestellte dann einmal Lobio, Hammelspießchen und Tapas.
    Während ich mich über die schmackhaften Häppchen hermachte (ich war allerdings nie in Spanien gewesen und hatte daher keine Erfahrung mit echten Tapas), sah ich mich im Café um und plante meine nächsten Schritte.
    Die Ausstattung war angenehm unspektakulär: Die Wände waren mit dunkel gebeiztem Holz verkleidet, an der niedrigen Decke hingen Lampen im Stile alter Straßenleuchten. Die Bedienung versah ihren Dienst ausnehmend höflich, und die Speisekarte war vielfältig und verlockend. An

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