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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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höchst ungewöhnlich, strömender Regen die Taifune begleitet. Die größten Flüsse der Region waren über die Ufer getreten, und gigantische Erdrutsche hatten ganze Dörfer unter Millionen Tonnen von Schlamm begraben. Die Behörden hatten weder genug Einsatzkräfte noch genug Maschinen, um die Verschüttungen abzutragen, und da ohnehin keine Hoffnung mehr bestand, Überlebende zu finden, beschloss man die Rettungsarbeiten einzustellen, die verschütteten Dörfer zu Massengräbern zu erklären und
sie zu verlassen. Hunderte von Ortschaften waren von der Zivilisation abgeschnitten, und niemand wusste, was aus ihren Einwohnern geworden war.
    Die Vereinigten Staaten hatten sich von den letzten Schicksalsschlägen noch nicht erholt, als bereits neue Stürme über die Küste hereinbrachen. Auf Beschluss der Regierung waren Einheiten der Nationalgarde aus allen Teilen des Landes in den betroffenen Regionen zusammengezogen worden. Doch zu spät: New Orleans war komplett überschwemmt, Houston zerstört. In beiden Städten breiteten sich Seuchen aus, was eine zügige Evakuierung der Überlebenden praktisch unmöglich machte.
    Beunruhigt überflog ich nochmals die Namen der Regionen, die von den Taifunen und Überschwemmungen heimgesucht worden waren. Seltsamerweise schien Yucatán fürs Erste von der erzürnten Natur verschont geblieben zu sein.
    Unter der Rubrik »Verschiedenes« fand ich diesmal wenig Interessantes. Nichts als bunt aufgemachte Pseudonachrichten aus der Welt der Reichen und Schönen: Neben einem Bericht über die pompöse Hochzeit einer Pop-Diva, die ihr Alter verheimlichte, und einem etwas tristen Beitrag über den zehnjährigen Todestag einer gewissen Puppenspielerin namens Walentina Knorosowa (eher bekannt unter ihrem Mädchennamen Anissimowa) entdeckte ich noch einen langen Artikel über die Siegerehrung der dritten alljährlichen russlandweiten Olympiade für Kryptografie und Linguistik. Die Verleihung der Medaillen hatte niemand anders als der Präsident des Landes selbst im Marmorsaal des Kremls vorgenommen, ein feierlicher Akt, bei dem Pressevertreter
und Hautevolee in großer Zahl zugegen gewesen waren.
    Der Artikel brachte einen Auszug aus der Ansprache des Präsidenten: »Es ist kein Geheimnis, dass in der heutigen Welt Wissen und Information zu den wichtigsten Schätzen eines jeden Landes gehören. Wir alle, Sie und ich, leben in einer schwierigen Zeit, da die Gefahr besteht, dass unsere wissenschaftlichen und geistigen Errungenschaften gewissen Kräften - sowohl im Westen als auch im Osten - in die Hände fallen. Und es ist unsere Aufgabe, das zu verhindern. Auf der anderen Seite ermöglicht uns gerade die Linguistik, nicht nur die Sprachen, sondern auch die Mentalität anderer Völker, zu denen wir gutnachbarliche und partnerschaftliche Beziehungen unterhalten wollen, besser zu verstehen. Ich bin überzeugt, dass die Fähigkeit, Informationen zu verschlüsseln und zu entschlüsseln, heute für den Erfolg unseres Landes im globalen Wettbewerb von entscheidender Bedeutung ist. Und ich gebe ein kleines Geheimnis preis, wenn ich sage, dass einigen Finalisten dieser Olympiade, darunter auch denen, die heute nicht auf dieser Bühne stehen, bereits gute Angebote aus führenden Unternehmen unseres Landes gemacht wurden …«
    Ich war offenbar der einzige Leser, dem die eminente Bedeutung dieses Ereignisses schleierhaft blieb. Zum Glück hatte ich mein Ziel bereits erreicht. Ohne Bedauern warf ich die Zeitung bei den Drehkreuzen am Metroausgang in einen Abfalleimer.
     
    Mit der üblichen Tasse Tee nahm ich an meinem Schreibtisch Platz und legte die schwarze Plastikmappe vor mich hin. Dann holte ich mir die Spanisch-Wörterbücher vom Regal. Die Mappe vermittelte eine gute Vorstellung von
meinen neuen Arbeitgebern: Sie war ebenso akkurat und unpersönlich wie die ganze Firma. Am Rand ließ sie sich mit zwei Druckknöpfen verschließen, und in der Mitte der Vorderseite befand sich das Etikett mit der Auftragsnummer. Genau die Art von Unternehmen, dachte ich, die für die Übersetzung von Verträgen über Waffenlieferungen, Satzungen von Briefkastenfirmen und Ausschreibungen für Milliardenaufträge sorgt. Würde mich nicht wundern, wenn es bei dem Projekt, mit dem ich es jetzt zu tun bekommen würde, um einen weiteren Autobahnring rund um Moskau oder um ein Upgrade der Transsib ging. Was war von so einer Mappe sonst zu erwarten?
    Ich löste die Knöpfe und öffnete sie …
    Im nächsten Augenblick

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