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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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klappte ich sie wieder zu und drückte auf beide Knöpfe. Ich atmete tief durch und rieb mir die Augen, bevor ich erneut einen Blick wagte. Natürlich waren die Blätter nicht verschwunden. Kein Donnerhall, keine plötzliche Dunkelheit, nichts hatte sich ereignet, das mich an der Wirklichkeit dessen, was ich gesehen hatte, zweifeln ließ. Sie lagen tatsächlich da drinnen und warteten geduldig, bis ich meine Hysterie überwand und sie aus der engen Mappe zog: vergilbte Blätter, von oben bis unten beschrieben, und auf dem obersten stand in großen Titellettern: Capítulo V .
    Ich sprang vom Stuhl auf und begann um den ovalen Esstisch aus karelischer Birke herumzulaufen, der in der Mitte des Zimmers stand.
    Eigentlich war es schlicht unmöglich, und doch hatte das Tagebuch des Konquistadoren mich wiedergefunden. Dabei hatte ich doch mit allen Mitteln versucht, es loszuwerden.
Ein Zufall? War es mein eigener Wille gewesen, der mich gerade dieses Übersetzerbüro hatte auswählen lassen, als ich in meinem alten Notizbuch herumblätterte? Inzwischen drehte ich bestimmt schon die dreißigste Runde um den Tisch. Der Gedanke an eine große Verschwörung, in die mich jemand auf kunstvolle Weise verstrickt hatte, erschien mir nicht mehr komisch oder töricht. Mein Glaube an den reinen Zufall geriet immer mehr ins Schwanken, und mit wachsender Überzeugung forschte ich unter der Maske des Alltags nach den - äußerlich harmlosen - Gliedern jener unheilvollen Ereigniskette, die mich an dieses seltsame Tagebuch fesselte.
    Schließlich setzte ich mich erschöpft zurück an den Tisch. Als ich wieder auf die vergilbten Seiten blickte, legte sich der Sturm in meinem Kopf, und eine strahlende Sonne ging auf. Was machte es aus, ob man mir diese Blätter untergeschoben oder ob tatsächlich eine Laune des Zufalls sie hierherbefördert hatte? Vielleicht bargen diese Seiten ja die Antworten auf all die Fragen, die mich so lange beschäftigt hatten. Sollte ich mir diese etwa wegen meiner paranoiden Wahnvorstellungen entgehen lassen?
    Dennoch zitterten meine Hände ein wenig. Ich trank noch einen Schluck kalten Tee, schob die Tasse etwas weiter nach hinten, um nicht aus Versehen etwas über die wertvollen Blätter zu kippen, und machte mich an die Lektüre.
     
    »Dass ich, als uns nur noch ein einziger Wegführer verblieben war, von dem nun mein Schicksal und das der Männer unter meiner Führung abhing, beschloss, mich nicht von ihm zu trennen, bis unsere Expedition zu Ende gebracht war, zum ewigen Ruhme des Herrn.

    Dass wir von jenem Ort aufbrachen, an dem Hernán González sich das Leben genommen und somit zu ewigen Höllenqualen verdammt hatte. Dass wir nun etwas mehr in östlicher Richtung gingen und immer tiefer in diese Wälder eindrangen, durch die keine Straße, ja nicht einmal ein Pfad führte. Dass unser Wegführer Juan Nachi Cocom den Weg ausschließlich anhand der Sterne erriet sowie anhand anderer Zeichen, die nur er verstand, während sie den Spaniern verborgen blieben.
    Dass die Soldaten trotz der Widrigkeiten in bester Gemütsstimmung waren, wofür es zwei Gründe gab: zum Ersten ihre unermessliche Freude darüber, dass wir die furchtbaren Sümpfe verlassen hatten, in denen Rivas, Ferrer und die anderen umgekommen waren; zum Zweiten aber gewisse Gerüchte unter den Soldaten, die besagten, dass das wahre Ziel unserer Expedition ein Schatz sei, verborgen in einem Gewölbe unter einer Tempelpyramide, und dass der Guardian uns nur deshalb hierhergesandt habe, damit wir diesen Schatz bergen und ihn dem König und der Heiligen Kirche übergeben sollten, ein Viertel der Reichtümer aber stehe denjenigen zu, die sie entdeckten. Dass dieser Anteil unter den Überlebenden gerecht aufgeteilt werden solle, und obwohl den edlen Señores dreimal so viel zustand wie den einfachen Soldaten, so würde doch auch der dritte Teil dessen, was die Offiziere bekämen, sicherlich ausreichen, um über alle Maßen reich zu werden.
    Dass sie die Reichtümer, die im Schoß der geheimnisvollen Pyramide verborgen waren, sogar genau benannten: allerlei Schmuck zum Beispiel und ganz aus Gold gegossene Statuen indianischer Götter und seltene Steine. Dass ich mich über all diese Einzelheiten nicht wenig wunderte, aber trotz all meiner Bemühungen nicht in Erfahrung bringen konnte, wer diese Gerüchte verbreitet hatte; wo doch Fray de Landa mir nichts dergleichen gesagt hatte, weshalb ich
diese Geschichte nicht glauben konnte, so gern ich es auch gewollt

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