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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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hervorriefen, die bemüht waren, sie zu behandeln und wieder zu Kräften zu bringen.
    Dass andere die Schuld an diesem Unheil dem letzten verbliebenen Wegführer zuwiesen und es auch unter den Gesunden solche gab, die ihnen glaubten und die Folterung des Indios forderten, um von ihm die Wahrheit zu erfahren, ob er die Schuld am Gebrechen dieser Unglücklichen trage. Dass auch Vasco de Aguilar zu diesen gehörte, der als ungewöhnlich starker und kräftiger Mann die Krankheit als Einziger aufrecht ertragen hatte, diese jedoch seinen Verstand getrübt hatte. Dass er nun rasend, gleich einem verwundeten Stier, durch das Lager lief, auf der Suche nach dem Indio, und bei der Heiligen Muttergottes schwor, ihn eigenhändig zur Rechenschaft zu ziehen für seine verderbliche Hexerei.
    Dass aber Fray Joaquín große Weisheit an den Tag legte und die Kranken behandelte, indem er sie zur Ader ließ und ihnen feuchte Tücher auf die heiße Stirn legte. Dass ihnen der Aderlass zu Beginn vorzüglich half, doch der Nutzen davon nicht lange anhielt. Dass unser Wegführer Juan Nachi Cocom ihm seine Hilfe anbot und aus dem Wald gewisse Kräuter brachte, die er den Erkrankten geben solle zur Linderung ihres Leids und zu ihrer Heilung, dass aber Fray Joaquín diesen fortjagte und noch dazu drohte, er werde es den anderen sagen.
    Dass aus diesem Grunde Juan Nachi Cocom mich bat, ihm Schutz zu gewähren und ihn nicht den Soldaten auszuliefern. Dass ich ihn anhörte und fürchtete, auch noch den letzten Wegführer zu verlieren,
der uns zurück nach Maní bringen konnte, und also einwilligte und ihn verbarg und bewachte, bis Vasco de Aguilar so erschöpft war, dass er nicht mehr aufstand. Dass ich selbst Juan Nachi Cocom nicht mit der Vergiftung der Soldaten in Verbindung brachte, denn es wäre für ihn doch ein Leichtes gewesen, sich nach vollbrachter Tat im Walde zu verstecken, uns allein zurückzulassen und so dem sicheren Tode auszuliefern.
    Dass die meisten Erkrankten am Fieber starben und nur einer aus fünf überlebte. Dass sich unter den Genesenen auch Señor Vasco de Aguilar befand, den die Infektion in den fünf Tagen von einem gewaltigen Mannsbild zu einem blassen Schemen mit gelblichem Antlitz hatte werden lassen. Dass ihr Verstand von der Krankheit noch schleppender genas als ihr Körper und sie noch lange Zeit schreckliche Träume hatten und am Tage argwöhnisch waren und alles fürchteten, da sie noch immer an eine Vergiftung glaubten. Dass das teuflische Fieber ihren Geist gebrochen hatte.
    Dass an einem jener Tage Juan Nachi Cocom mir gestand, er kenne die Ursache der Krankheit; dass ich ihm befahl, mir unverzüglich alles mitzuteilen, was er wisse, da ich hoffte, auf diese Weise die Heilung der Kranken zu befördern. Dass er gehorchte und die Ansteckung auf jene winzigen Mücken zurückführte, die uns bei unserer Rast einige Tage zuvor, als wir im Sumpf übernachteten, gequält hatten.
    Dass das Fieber nur diejenigen von uns verschont hatte, die sich nicht gescheut hatten, jenes entsetzlich stinkende Mittel der Indios anzuwenden, während jene, die dies unterließen, somit ihr eigenes Schicksal besiegelten. Dass ich Juan Nachi Cocom fragte, warum er nicht uns alle rechtzeitig vor dieser Gefahr gewarnt und die Wurzel des Übels benannt habe, als die Krankheit bereits ihre ersten Opfer forderte. Dass er sich rechtfertigte, er habe damals keine Gewissheit
über die krankmachende Wirkung des Ungeziefers gehabt und die Heilsalbe hätte nur für wenige gereicht. Was aber dies betrifft, dass er den Leidenden die Ursache ihres Gebrechens nicht hatte nennen wollen, so habe er es nicht gewagt, da man ihn dann sogleich des Meuchelmordes beschuldigt hätte, was sodann aber auch ohne sein Bekenntnis geschehen war.
    Dass der Indio mich bat, dieses Geheimnis zu bewahren und mich sodann zum Dank für seine Rettung vor den toll gewordenen Soldaten (vor allem vor Vasco de Aguilar) gerecht entlohnte, indem er mir etwas anvertraute, das er und seine Stammesgenossen sich bisher selbst unter Androhung des Scheiterhaufens zu sagen geweigert hatten.«
     
    Am liebsten hätte ich die Lektüre schon an der Stelle unterbrochen, wo die ersten Symptome des rätselhaften Fiebers beschrieben wurden. Doch erst jetzt konnte ich mich davon losreißen. Ich schloss die Augen und dachte an die Krankheit, die ich selbst ausgestanden hatte. Ein Fieber, das den Körper auswrang wie einen Lappen bis zum letzten Tropfen Schweiß. Alpträume, die von der

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