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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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ein verhungerndes Eichhörnchen an einem mit einem Plastikdeckel verschlossenen Pillenfläschchen.
    »Boyd, bitte«, flehte Honey. »Einmal in Ihrem Leben!«
    »W-was?«, stammelte Boyd. Bei sich dachte er: Du bist doch ’ne knallharte Tussi, du wirst schon mit diesem Volltrottel fertig. »Was erw-warten Sie von mir?«
    »Kommen Sie schon! Sie wiegen doch fast zwanzig Scheißkilo mehr als er!«
    Das entsprach unbestreitbar der Wahrheit. Alles, was er tun müsste, war, sich auf den Kerl draufsetzen, und Honey könnte sich befreien. Trotzdem rührte Shreave sich nicht von der Stelle.
    Der stinkende Stalker schien dieses Fernduell ungeheuer unterhaltsam zu finden – Honey, die Boyd anbrüllte, und Boyd, der halb nackt dastand und die Hände schützend vor sein bestes Stück hielt.
    »Du wettest auf den falschen Hahn«, sagte Louis Piejack zu Honey. »Komm jetzt, Engelchen. Gehen wir ein bisschen zaubern.«
    Mit einem fleckigen, schiefen Grinsen riss er grob an dem Strick. Honey stieß einen kleinen Schrei aus, als sie aus dem Lager gezerrt und, ganz langsam, den Abhang des Austernhügels hinaufgeführt wurde.
    Und Boyd Sylvester Shreave – Mund offen, Augen stumpf, Atmung flach – stand da, die Tommy-Bahama-Yachtshorts um die von Mücken zerstochenen Knöchel geknäuelt, und tat, was er am besten konnte.
    Überhaupt nichts.

21. Kapitel
    Louis Piejack hatte während der langen Nacht in der Zisterne in jeder Hinsicht abgebaut. Schmutzbedingte Infektionen waren unter den von den Wangen bis zum Schienbein reichenden Kaktusstachel-Borsten ausgebrochen und hatten einer erstaunlichen dermatologischen Ähnlichkeit mit einem Kugelfisch Vorschub geleistet. Währenddessen war sein modriger Verband vollständig von Feuerameisen bevölkert worden, die einen wimmelnden Insektenschwarm am Ende seines linken Armes bildeten. Aus dem stinkenden Mull ragten Piejacks asymmetrische Fingerspitzen, die aufgequollen und zu einer Parodie griechischer Oliven herangereift waren.
    Ein Medley extremer Schmerzen – stechende, sengende, pochende, brennende, mahlende Schmerzen – wurde in heißen, knisternden Schüben an Piejacks Stammhirn gesandt, doch die Geistesverwirrung der Wollust betäubte ihn nach wie vor.
    »Jackpot! Jackpot!«, krähte er Honey Santana zu, als er sie freudestrahlend über die Insel führte.
    »Louis, Sie tun mir weh.«
    »Dann sei schön brav.«
    »Das Seil schneidet mir in den Hals.«
    »Keine Angst, Engelchen, ich küss das Aua weg.«
    »Was wollen Sie eigentlich?«, fragte Honey, als wüsste sie das nicht ganz genau. Der Mann sah ziemlich krank aus, und sie hatte vor, ihn bei der ersten Gelegenheit zu überwältigen.
    »Was glaubst du denn, was ich will?« Piejack wackelte mit der Pillenflasche, die er zwischen den Lippen hielt, wie mit einem Zigarrenstummel.
    »Es gibt einfachere Möglichkeiten, was fürs Bett zu finden, Louis. Um Himmels willen, holen Sie sich ein Callgirl.«
    Er lachte höhnisch. »Hast du diese Tussis schon mal gesehen? Oink, oink, oink!«
    »Ach ja?«, erwiderte Honey. »Und wann sind Sie das letzte Mal mit Sean Connery verwechselt worden?«
    »Mit wem?«
    »Sie wissen schon. Mit dem alten James Bond.«
    Piejack grunzte. »Du reißt also gottverdammte Witze?«
    »Nein, ich stelle etwas fest. Überlegen Sie mal, was Sie da tun, Louis. Wenn Sie mich vergewaltigen, landen Sie für zwanzig Jahre im Bau.«
    »Wer sagt denn, dass das ’ne Vergewaltigung wird?«
    »Ich. « Honey zerrte ruckartig an dem Strick, so dass er abrupt stehen blieb.
    Piejack fuhr herum. »Und warum muss das so sein? Wieso?« Seine Augen zuckten. »Ich weiß doch, dass du scharf auf mich bist – deswegen bist du doch zu mir nach Hause gekommen. Warum machst du also nicht einfach mit?«
    Honey hätte liebend gern gesagt: Weil du ein widerlicher Klumpen Scheiße bist und ich eher sterben würde, als mich von dir anfassen zu lassen …
    Doch Piejack hielt noch immer den Jiñocoaboast umklammert, daher lautete Honeys Antwort: »Weil ich nicht mit Männern schlafe, die mich so behandeln.«
    »Dich wie behandeln?«
    »Wie einen Hund, Louis. Sie zerren mich an der Leine durch die Gegend wie einen Köter. Soll mich das etwa in romantische Stimmung versetzen?«
    Piejack klickte mit den Zähnen. »Du versuchst nur, mich reinzulegen und mich dazu zu bringen, dass ich das Seil abmache. Hier …« Er spuckte ihr das Medikamentenfläschchen vor die Füße. »Mach mal den Verschluss von dem Scheißding ab, ja?«
    Honey hob das Fläschchen

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