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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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der Kreditgesellschaft zu uns. Sein kurzes blondes Haar war mittlerweile von Silberfäden durchzogen, doch er war noch immer die sportliche, gutaussehende Erscheinung, die Sportfotografen so gern abgelichtet hatten, als er noch Stürmer für die LSU gewesen war und den Spitznamen »Dr. Dunkenstein« getragen hatte, weil er häufig den Ball so heftig in den Korb versenkt hatte, daß das Metallschild dahinter wie bei einem Erdbeben gezittert hatte.
    »Was machen deine Fische?« fragte er.
    »Tragen deinen Namen auf jeder Rückenflosse«, sagte ich.
    »Ich komm heute abend vermutlich noch raus. Wie gehtʼs, Helen?«
    »Prima. Schöner Tag heute, was?« erwiderte sie.
    »Haben wir die ungeteilte Aufmerksamkeit unseres Freundes?« erkundigte er sich mit dem Rücken zur Glastür.
    »Yep«, sagte ich.
    Er zückte ein Notizbuch und studierte die erste Seite. »Also, ich muß noch ein paar Sachen für meine Frau erledigen, dann treffe ich sie und ihre Mutter in Lafayette. Wir sehen uns«, sagte er. Er steckte das Notizbuch wieder ein, ging zum Eingang der Kreditgesellschaft und spähte durch das getönte Glas.
    Nachdem er weggefahren war, trat Alex Guidry heraus auf den Bürgersteig.
    »Was wollt ihr eigentlich hier?« fragte er.
    »Sie sind ein Ex-Cop. Raten Sie mal«, antwortete Helen.
    »Der Mann ist irgendein Bundespolizist«, sagte Guidry.
    »Sie meinen den, der gerade weggefahren ist? Ist ein ehemaliger Sportler. Bei der LSU. Landesweit ausgezeichnet und verehrt. Tatsache«, sagte ich.
    »Was soll das alles?« sagte Guidry.
    »Sie sitzen in der Scheiße, Mr. Guidry. Das sollʼs«, sagte Helen.
    »Das ist Schikane, und ich lasse mir das nicht gefallen«, erwiderte er.
    »Sie sind reichlich naiv, Sir. Wir ermitteln in einer Mordsache gegen Sie. Und Sie stehen mit Harpo Scruggs in Verbindung. Scruggs hat Immunität beantragt. Wissen Sie, was das für seine Freunde bedeutet? Ich würd mir einen Fallschirm besorgen«, meinte ich.
    »Leck mich«, sagte er und ging wieder rein.
    Dabei blieb er mit dem Hemdsärmel an der Klinke hängen. Er zerrte daran, der Stoff riß, und er stieß einer matronenhaften weißen Frau dabei versehentlich den Ellbogen zwischen die Schulterblätter.
    Zwei Stunden später rief Guidry bei mir im Büro an.
    »Scruggs kriegt Immunität wofür?« fragte er.
    »Ich hab nie behauptet, daß er irgendwas ›kriegt‹.«
    Ich hörte am anderen Ende seinen schweren Atem.
    »Tun Sie ihr Schlechtestes. Zumindest habe ich meine Karriere nicht ins Klo gespült, weil ich nicht von der Flasche loskommen konnte«, sagte er.
    »Ida Broussard war mit Ihrem Kind schwanger, als Sie sie umgebracht haben, Mr. Guidry.«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel.
    Drei Tage später, in der Abendkühle, kamen Lila Terrebonne und Geraldine Holtzner in Clete Purcels lindgrünem Cadillac mit offenem Verdeck die unbefestigte Straße herunter und bogen in die Auffahrt ein. Alafair und ich rechten Blätter und verbrannten sie am Straßenrand. Die Blätter waren feucht und schwarz verfärbt, und der Rauch von unserem Feuer kringelte sich in dicken gelben Schwaden empor, die nach Marihuana rochen, das auf einem nassen Feld verbrannt wird. Lila und Geraldine schienen fasziniert von der rosaroten und grauen Schönheit des Abends, von unserer Gartenarbeit, von sich selbst und dem Universum an sich.
    »Was habt ihr denn vor?« fragte ich.
    »Wir gehen zu einem Treffen. Wollen Sie mitkommen?« sagte Geraldine, die am Steuer saß.
    »Keine schlechte Idee. Was macht ihr mit Cletes Wagen?«
    »Meiner hat den Geist aufgegeben. Er hat mir seinen geliehen«, sagte Geraldine. »Ich bin wieder zu den Anonymen Drogenabhängigen gegangen, falls Sie sich wundern. Aber manchmal lasse ich mich auch bei den Anonymen Alkoholikern blicken«.
    Lila lächelte, ein melancholisches Leuchten in den Augen. »Steigen Sie ein, Hübscher«, sagte sie.
    »Habt ihr irgendwo aufgetankt, bevor ihr hergekommen seid?« fragte ich.
    »Dave, ich wette, Sie haben schon in der Grundschule auf die Heizung gepißt«, sagte Lila.
    »Vielleicht sehen wir uns später. Seid vorsichtig mit Cletes Wagen«, sagte ich.
    »Ein schönes Auto. Man setzt sich rein, und plötzlich fühlt man sich ins Jahr 1965 zurückversetzt. Wunderbare Zeiten sind das gewesen, bevor alles anders wurde«, sagte sie.
    »Wer sollte dem widersprechen, Lila?« erwiderte ich.
    Es sei denn, man hatte schwarze Haut oder hat 1965 in Vietnam verbracht, dachte ich, während sie davonfuhren.
    Das Treffen der Anonymen

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