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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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mich.«
    »Was?«
    Windfang bewegte ratlos die Schultern. »Er sah mir zu. Ich meine, er beobachtete mich und – plötzlich war er ebenfalls
da
. Er war so schnell wie wir, will ich sagen. Er ist groß. Und auf schwer zu verstehende Weise mächtig. Er kam zu mir. Im nächsten Moment warf er mich mit irgendeiner Kraft aus der roten Welt. Ich stand da, mitten unter den Spielern, und konnte nicht mehr tauchen. Dafür machte
er
etwas mit mir.«
    »Er hat dich vergewaltigt?«
    »Er machte es mit mir – in der roten Welt. Ob es eine Vergewaltigung war? Ich weiß es nicht.«
    »Aber es war gegen deinen Willen!«
    Windfangs halb aufgelöste Falli bewegten sich leicht. »Von einem Augenblick zum anderen bekam ich den intensivsten Höhepunkt meines Lebens«, gestand sie. »Zwischen all den Leuten, die nichts davon mitbekamen. Es ging so schnell. Etwas explodierte in mir.
Bumm!
Nie zuvor habe ich etwas Vergleichbares erlebt. Ich wollte, er täte es wieder. War es also eine Vergewaltigung? Vor allem, wenn du dir nichts sehnlicher wünscht, als es noch einmal zu erleben? Ich kann nichts anderes sagen. Er muss mich entkleidet und wieder angezogen haben, ehe er die rote Welt verließ. Als ich meinen Schrei ausstieß, war er jedenfalls längst aus dem Spiellokal verschwunden. Mir tat alles weh. Die Leute haben mich angestarrt, und so habe ich den
Lustigen Fioren
schnell verlassen. Seitdem färben sich meine Häute, und etwas in meinem Leib wächst und wächst.«
    Windreit legte ihr die Arme um die Schultern. »Entschuldige.«
    Bis eben hatte sie gedacht, nur sie und ihre Zwillingsschwester besäßen die Fähigkeit, die rote Welt zu betreten. Aber nach dem, was Windfang widerfahren war … Offenbar gab es mindestens einen weiteren Angehörigen ihres Volkes, der wie sie zu
tauchen
vermochte. Dass er ein Selache war, setzte Windreit voraus. Wie sonst hätte er ihre Schwester schwängern können?
    »Kennst du seinen Namen?«, fragte sie leise.
    »Die Spieler nannten ihn Legetar«, antwortete Windfang. Im nächsten Moment riss sie den Nachttopf an sich und übergab sich ein weiteres Mal.
    Windreit blickte auf die leuchtenden Flecken an den Schwimmhäuten und legte die Stirn in Falten. Ihr schwante Fürchterliches.

Wer am Ruder ist, reißt selten das Steuer herum
.
Gerhard Uhlenbruck, deutscher Aphoristiker, geb. 1929
2.
    Links unter ihnen glitt der Turm des Zentralarchivs vorbei. Er ragte mit seiner Kuppel annähernd fünfhundert Meter in den Himmel hinauf. Das etwa hundert Meter durchmessende Bauwerk war wuchtiger und gewaltiger als alles, was Shanija Ran bisher auf Less gesehen hatte.
    Der runde, rotleuchtende Turm kam ihr vor wie ein Daumen, den ein im Kratersee ruhender Riese mit Titanenkräften durch die Insel gedrückt hatte, sodass er sie nun gleichsam als Ring am monströsen Finger trug. Und als habe der »Ring« Gravuren und schmückendes Geschmeide, wand sich um das Fundament des Turms eine kaum voneinander zu trennende Vielzahl von Gebäuden, im selben Rot gehalten wie der Turm, durchsetzt von Gängen, Gelassen, Gesimsen und Gesteigen. Verwinkelte Mauern zogen verwirrende Linien, gewölbte, gezackte Kronen hoben sich aus den Schatten, Bögen öffneten sich wie gähnende Gebisse – oder wie Münder, die ob der Sinnlosigkeit, sich in diesem Gewirr zurechtfinden zu wollen, in steinernem Staunen erstarrt waren. Eine noch höhere Außenmauer umschloss das gesamte Areal, ohne Tor darin, ohne Tür, ohne Pforte oder Spalt; übrig blieb allein eine freie Fläche von vielleicht noch einmal hundert Metern Tiefe, die sich rundum zwischen Inselufer und Mauer erstreckte und über die der Wind den Staub zu rötlichen Wirbeln verdrehte.
    Die von Weitem glatt wirkende Wandung des Turms war bei näherer Betrachtung schrundig und uneben, als wäre das gemahlene rötliche Gestein des Kratergebirges auf dilettantische Weise zur Abdeckung benutzt worden. Stellenweise legte bröckelndes Mauerwerk ein glänzendes Material frei, das an Metall erinnerte. Wenn es Fenster gab, so konnte Shanija keine erkennen; aber es war nicht auszuschließen, dass das Licht durch Sprünge, Spalten, Schründe oder Schlitze seinen Weg ins Turminnere fand.
    Ein überaus rätselvolles Gebilde, für menschliche Begriffe durchaus erhaben und eine seltsame kalte Reinheit verströmend. Kein Wunder, dass es von Mythen umrankt war; genau der richtige Sitz für die ebenfalls geheimnisvollen Bibliothekare, die mit Ausnahme der Adepten nie jemand zu Gesicht bekam.
    Eines

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