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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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entstanden. »Papperlapapp!«, prustete sie. »Das ist das Kind!
Da!
Der alte Mann!«
    Windreit sackte sprachlos auf die Knie. »Aber wie ist das möglich?« Ihre Stimme war nicht mehr als ein matter Hauch.
    »Böse Zeichen«, wiederholte Maquana Manoloo. »Sehr böse Zeichen.«
    »Aber wie kann …?«
    »Es alterte vor unseren Augen«, flüsterte Windfang. »Es tat seinen ersten Schrei, ich hielt es in meinen Armen, legte es an meine Brust, und alles war, wie es sein sollte. Bis …«
    »Bis …?«
    »Es wuchs«, kam es blubbernd von der Uriani. »Es wuchs in Windeseile. Es wuchs und wuchs und sprach kein Wort. Binnen drei Stunden wandelte es sich vom Kind zum Greis. Er … es ist vor einer halben Stunde gestorben.«
    »Aber woran?« Windreits Gedanken rasten.
    »Was weiß denn ich? Ich bin Hebamme, keine Altenpflegerin. Vermutlich an Altersschwäche. Alles gerät durcheinander. Alles wird sich wandeln, das Unterste zuoberst kehren. Es ist ein Zeichen. Durs Zeichen. Ich konnte nichts gegen diese böse Kraft tun.«
    Maquana Manoloo wälzte sich zur Türöffnung. »Dafür«, sagte sie und machte eine Geste der Abwehr, »nehme ich kein Geld. Es tut mir leid.« Sie wollte eben die Lederhäute hinter sich fallen lassen, drehte sich aber noch einmal um. »Ihr solltet mit dem Begräbnis nicht lange warten. Wenn ihr genug Geld übrig habt, um eines zu bezahlen, versteht sich. Gräber sind teuer. Falls nicht, lasst es mich wissen. Ein Verwandter von mir ist Hochamtsversacker erster Güte. Hat gute Beziehungen. Er kennt Wege, einen Leichnam sauber zu entsorgen. Keine Fragen, keine Klagen. Und er nimmt nur eine geringe Gebühr. Lasst es mich wissen.« Damit fielen die Häute zu, und die Schwestern waren allein.
    »Mein Sohn«, schluchzte Windfang.
    Er ist von seiner Geburt an in ein
inverses
Zeitloch geraten!
, erkannte Windreit entsetzt.
Oder in etwas, was diesem ähnelt. Und er fand nicht wieder heraus

    »Hast du die Kälte gespürt? Oder die blauen Blasen gesehen?«, flüsterte sie – tonlos, ratlos, fassungslos. In Windreit tobten Gefühle, die sie nicht beschreiben konnte, für die sie keinen Namen kannte. Grauen, das jenseits aller Worte war.
    Zwei gleiche Kräfte, die sich unheilvoll bündelten. Sie hatten das Kind vor der Zeit
tauchen
lassen, tiefer und tiefer, ohne dass es wusste, wie ihm geschah. Ohne Aussicht auf Wiederkehr. Festgesaugt vom Schlick der Zeit.
    Ein ganzes Leben, verronnen binnen zweier Klänge.
    Das zitternde Nicken der Schwester sagte ihr genug.
    Das Furchtbare war geschehen, doch es war vorbei. Oder hatte die Uriani recht, und das war erst der Auftakt?
    Windreit fröstelte.
    Sie sah auf den schimmernden See hinaus, bis ihr Blick unter Tränen verschwamm.
    Die Dampfpfeifen dröhnten, doch sie zählte nicht mit.

Glaube denen, die die Wahrheit suchen,
und zweifle an denen, die sie gefunden haben
.
    (André Gide, frz. Nobelpreisträger, 1869 - 1951)
11.
    Erst, als das Oberluk nach dem Auftauchen aufgestoßen und die frische Luft herein geströmt war, fiel es Shanija auf, welcher Mief in der metallenen Röhre geherrscht hatte.
    Kapitän Menlu lenkte die
Crater
von der Insel fort. Die Kolben der Dampfmaschine fuhren zischend in die Zylinder ein, eine schwarze Rauchfahne verwehte über dem ausgefahrenen Auspuffrohr im immer herrschenden Seewind. Sie befanden sich auf der dem Steinernen Hafen entgegengesetzten Seite des Sees.
    »Wo soll ich Euch absetzen?«, fragte er.
    »Kennt Ihr jemanden, der wissen könnte, wo sich die rote Klippenküste mit der Stele befindet?«, fragte Shanija.
    »Zu meinem Bedauern – nein«, antwortete der Kapitän. Er dachte kurz nach und machte dann eine abwägende Handbewegung. »Es sein denn, Ihr wollt das Risiko eingehen und eine Lumini danach befragen.«
    »Was ist eine Lumini?« Sie sah Darren fragend an, doch der Thel-Ryoner schüttelte abwehrend den Kopf.
    Menlu erläuterte, was es mit den
Begabten Frauen
auf sich hatte. Mehrfach betonte er den drohenden Erinnerungsverlust.
    »Wartet«, sagte sie. »Ihr wollt mir damit allen Ernstes sagen, die Lumini können verlässlich auf das Wissen im Zentralarchiv zugreifen?«
    »So gewiss, wie ich jetzt vor euch stehe.«
    Shanija wandte sich Darren zu: »Und du wusstest davon?«
    Darren nickte ernst. »Menlu hat recht. Es ist ein unkalkulierbares Risiko, zu einer Lumini zu gehen. Was
ich
sicher weiß: ich würde niemals meinen Kopf dafür hergeben. Meine Erinnerungen aufs Spiel zu setzen, meine ich. Für michkäme dieser Weg

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