Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
jemals wirklich geliebt hatte, verblassten in diesen Minuten zur Bedeutungslosigkeit.
    Der Sinnestaumel schien sich zu verstärken, tobte als unzähmbarer Orkan durch ihn hindurch und weit über ihn hinaus. Mun schrie seine Wollust hinaus, wünschte, dass diese erlösende Raserei der Begierden niemals endete. Und doch war ihm klar, dass sie enden
musste
, da sie ihn sonst vernichtete. Gerüchten zufolge hatte es solche Fälle bereits gegeben. Manchen Adepten war es angeblich nicht gelungen, sich wieder aus dem Zustand der ultimaten Verzückung zu lösen. Sie waren in ihrer Disziplin, in ihrem Willen zu schwach gewesen, hatten sich dem Feuer der Entbürdung nicht mehr entziehen können und waren in seiner Hitze schließlich qualvoll zugrunde gegangen.
    »Hast du etwa Angst, dass es dir ebenso ergehen könnte?«, hatte Taardar damals auf entsprechende Fragen Muns geantwortet. »Merk dir eines, mein Junge: Zu viel Kummer kann dich ebenso zerstören wie zu viel Glück. Nur Ordnung und Besonnenheit helfen dir, das Gleichgewicht zwischen den Extremen aufrecht zu erhalten. Wenn du dir deiner selbst sicher bist, hast du weder Freude noch Leid zu fürchten.«
    Bei diesem Gedanken erwachte Mun wie aus einem langen, schönen Traum. Er öffnete die Augen und ließ das schwache gelbe Licht, das in der Stillkammer vorherrschte, auf sich wirken. Wie schon nach den in der Vergangenheit erlebten Entbürdungen fühlte er sich wunderbar ausgeruht und mit sich und der Welt im Reinen. Er wollte dieses Gefühl so lange wie möglich festhalten.
    Dann jedoch drang leises Wimmern und ein dünnes Rascheln an seine Ohren. Augenblicklich war Muns Hochstimmung verflogen. Er richtete sich auf seinem Lager auf. Ferenech war zu Boden gesunken. Der faltige Wurmkörper krümmte sich ruckartig, zuckte immer wieder wie unter Peitschenhieben zusammen. Dabei jammerte der Bibliothekar gedämpft vor sich hin, die Sprechöffnung halb geschlossen, die winzigen Ärmchen in ständiger, unkontrollierter Bewegung.
    Um ihn herum drängelten sich sechs kleinere Würmer, deutlich schmaler und nur eineinhalb Meter lang, mit grauer, glatter Haut. Sie waren wie aus dem Nichts erschienen. Die Neewen, wie sie genannt wurden, übernahmen im Zentralarchiv Boten- und Helferdienste. Unter anderem kümmerten sie sich um die nach einer Entbürdung zu Tode erschöpften Draawen. Mun hatte erst am Ende seiner Ausbildungszeit erfahren, dass eine Entbürdung dem betroffenen Adepten zwar ungeahnte körperliche Wonnen bescherte, seinem Draawen aber stattdessen das genaue Gegenteil. Das telepathische Auslesen der Informationen aus den Gehirnen der Wissensträger beanspruchte einen Draawen – wie begabt und gut geschult er auch sein mochte – über die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit hinaus. Bei etwa jeder zehnten Entbürdung, so hatte Mun in den Lesezimmern in Erfahrung gebracht, bezahlte der Bibliothekar seine Bemühungen sogar mit dem Leben.
    Schuldbewusst musterte Mun den sich nach wie vor unter Qualen windenden Ferenech. Die Neewen würden sich um ihren Artgenossen kümmern, doch es würde fast ein Lunarium dauern, bis sich der Bibliothekar soweit erholt hatte, dass an eine weitere Entbürdung überhaupt nur zu denken war. Der Adept hatte Jahre gebraucht, um zu verstehen, warum die Draawen diese furchtbare Tortur immer und immer wieder auf sich nahmen, so lange, bis sie ihnen eines Tages zum Verhängnis wurde. Erst nach seiner ersten Entbürdung hatte er die iDocs gesehen, die
Wissenstränen
, wie sie unter den Schülern auch genannt wurden. Ihr Anblick hatte jeglichen Zweifel beiseitegefegt.
    Auch jetzt starrte Mun wieder ergriffen auf das kaum zentimetergroße Gebilde, das in der Mitte eines halbhohen Tisches lag und die Essenz dessen verkörperte, was er in den letzten Jahren erfahren und in seiner Erinnerung verankert hatte. Der winzige Tropfen schien ihm zuzublinzeln, schien von innen heraus zu glänzen und Lichtspeere in alle Richtungen zu schicken. Muns Erinnerungen an seine letzte Reise, die in ihrer Form prinzipiell substanzlosen Informationen, die er mittels seiner besonderen Begabung in gewaltigen Mengen gespeichert hatte, hatten durch den Einfluss des Draawen Gestalt angenommen. Immaterielle Daten und Fakten waren zu etwas Greif- und Fassbarem geworden.
    Einer der Neewen ließ von dem sich nun endlich beruhigenden Ferenech ab und wandte sich dem iDoc zu. Er nahm die Wissensträne behutsam mit seinen langen, schlanken Fingern auf und presste sie eng an seinen

Weitere Kostenlose Bücher