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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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und schon gar nicht durch das schroffe Verhalten des Kutschers vertreiben. »Wir fahren nicht. Wir befinden uns an einer Haltestation. Ich denke schon, dass wir miteinander sprechen können.«
    »Meinetwegen.« Primpot warf einen weiteren gefüllten Wasserschlauch ans Ufer. Seine Augen wanderten immer wieder zu den beiden Soloppen, die in einer Entfernung von zwanzig Schritten knietief im Teich standen und mit kräftigen Schlucken soffen. »Was willst du wissen?«
    »Sag
du
mir, warum du so unruhig bist. Die Cylinhalme alleine können’s kaum sein. Du befährst diese Strecke schon … wie lange?«
    »Fast zwei Quartennien.« Der Kleine warf sich stolz in die Brust. »Noch niemals ist etwas Ärgeres passiert. Gut: Einen oder zwei Passagiere kann man schon mal während einer Reise verlieren, das ist der rein statistische Abgang. Aber ich habe den Dondeloeven und allen Widrigkeiten des Wetters getrotzt, bei Regen wie bei Sonnenschein. Meuchelmörder, Bombenleger, Banditen – das alles waren keine Hindernisse. Aber jetzt …«
    »Ja?«
    Primpot zögerte, bevor er weitersprach. »Ich mag diese verhüllten Maden nicht. Sie erschrecken mich. Sie erzeugen ein mächtig flaues Gefühl im Magen.«
    »Du meinst die Sektierer?«, hakte Shanija nach. Sie nickte in Richtung eines kleinen Pilgerzuges, der soeben den Abstieg been-dete und über die letzte Serpentine hinab auf die Wasserstelle zustrebte. »Warum fürchtest du dich vor ihnen?«
    »Sie sind Fanatiker. Egal, welchem Glauben sie nachhängen. Diese Passage, vor der jedermann zu quasseln scheint, scheucht sie aus ihren Löchern und macht sie ganz kirre. Um so mehr, als man weiß, dass Raban ein befestigtes Lager im Hochland unterhält. Es handelt sich um einen Wallfahrtsort für alle Anhänger des Wiedergängers.«
    Shanija fühlte, wie sich eine Gänsehaut vom Nacken über ihren Rücken hinab zog. Sie hatte bereits ungute Erfahrungen mit diversen Sektierern gemacht. Sie wusste, dass mit ihnen nicht zu spaßen war. Um so mehr, da jedermann ihre Sonnenkraft für seine eigenen Zwecke nützen wollte.
    »Was weißt du über Raban?«, fragte sie.
    »Es gibt Gerüchte. Es ist aber keines darunter, das mich irgendwie erfreut hätte.« Der Kutscher spuckte ins Wasser. »Im Übrigen meine ich, dass wir genug geplaudert haben. Mir tun schon die Kiefer weh.« Primpot nickte ihr kurz zu, warf sich vier gefüllte Säcke über die Schulter und schlurfte davon.
    Shanija blieb, wo sie war. Das Wasser umspülte ihre Füße. Kleine, rote Krebse sammelten sich um ihr Schuhwerk und versuchten, sich durch das Leder zu beißen.
    Gefühle. Ahnungen. Vermutungen. Hörensagen. Gerüchte. So viele Gespräche, so viele Eindrücke. Doch nichts und niemand konnte ihr jene Informationen liefern, die sie so dringend benötigte. Mit Verstand allein konnte man auf Less nur wenig ausrichten. Diese Welt der Psimagie, in der buchstäblich alles möglich war, verwirrte Shanija von Tag zu Tag mehr. Es gab Momente, da halfen ihre sonst so gut geschulten analytischen Fähigkeiten gar nichts.
    Ganz besonders machte ihr zu schaffen, dass sie sich selbst nicht von jener Unruhe befreien konnte, die so viele Wesen auf Less gepackt hatte. Sie durfte unter keinen Umständen den Fehler machen, sich in dieser Welt scheinbarer Primitivität überlegen zu fühlen. Ihre Ausbildung mochte besser, ihr Intellekt schärfer ausgebildet sein. Doch dies hier war nicht ihr Terrain. Alle potenziellen Gegner besaßen einen nicht zu unterschätzenden Heimvorteil.
    Shanija sog die frische, kühle Morgenluft ein, stieg aus dem Wasser und kehrte zur Kutsche zurück.
    Sie nahm Primpots Worte durchaus ernst. Less steuerte auf Ereignisse zu, deren lange Schatten bereits zu spüren waren. Und sie fühlte, dass sie – einmal mehr – im Mittelpunkt alles Geschehens stehen würde.

    Die Cylinhalme schlugen über die Außenwände der Kutsche. Das Klappern wirkte eine Zeitlang eintönig, fast einschläfernd, um dann, durch einen besonders heftigen Schlag, die Fahrgäste aus ihrer Ruhe zu schrecken. Die Geräuschkulisse unterlag permanenter Veränderung; langgezogene Töne entstanden, wurden durch kurzes, abruptes Rattern abgelöst, um schließlich von nachhaltigen Hall gefolgt zu werden, der in Shanija die Erinnerung an einen Schmerzensschrei heraufbeschwor.
    In der Kabine herrschte gedrückte Stimmung. Mun saß am Fenster und starrte blicklos vor sich hin. Ab und zu fielen Lichtreflexe, die das gelbe Meer der Cylinhalme durchdrangen, über

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