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SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)

Titel: SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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nach dem Führungsseil, das ihn sicher um den Kakteenstamm herum führen sollte.
    »Psst!«, sagte er leise zu Pirri. »Du musst jetzt ganz artig sein, sonst …«
    Mit einem hässlichen Knacken zerbrach das Holzbrett unter Jaffis Füßen. Seine ausgestreckte Hand griff am Führungsseil vorbei und Jaffi stürzte in die Tiefe.
    Er hörte seinen eigenen Schrei, dann folgte ein brutaler Schlag, der ihm die Luft aus den Lungen presste. Noch während er weiter stürzte, verdunkelte sich die Welt um ihn. Den Aufprall auf dem Boden fühlte er schon nicht mehr.

    Nur langsam verzogen sich die dunklen Wolkenfetzen. Undeutlich formte sich Mutters Gesicht. Sie hatte sich über ihn gebeugt. Lag er auf dem Boden? Mit einer seltsamen Gleichmut registrierte Jaffi, dass sie weinte.
    »Jaffi, tu mir das nicht an!«
    Dumpfe, pochende Schmerzen machten sich bemerkbar. Mit jedem röchelnden Atemzug schienen sie mehr Nahrung zu bekommen.
    Wie gestern
, dachte Jaffi,
nur dass sie diesmal nicht von
ihm
kommen
.
    »Jaffi, mein Schatz«, schluchzte Mutter. »Kannst du dich bewegen? Hast du dir etwas gebrochen?«
    Er hatte sich einmal den Arm gebrochen, als er auf der Treppe ausgerutscht und hinuntergefallen war. Er kannte den Schmerz, den ein gebrochener Knochen verursachte. Solche
inneren
Schmerzen fühlten sich ganz anders an als solche, die durch eine Faust oder einen Gürtel verursacht wurden. Vorsichtig bewegte Jaffi seine Arme und Beine. Die Schmerzen waren höllisch, aber es schien nichts gebrochen zu sein.
    »Nein … Mutter«, quetschte er heraus.
    »Ach, Jaffi! Was machst du auch für Sachen! Was wird Vater nur wieder dazu sagen? Und der arme Pirri!«
    »Pirri?« Jaffi benötigte einige Momente, bis er wusste, wovon sie sprach.
    Langsam hob er den Kopf und blickte auf seine Brust. Die Jacke war zerrissen. Auf seiner Brust lag das Pech-Äffchen, dessen kleine Finger sich in das Unterhemd gekrallt hatten. Pirris Kopf wirkte seltsam flach. Die murmelgroßen Augen waren geschlossen. Ein dünner Blutfaden rann aus seiner Nase und färbte Jaffis schmutzigweißes Unterhemd dunkelrot.
    Er fühlte … absolut nichts.
    Jaffi ließ seinen Kopf wieder auf den staubigen Boden sinken. Die Sonnen schienen unbarmherzig in sein missgebildetes Gesicht. Alles in ihm war stumpf und gefühllos.
    Mutters Gesicht schob sich vor eine der gleißenden Sonnenscheiben.
    »Mein armer Junge. Mein armer Jaffi«, schluchzte sie. Sie hob ihre Hände und legte sie sanft an Jaffis Schläfen. Sie fühlten sich kalt an. Kalt und …
    Ein fürchterlicher weißer Blitz stob durch Jaffis Bewusstsein, löschte alles aus und katapultierte ihn davon.
    Schlierige Eindrücke stürmen auf ihn ein, formen sich zum Bild seines Vaters, wie er in ohnmächtigem Zorn auf ihn eindrischt
.
    Halt! Nicht auf
ihn!
Das sind nicht seine Arme, mit denen er sich vor Vaters Schlägen schützt. Die blasse Haut, die beiden dünnen Ringe an der linken Hand – das sind Mutters Arme!
    »Unnütz seid ihr, alle beide!«, schreit Vater mit sich überschlagender Stimme. Er greift nach dem massiven Aschenbecher, der wie immer auf dem Wohnzimmertisch liegt. Sein Gesicht verzieht sich zur Fratze, während er ausholt – und mit Schwung grausam zuschlägt. Die Welt dreht sich. Die Farben zerfließen wie die eines Aquarells, wenn Wasser darüber verschüttet wird
.
    Dann wird es schwarz
.
    »Jaffi! Was hast du?«
    Er schlug die Augen auf. Da war Mutter. Alles war wie vorher. Und doch …
    Jaffi schluckte krampfhaft. Er zweifelte nicht daran, dass er soeben Mutters Tod gesehen hatte.

1.
Die Tränen einer Mutter
    Mit zitternden Fingern öffnete As’mala die beiden ehemals kunstvoll, nun nur noch wirr ineinander geflochtenen Zöpfe und fuhr sich mit allen zehn Fingern durch das gewellte Haar. In kleinen Kreisbewegungen massierte sie nachdenklich ihre Kopfhaut. Das unangenehme Jucken hielt sich jedoch hartnäckig.
    Psychosomatisch
, dachte sie.
Kein Wunder
.
    Die ehemalige Diebin ordnete die blonden Haare zu einzelnen Strähnen und begann sie wieder ineinander zu flechten. Bereits zum vierten Mal seit der
Begegnung
.
    As’mala schloss die Augen, versuchte sich auf die einzelnen Haarstränge zu konzentrieren, die durch ihre Finger glitten. Das maskenhafte Gesicht des Mädchens tauchte in ihren Gedanken auf. Diese Augen, sie …
    Hartnäckig versuchte sie das Bild zu verscheuchen. Das Bild und den furchtbaren Verdacht, der damit einher kam.
    Ein Menschenkind als Botschafter der Quinternen!
    As’mala wusste

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