SunQuest - die Komplettausgabe 2800 Seiten zum Sonderpreis: Dies Cygni und Quinterna (German Edition)
abgestorben. Nicht ein einziger Stamm konnte anwachsen.«
Und eine zweite Stimme: »Die Zellteilungen meiner Versuchsreihe sind ohne Ausnahme fehlerhaft verlaufen.«
As’mala hob die Brauen. Keine guten Nachrichten für die dort unten waren gute Nachrichten für sie hier oben.
»Ich habe gleich gesagt, dass es wenig Sinn haben würde«, erklang eine dritte Stimme. »Er ist einfach schon zu lange tot; das erhaltene Erbgut ist durch die hier herrschende Strahlung bereits so zerfallen, dass es nicht mehr möglich sein wird, einen Klon daraus nachzuzüchten.«
»Sag ich ja«, murmelte As’mala, »nur ein toter Graxflam ist ein brauchbarer Graxflam.«
Sie zog sich zurück, sie hatte genug gesehen. Sie wusste nicht, was ein Klon war, aber reimte sich zusammen, dass aus dem toten Graxflam wohl ein lebender hatte entstehen sollen. Und das war gründlich schiefgegangen. Immerhin
etwas
Positives konnte sie Shanija berichten.
Bald darauf erreichte sie ein weiteres Luftgitter, durch das sie in eine etwa einen halben Schritt durchmessende Zwischenebene stieg, die sich unabsehbar weit nach unten, oben und zu den Seiten dehnte und ebenfalls mit Rohren und Kabeln überwuchert war.
Durch ein drittes Lüftungsgitter fand sie hinaus – und kam in einer weitläufigen Halle heraus, die von mächtigen steinern wirkenden Säulen getragen wurde. Wände von Glassprossenfenstern zerteilten sie in Komplexe, und dazwischen war alles voller Stahlträger und Stelen. An den Wänden drehten sich malmende Getriebe, Räderwerke und Seilzüge, Dampfschmiedehämmer fuhren auf glühende Eisenbarren nieder und stampften sie in Formen, stanzten und schnitten, dass die Funken sprühten. An langen Fertigungsstraßen setzten Mensch-Maschinen silberblanke, glatte Formen zusammen wie die Blüten von seltsamen Pflanzen. Das waren keine Waffen, wie sie Less sonst führte, Dampf und Eisen.
Eine düstere Ahnung legte As’mala die Hand auf die Schulter.
Sie hatte die neue Waffenfabrik von ELIUM gefunden.
Thel-Ryon –
das ist »Herz-aus-Eisen«, denn aus Eisen ist ihr Herz: Ein tausend-Pfade-Irrnis
.
Diese Stadt ruht auf einem Bett aus Diamanten
.
Darunter tobt ein Sturm aus scharfem Staub und Sternensplittern
.
»Oh!« Pongs Schuppen warfen bunte Funken ab. »Eine Höhle aus
Edelsteinen
? Unter
Thel-Ryon
? Das ist ja wie im Märchen!«
Seiya nickte. »Deshalb sind die Hags so reich, Pong – und deshalb gehört ihnen immer noch diese Stadt, weil sie das Geheimnis seit Generationen hüten. Alisha Al’Hag war eine ferne Vorfahrin Earls; sie fand diese Edelsteinhöhle und was darin war; sie hat das Eisenlabyrinth gebaut …«
»Du meinst, dieses schiefe Fundament der Wohnburg?«
»Ja …«
»Und darauf die Burg Hag, damit sie niemand findet?«
»Ja – Pong, lass mich …«
»Aber warum denn ein
Labyrinth
?«
»Pong, lass mich
ausreden!
«
»Verzeihung, Hoheit.« Pongs Farbenspiel verstummte. Er ringelte den Schwanz um sich und sah zu Seiya auf, die sich angestrengt das Haar zurechtstrich, eh sie fortfuhr.
»Um darin mit ihm zu kämpfen, Pong – dem
Sturm aus scharfem Staub
. Und ihn darin festzuhalten. Alisha muss eine mächtige Frau gewesen sein. Wahrscheinlich eine Linpha-Magierin, denn ich wüsste niemanden sonst, der das erreichen könnte.«
»Sie hat es also geschafft.«
»Offenbar.«
»Es gibt aber nichts in der Stadt, das von ihr kündet – keine Tafel und kein Grab. Machen die Menschen von Less das nicht für gewöhnlich so, wie auf der Erde?«
»Es gibt nichts«, erklärte Seiya, »weil Alisha nicht gestorben ist. Nun, zumindest weiß niemand davon. Sie ist einfach fortgegangen, irgendwann, in die Quarzwüste hinaus, und nicht mehr wiedergekommen.«
»Vielleicht hat sie den Verstand in diesem Kampf verloren.«
»Vielleicht. Jedenfalls hat man sie nie für tot erklärt, für die Thel-Ryoner, die die Historie kennen, ist sie immer noch am Leben.«
»Und dieses – Wesen, das unter der Stadt gefangen ist …« Pongs Flügel fächelten beunruhigt. »Du weißt, was es ist?«
Die Exilkönigin schüttelte den Kopf und hob zugleich die Schultern. »Was
genau
es ist, kann ich dir nicht sagen – die
Entôum
,
Die-seit-Immer
, das sind Geschöpfe, von denen nicht einmal die Ältesten der Bewohner Less’ meinen, dass sie mehr sind als Legenden. Sie sind etwas wie …«
Sie schüttelte den Kopf noch einmal.
»Götter?«, schlug Pong vor.
»Nein, nicht Götter … mehr …«
»Dämonen!«
»Alisha hat ihn so genannt, ja. Ich
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