Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
verweisen und unter der Rubrik » Reife « eingeordnet werden können. Bei Gedächtnis- und IQ -Tests schneiden ältere Menschen im Vergleich zu jüngeren Menschen tendenziell schlechter ab, in den von Lebenserfahrung abhängigen Bereichen dagegen deutlich besser. Insbesondere gilt das für Tests, bei denen man aufgefordert wird, in einer schwierigen Situation eine Entscheidung zu treffen– einen Angestellten zu entlassen beispielsweise, einem Freund mitzuteilen, dass seine Frau ihn betrügt, oder die Diagnose einer schweren Erkrankung in der Familie zu verkraften. In solchen Situationen gibt Reife den Ausschlag. Emotionale Intelligenz kommt hier zwar mit ins Spiel, dennoch ist kein einziger Aspekt des IQ mit Reife gleichzusetzen. Um sie zu erlangen, braucht es ein Leben. Warum eigentlich nicht ein Leben in Einklang mit der Evolution, so wie Ihre Zellen es verkörpern?
Anmerkungen
[20] Elisabeth Kübler-Ross, Interviews mit Sterbenden, übers. v. Ulla Leippe, Kreuz, Stuttgart 1972.
[21] 2 Kor 6,9.
DAS ERLEUCHTETE GEHIRN
W ie wird es wohl sein, wenn man erleuchtet ist? Befindet sich die Seele dann in Reichweite? Wird Gott persönlich erfahrbar sein? Solche Fragen zu beantworten gleicht aus Sicht zahlreicher Menschen dem Bestreben, ein Einhorn zu fangen– einem schönen Traum, der nie in Erfüllung geht. Im Mittelalter verkörperte das Einhorn vollendete Anmut. Das makellos weiße Pferd, dem ein schneckenförmig gewundenes Horn aus der Stirn wächst, war ein Christussymbol– und es zu fangen gleichbedeutend mit einer Reise durch den eigenen Geist auf der Suche nach Gott. Mythen können Wirklichkeit werden, sofern Sie nur den richtigen Zugang finden.
Auch Erleuchtung beinhaltet eine Reise durch die Innenwelt, um am Ende des Weges auf Gott zu treffen– und sie ist tatsächlich möglich. Diese Reise führt jedoch nicht nur zu Gott, es gibt noch weitere Ziele. Moksha, der ursprüngliche Sanskrit-Begriff für Erleuchtung, wird mit » Befreiung « übersetzt. Befreiung wovon? Befreiung von Leid, Sterblichkeit, Schmerz, dem Kreislauf der Wiedergeburt, Illusion, Karma– die östliche Spiritualität hat uns in ihrem jahrhundertelangen Entfaltungsprozess viele erstrebenswerte Ziele genannt. Und obwohl Moksha als ein realistisches Ziel angesehen wird, ein Ziel, das jeder Mensch anstreben sollte, haben Beispiele von zweifelsfrei erleuchteten Menschen, das ist leider die frustrierende Wahrheit, echten Seltenheitswert. Unliebsame Parallelen zum Einhorn deuten sich durchaus an.
Wir möchten das Streben nach Erleuchtung als einen Weg betrachten, der dem Gehirn von Natur aus vorgezeichnet ist. Das Gehirn muss in jede Erfahrung mit einbezogen sein. Anders als wir heute, wussten das die Menschen, bevor man auf die Geist-Körper-Verbindung stieß, jahrhundertelang nicht. Weder einen Toaster noch eine Sumpfschildkröte können Sie sehen, ohne den visuellen Kortex zu aktivieren. Gleiches träfe zu, sähen Sie einen Engel– und mag es auch » nur « vor Ihrem geistigen Auge sein. Was die Neuronen im visuellen Kortex anbelangt, kann es sich dabei um ein Vorstellungsbild im Wach- oder im Traumzustand handeln. Es kann » hier drinnen « oder » da draußen « sein. Jedenfalls kann für uns nichts Visuelles existieren, ohne dass es zu einer Stimulierung dieses Hirnareals kommt. Und dabei geht es auch keineswegs nur um Engel. Damit Gott, Satan, die Seele, Ahnengeister oder Erfahrungen jedweder Art existieren können, muss Ihr Gehirn in der Lage sein, die betreffende Erfahrung zu erfassen, sie sich zu merken und ihr einen Sinn zuzuweisen. Und nicht allein vom visuellen Kortex ist hier die Rede. Für Spiritualität stellt das gesamte Gehirn Neuland dar.
Das Gehirn erwacht
Einen ins Auge springenden Hinweis darauf, dass Erleuchtung etwas ganz Reales und für uns Erreichbares ist, gibt es immerhin schon: Wir verwenden im Alltag mehr oder weniger regelmäßig Redewendungen, die genau dorthin verweisen: Wach auf. Verschaff dir Klarheit. Sieh den Tatsachen ins Auge. All das sind Fingerzeige auf einen höheren Gewahrseinszustand. Ein erleuchteter Mensch ist diesbezüglich lediglich weitergegangen als wir. Im Zustand von Erleuchtung sind Sie vollkommen wach, Sie sehen in voller Klarheit und stellen sich der letztgültigen Wirklichkeit. Ihr Gehirn ist daher nicht länger träge und schläfrig, vielmehr entspricht es Ihrem– hellwachen, pulsierend lebendigen und schöpferischen– Erleuchtungszustand.
Hier ist eine dramatische Veränderung
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