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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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und willenlos. Sie bemerkte meine Ungeduld und blickte sich um.
    »Kommt der NDR-Unterhaltungschef zu Besuch? Oder Michael Mittermeier?«
    Nein, Max wird hier gleich eine fremde Frau vögeln. Sagte ich nicht, was schade war, denn sie hätte es garantiert saukomisch gefunden. Sie hatte Sinn für abseitigen Humor, sie fand mich auf der Bühne viel zu brav, und wahrscheinlich hatte sie recht. Seit dem Eklat um meine böse Glanznummer hatte mich leider jeder Mut verlassen. Vor allem aber würde sie platzen vor Neugier, sie würde ihre Vorlesung ausfallen lassen, sich unterm Tisch verstecken und alles belauschen. Kurz vor Schluss würde sie die beiden zu Tode erschrecken und auf der Stelle ihre geliebte Theresa anrufen und ihr laut prustend alles berichten. Um dann den Hörer an Max zu übergeben. Und am selben Abend noch würde sie die ganze Sexszene mit mir nachspielen wollen. Ja, genau so eine Wahnsinnige hatte ich mir gesucht, genau das liebte ich an ihr. Sie durfte auf keinen Fall etwas erfahren.
    »Hast du vergessen, dass deine Eltern nachher kommen?«, fragte ich.
    »WAS?« Sie riss sich von mir los und war hellwach. »Meine ELTERN? Sind die nicht in Trinidad?«
    Ich wrang den Putzlappen aus. »War ’n Scherz.«
    Sie guckte mich an. Und schielte. »Hää? Was sind das für Scherze?«
    Ich wischte weiter. »Charlotte, die Wohnung zu putzen ist kein begründungspflichtiger Akt. Andere machen das jeden Tag.«
    Sie grinste. »Klar! Zwangsneurotiker. Hardcore-Hausfrauen. Borderline-Patienten mit Schmutzphobie. Übrigens muss ich dir gleich was erzählen, Philipp, mein Schatz, du beste Hausfrau der Welt, du mein geliebter Putzchampion!«
    Sie küsste mich kurz auf den Mund und torkelte ins Badezimmer, um zu duschen. Danach cremte sie sich ein, kämmte, fönte und schminkte sich. Und verbrauchte dabei Produkte im Wert von ungefähr achthundert Euro. Und sehr viel Zeit, die sie beim Frühstücken wieder einsparte. Sie aß gar nichts und trank den schwarzen Ingeborg-Bachmann-Espresso. Es war zwanzig vor zehn.
    »Also, pass auf, der absolute Hammer«, sprudelte sie los, »ich weiß jetzt, wer die Nummer drei ist.« Sie sah mich erwartungsvoll an.
    »Welche Nummer drei?«
    Sie schüttelte entnervt den Kopf. »Also: Es gibt da eine Frau in Westeuropa, die zum ersten Mal in ihrem Leben auf einer Berufungsliste steht. Eine Berufungsliste ist …«
    »Okay, die dritte Kandidatin.«
    Sie schlürfte am Espresso, den sie sich gerade im teuersten Espressoautomaten der Welt gebrüht hatte, dem von George Clooney.
    »Mary Longoria«, sagte sie dann unvermittelt, aber so bedeutungsschwer, als sei dies das Passwort für den Atombombenkoffer des US-Präsidenten. Ich verstand nichts, nada.
    »Äh – die aus Desperate Housewives?«
    »Sehr witzig. Mary Longoria kommt aus Chicago und ist durch ihre Studie über Mädchensex in der Generation Youporn berühmt geworden, was noch ein ganz klein bisschen interessanter ist als repressive Ost-Väter. Außerdem ist sie farbig. Und es wird sogar gemunkelt, sie sei – lesbisch.«
    Sie guckte mich an, als hätte sie mir gerade verraten, dass wir beide Leberkrebs hätten. Im dritten Stadium: Metastasen im ganzen Körper, Therapie zwecklos. Ich blickte auf die Uhr. In genau sechzehn Minuten kam Max. Er hasste Unpünktlichkeit. Ich konnte jetzt nicht mit Charlotte über das Berufungsverfahren sprechen. Das dauerte mindestens eine Stunde.
    »Charlotte, du weißt schon, dass das Seminar gleich losgeht?«
    Ihr Blick verdüsterte sich. Was vorauszusehen war. Es war zum Heulen, ich machte immer dieselben Fehler. Jetzt würde es noch länger dauern.
    »Philipp, ich sehe das richtig: ich habe dir soeben erzählt, dass die Professur, die mir bis gestern noch sicher war, soeben von einer dummen Amerikanerin weggeschnappt wurde, die nicht mal richtig Deutsch kann, was aber niemand in der Berufungskommission interessieren wird …«
    »Charlotte!«
    Ich ging um den Tisch herum und kniete mich vor sie. Jetzt musste ich verdammt gut sein. Oder es gab eine Katastrophe. »Pass mal auf, meine hysterische Prinzessin, zwei Dinge. Erstens …«
    Sie wollte mich unterbrechen, aber ich legte ihr den Finger auf den Mund. »… war die Professur nie sicher. Und zweitens hast du noch nichts verloren. Diese pädophile Lesbe kann ja nicht mal Deutsch. Glaubst du, das merkt die Kommission nicht?«
    Sie starrte mich an, hilflos, hilfesuchend. Sie schwieg für ihre Verhältnisse unglaublich lang, vielleicht eine halbe Minute.

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