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Superdaddy: Roman (German Edition)

Superdaddy: Roman (German Edition)

Titel: Superdaddy: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sören Sieg
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außer dir kennt Ted Honderich.«
    »Aber Bartók, ja? Bartók ist bekannter oder wie?«
    »Hallo?«, regte Lasse sich auf. »Bartók ist einer der berühmtesten Komponisten überhaupt!«
    florenz? ein bisschen weit.
    »Fragen wir doch einfach den Taxifahrer, ob er ihn kennt«, schlug Luna vor.
    »Klar, den Taxifahrer«, erregte sich Lasse. »Sehr fairer Test.«
    Der Taxifahrer war ein dunkelhäutiger Mann mit Schnauzbart, vermutlich Perser oder Iraki. Die Wahrscheinlichkeit, dass er Bartók kannte, war in etwa so hoch wie die, dass Bushido Schwulenbeauftragter der Stadt Köln würde.
    das ist mein nachname!
    »Wieso denn nicht?«, fragte Luna. »Du hast doch gesagt …«
    »Bartók särr gutt«, unterbrach sie der Taxifahrer. »Konzert für Orchester. Fünftes Streichquartett. Särrr schön.«
    Stille im Wagen. Ich vergaß sogar Alexa für einen Moment.
    »Sie kennen Bartók?«, fragte ich.
    »Ich waren Staatssekretär für Musik in Kabul«, erläuterte der Mann. »Acht Jahre. Aber dann Anschlag in Ministerium. Zwanzig Tote. Familie hat gesagt: Abdul, musst da weg. Jetzt bin ich hiere. Fahren Taxi. Aber lieber wäre wieder in Kabul. In Ministerium.«
    Wir wurden von einem Staatssekretär chauffiert. Für zwei Euro den Kilometer. Dachte man sich so was aus? Er trug einen schwarzen Anzug. Aber das taten viele südländische Fahrer.
    klar. und ich heisse quickborn.
    »Äh, das check ich jetzt nicht«, sagte Linus. »Du warst Minister?«
    Abdul lachte. »Staatssekretär. Für Musik. Afghanen lieben Musik!«
    Er wäre lieber dageblieben. Aber er trug es mit Fassung. Kleiner Berufswechsel. Ich stellte mir vor, ich würde in Kabul in ein Taxi steigen. Und da säße Dirk Niebel. Würde der noch so lächeln?
    »Aber wenn Taliban besiegt, ich zurück nach Kabul. Sofort.«
    Wieder Stille. Wir hielten an einer Ampel. Brr Brr.
    also kommst du jetzt? oder traust du dich nicht?

12
    Drei Überraschungen waren eine zu viel. Gott und Mandelson feilschten um meine Seele. Ein afghanischer Staatssekretär chauffierte mich nach Hause. Und dort lag Charlotte auf dem fleckigen, gelben Schlafsofa, Beine hoch, Wasabi-Erdnüsse knackend, und sah sich The Wire im amerikanischen Original an. Ganz so, als wären wir im Familiensommerurlaub auf Amrum, und ich käme gerade mit den Kindern vom Kniepsand zurück. Und nicht von meiner ersten eigenen Fernsehaufzeichnung.
    »Hey, ihr glaubt es nicht«, rief sie uns zu, während wir noch Mäntel und Jacken an die Garderobe im Flur hängten. »Barksdale ist freigesprochen worden. BARKSDALE! Der größte Dealer im Süden von Baltimore. Der skrupellosteste Raffzahn von einem Nigger … äh, ich meine natürlich Afroamerikaner.«
    Sie war bestens gelaunt. Sie fragte nicht mal, ob sie helfen sollte, den völlig übermüdeten Lasse ins Bett zu bringen. Er stand mit hängenden Schultern und geschlossenen Augen im Flur, außerstande, auch nur seinen Anorak auszuziehen.
    »Mama, sooo krass«, rief Linus. »Weißt du, wer uns eben im Taxi gefahren hat?«
    »Na, wer denn, mein Kletterkönig?«
    »Ein ganz hoher Politiker! Aus welchem Land noch mal, Papa?«
    »Afghanistan.«
    »Na, Wahnsinn«, sagte Charlotte und stellte wieder auf Play. Hatte sie zugehört? Wahrscheinlich nicht.
    »Muss ich noch Zähne putzen?«, fragte mich Lasse, indem er ein Auge halb öffnete.
    »Nein. Du musst noch die ganze Küche aufräumen.«
    »WAS?«
    Ich trug ihn ins Bett, entledigte ihn seiner Schuhe, seines Wollpullovers und seiner Jeans und legte ihn unter die Harry-Potter-Bettdecke. Dabei drückte er die Augen fest zu, als wolle er nicht aus einem Traum erwachen. Jetzt, da sein Kopf ins große, weiche Kissen sank, schlug er sie wieder auf.
    »Ich glaube, er war wirklich Musikminister«, flüsterte er. »Er kannte das Konzert für Orchester.«
    Ich nickte. Ich kannte es nicht.
    »Wieso muss der jetzt hier Taxi fahren?«
    »Na ja, als Staatssekretär wird ihn hier niemand einstellen.«
    Lasse guckte mich an mit seinen braunen Augen und den langen Puppenwimpern. Bestimmt würde er mal ein Mädchenschwarm. »Ich will mal ein Streichquartett gründen«, verriet er. »New Juilliard. Wir spielen auf der ganzen Welt. Wir beginnen in Hamburg. Und enden in Kabul. In Hamburg nehmen wir ganz viel Geld. In Kabul spielen wir umsonst. Gut?«
    Er sagte das nicht nur. Er würde es genau so machen. Ich küsste ihn auf die Stirn. Er umschlang mich mit seinen dünnen Ärmchen.
    »Super-Papa!«, flüsterte er mir ins Ohr.
    Mach das doch mal bei

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