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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Treppe zu.
»Wir sehen uns später«, rief sie ihnen mit
spöttischem Lächeln über die Schulter zu. Alice
lockerte den Griff um Franks Ellbogen und ging zwei Schritte auf das
Treppenhaus zu, blieb jedoch gleich darauf wie angewurzelt stehen.
Langsam hob sie die Arme und trat von den Stufen zurück.
    »Was…«
    »Nicht weitergehen«, schnitt sie Frank das Wort ab.
»Lass es einfach. Ich glaube, wir stehen unter
Hausarrest.«
    Frank spähte durch die offene Tür, die zum Penthouse
hinunterführte.
    »He, du Spinner! Zurücktreten! Hast du nicht
gehört, was die Chefin gesagt hat?«
    Jetzt endlich begriff Frank, was los war.
»Scheiße!«
    »Mir aus dem Herzen gesprochen.« Alice nickte.
»Wisst ihr was? Ich glaube, die wollen Augenzeugen. Nur
so weit entfernt, dass wir das Tränengas nicht riechen
können.«
    Frank merkte, dass seine Hände zitterten. »Dieser
Polizist da drüben…«
    »Du merkst auch alles.« Thelma klang zwar so, als
wolle sie sich über Frank mokieren, aber wahrscheinlich lag es
nur an den Nerven. Ob an seinen oder ihren, spielte jetzt keine
Rolle. »Wie ist der Mann ausgerüstet?«
    Alice wirkte ziemlich ungerührt. »Trägt einen
Körperpanzer. Hat irgendein Sturmgewehr dabei.« Sie
überlegte kurz. »Scheiße! Seine Uniform ist blau,
hast du’s gesehen, Frank?«
    Er nickte. »Na und?«
    »Hier tragen die Polizisten schwarze Uniformen. Blaue
Uniform bedeutet Armee.«
    »Oh. Oh!«
    Draußen schwoll der Lärm an.
    »Klingt das eurer Meinung nach wie eine Demonstration?«,
fragte Thelma.
    »Könnte die große Demo sein – die wegen der
rebellierenden Bauern, die man letzte Woche eingesperrt
hat.«
    Alice gab rasch Namen in ihr unförmiges Plastikhandy ein. Das
Wegwerfgerät hatte sie zwar erst vor drei Wochen bei ihrer
Ankunft auf Newpeace erworben, aber die farbigen Ziffern und Symbole
auf den Eingabetasten schälten sich bereits ab. Gleich darauf
runzelte sie die Stirn. »Das Ding meldet dauernd Datenstau im
Netz, verdammt noch mal. Und ihr, Leute? Kommt ihr zu
irgendjemandem durch?«
    »Ich lass mich doch nicht verarschen«, sagte Thelma
verärgert. »Das ist eine abgekartete Sache. Die wollen uns
zumindest so lange überleben lassen, bis wir unsere Berichte
eingegeben und abgeschickt haben. Glaube ich jedenfalls.«
    Frank blickte auf sein eigenes Handy, dessen Display ratlos
aufblinkte, da es vom Netz abgeschnitten war. Er wusste nicht recht,
was er glauben sollte, und schüttelte den Kopf. Plötzlich
hörte er hinter sich einen dumpfen Aufschlag. Als er sich
umwandte, sah er, dass jemand die Treppe hochgekommen und oben
umgefallen war. Auf dem Betonboden zeichneten sich helle Blutspuren
ab. Es war Phibul, der kleine Kerl aus Siam, der ein Stockwerk unter
ihnen wohnte. Frank kniete sich neben den Jungen, der schnell atmete
und am Kopf heftig blutete.
    »Du da!« Als Frank aufsah, blickte er direkt in einen
Gewehrlauf. Er erstarrte. »Schaff diesen Sack Scheiße hier
weg, aus meinen Augen! Und falls du hier auch nur deinen Kopf
herausstreckst, betest du besser, dass ich dich nicht für einen
dieser Hungerleider halte.«
    Frank befeuchtete seine Lippen, die ihm so trocken wie Pergament
vorkamen. »Alles klar«, erwiderte er fast unhörbar.
Phibul stöhnte. Als der Wächter einen Schritt
zurücktrat, quietschte sein Körperpanzer an Knien und
Knöcheln. Der Gewehrlauf war mit rötlichen Flecken
übersät.
    »Hier passiert nix«, sagte der Wächter.
»Kapiert?«
    »Ich… ich verstehe.« Frank blinzelte. Er
fühlte sich gedemütigt, zornig, vor allem aber schlichtweg
verängstigt. Schritt für Schritt zog sich der Wächter
zurück und stieg die Treppe hinunter. Frank rührte sich
nicht, bis er unten angekommen und nicht mehr zu sehen war. Als
Phibul erneut stöhnte, wandte er ihm den Blick zu und machte
sich daran, in seinen Taschen nach einem Verbandskasten zu
suchen.
    In das Brandungsgeräusch mischte sich jetzt ein rhythmischer
Lärm: die Pfeifen und Trommeln des Protestmarsches.
    »Lass mich helfen, verdammt noch mal!« Als sich Thelma
neben ihn kniete, sah Frank auf. »Scheiße.«
Vorsichtig schob sie Phibuls Augenlider zurück. Erst das eine,
dann das andere. »Die Pupillen reagieren, aber er hat bestimmt
’ne Gehirnerschütterung.«
    »Das Arschloch hat ihm eins über den Schädel
gezogen. Mit dem Gewehrlauf.«
    »Könnte schlimmer sein«, erklärte sie knapp.
»Komm, wir tragen ihn unters Sonnendach.«
    Von Dachrand her waren knallende und quietschende Geräusche
zu hören: Alice

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