Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
Vom Netzwerk:
Terminal räusperte sich. »Entschuldigung, das konnte
ich nicht verstehen. Wie möchten Sie zahlen? Wir akzeptieren
Bargeld, jede anerkannte Kreditkarte, renommierte agalmische
Währungen, irdische Zukunfts-Pfandbriefe und…«
    »Holen Sie sich’s doch von meinem Konto, verdammt noch
mal!«
    Das Terminal schloss unvermittelt die Augen und klappte den Mund
auf. Eine kleine blaue Maus mit sechs Beinen steckte den Kopf heraus
und piepste: »Hallo! Ich bin Ihr Reisedokument und möchte
Sie im Namen all unserer Wesenheiten und Symbionten bei TransVirtual
TravelWays begrüßen! Wir hoffen, dass Ihnen Ihre Reise mit
uns gefallen wird, und wünschen Ihnen in allen
geschäftlichen Angelegenheiten viel Erfolg! Bitte behalten Sie
Ihr Reisedokument stets bei sich und…« Fiep…
    Wednesday hatte sich die Maus geschnappt. »Halt die Klappe,
verdammt noch mal!«, knurrte sie. »Ich bin nicht in der Stimmung. Führ mich einfach zu meiner Kabine und verpiss
dich.«
    »Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Sie eine Kaution
hinterlegen müssen. Diese Kaution ist für den Fall
bestimmt, dass Sie Eigentum von TransVirtual TravelWays
beschädigen, einschließlich der Kabineneinrichtung, der
Installationen und der Animationsprogramme für Passagiere! Wir
wünschen Ihnen eine angenehme Reise und viel beruflichen Erfolg!
Bitte sorgen Sie dafür, dass Sie Ihr Gepäck stets unter
Kontrolle haben. Rücken Sie jetzt bitte zu dem grünen Pfad
am Kirschbaum vor, der Sie zum Flugsteig sechzehn bringen wird. Dort
wartet unsere VIP-Suite darauf, Sie zu verwöhnen.«
    Als Wednesday das wandelnde Reisedokument in einer Jackentasche
verstaute, die nicht mit elektronischem Zubehör oder
Hochleistungsspeichern ausgestattet war, hielt es sofort den Mund.
Der Pfad vor ihren Füßen flimmerte grünlich auf
(hinter ihr war er rot) und leitete sie um mehrere strategisch
platzierte Kirschbäume herum, bis sie zu einem
glücklicherweise spartanisch anmutenden Gehsteig gelangte, der
von Metallwänden eingefasst war. Über mehrere Kurven wand
er sich quer durch die Abflughalle nach oben; der Gesamteindruck war
so, als hätte man einen idyllischen Weg mit Katzenkopfpflaster
im Stil des sozialistischen Realismus nachgebaut.
    Noch etwa zwei Stunden bis zum Start. Was soll ich tun?, fragte sich Wednesday nervös. Auf Hermanns Anruf warten? Falls er sich überhaupt dazu herabließ, mit ihr zu
reden – aus irgendeinem Grund schien er keinen engen Kontakt
halten zu wollen. Plötzlich fühlte sie sich einsam und biss
die Zähne zusammen. Worauf lasse ich mich da ein? Gleich
darauf empfand sie ein so heftiges Schuldgefühl, dass sie sich
fast übergeben hätte und den Drang dazu gewaltsam
unterdrücken musste. Mom! Dad!
    Die VIP-Lounge suggerierte Privatsphäre. In dem riesigen, mit
schwarzem Kunstleder und glänzendem Elfenbein ausgestatteten
Raum machten projizierte graue Raumteiler die Runde, flackerten von
einem Ort zum anderen, während Wednesday ihnen den Rücken
zuwandte. Auf diese Weise sorgten sie dafür, dass man hier
ungestört herumwandern konnte, ohne andere Transitpassagiere zu
sehen oder von ihnen gesehen zu werden. Ein stummer Diener – von
oben bis unten aus blitzblankem Messing und reichlich verziert –
folgte ihr auf Schritt und Tritt, eifrig bemüht, ihr jeden
Wunsch von den Augen abzulesen. »Wann gehen wir an Bord?«,
fragte sie ihn.
    »Ähm. Wenn Gnädigste mir folgen würden. Ihre
private Schiffskabine wird gerade bezugsfertig gemacht. Falls Sie
etwas zu sich nehmen möchten oder spezielle Wünsche haben,
die Unterhaltungsprogramme oder religiöse Andacht
betreffend…«
    »Nein, danke, ich bin rundum zufrieden«, erwiderte
Wednesday mechanisch und mit ausdrucksloser Stimme. »Suchen Sie
mir einfach ein Sofa oder irgendeine Sitzgelegenheit. Äh…
mit größter Privatsphäre.«
    »Direkt hinter Ihnen, Gnädigste.« Während sich
die Raumteiler um sie schlossen, nahm Wednesday Platz. Ein paar Meter
weiter bewegte sich auch der Fußboden. Es geschah alles so
schnell und reibungslos, dass ein zufälliger Zuschauer es gar
nicht mitbekommen hätte. In einer ihrer Taschen zappelte etwas
und begann gleich darauf munter seinen Sermon aufzusagen:
»Unseren Geschäftsreisenden bieten wir vielfältigsten
Service an, darunter metamagische Beratung, den An- und Verkauf von
Aktien, Analystenprogramme für den Aktienmarkt und alle nur
denkbaren Mittel zur Kommunikation und Kommunikationsstörung
– zugeschnitten auf den Bedarf des Kämpfers mit
Scharfblick,

Weitere Kostenlose Bücher