Susan Mallery - Buchanan - 03
dass ich endlich auch mal etwas richtig mache“, sagte er leise. „Nicht mehr.“
Lori trat in Glorias Zimmer. Sie war gespannt, was die alte Frau sagen würde. Sie trug eine ihrer neuen Jeans und einen figurbetonten Pullover. Es war ihr auch ohne Übung gelungen, Ramons Meisterwerk annähernd zu kopieren, und sie hatte es sogar geschafft, sich zu schminken, ohne sich mit dem Mascara-Stift das Auge auszustechen.
Aber jetzt fühlte sie sich unwohl. Wie eine Ziege, die versuchte, eine Gazelle zu sein.
„Guten Morgen“, sagte Gloria und sah von ihrer Zeitung auf. „Wie war Ihr freier Tag?“
„Sehr nett. Wie geht es Ihnen?“
„Wie es einer alten Frau mit gebrochener Hüfte eben geht. Heute Morgen habe ich Schmerzen, aber ich werde es überleben.“
„Da hatte ich mir aber mehr erhofft. Einfach nur überleben ist langweilig.“
Gloria lächelte. „Sie meinen, Sie könnten sich jetzt wieder hinausstehlen, ohne dass ich die Veränderung bemerke. Aber da irren Sie sich. Stellen Sie sich in die Mitte des Raums und drehen Sie sich.“
„Ich bin hier nicht als Model engagiert!“
„Sie sind engagiert, um für mein Wohlergehen zu sorgen. Also machen Sie schon.“
Lori kam sich komisch vor und gehemmt, tat aber wie geheißen. Sie stellte sich in die Mitte des Zimmers und drehte sich einmal langsam um die eigene Achse.
Gloria sah sie genau an und nickte dann. „Besser“, sagte sie. „Viel besser. Sie waren also bei Ramon?“
„Ja. Er hat mir die neue Frisur verpasst und mir gezeigt, wie ich gewisse klebrige Produkte richtig anwende.“
„Ihre neuen Sachen sind auch schön. Endlich sehen Sie nicht mehr aus wie ein Plumpsack.“
Lori kicherte.
„Wenn ich diesen braunen Pullover noch einmal an Ihnen sehe, gehe ich sofort zurück in die Reha-Klinik.“
„Das bezweifle ich.“
„Hat Ihre Schwester Ihnen bei der Auswahl geholfen?“
Lori hätte gern gesagt, dass sie dazu durchaus allein in der Lage wäre, aber leider stimmte das ja nicht. „Ja. Sie hat alles ausgesucht. Es ist schon peinlich, dass ich selbst nicht weiß, was mir steht.“
„Jetzt wissen Sie es ja.“ Gloria beugte sich vor. „Aber wegen der Brille müssen wir uns noch etwas einfallen lassen.“
„Ich kann keine Kontaktlinsen tragen, und eine Laser-OP kommt nicht infrage. Ich will mir nicht meine Hornhaut wegbrennen lassen.“
„Dabei wird nicht die ganze Hornhaut weggebrannt. Aber egal. Sie sehen gut aus. Reid wird sehr beeindruckt sein.“
Lori erstarrte. Natürlich hatte sie unter Glorias Dach Sex mit Reid gehabt, aber ihr war noch nicht in den Sinn gekommen, dass ihre Patientin mehr davon wissen könnte. Aber würde sie so offen darauf anspielen? Sicher meinte sie es ganz allgemein. Oder sie deutete nur die Tatsache an, dass Lori in ihn verschossen war, was sie aber eigentlich auch nicht wissen konnte.
„Ich habe das nicht wegen Reid getan“, sagte Lori.
„Natürlich nicht. Ich will Sie nur warnen. Ich mag Sie, und ich möchte nicht, dass Sie verletzt werden.“
Lori wusste das zu schätzen. Sie wusste, dass Gloria es ernst meinte. Aber warum glaubte sie, dass Reid sie verletzen würde? Warum könnte es nicht auch umgekehrt sein?
Das war natürlich weitaus weniger realistisch, aber sie wäre auch gern mal in der Position, die Macht zu haben.
„Ich hole Ihnen einen Kaffee“, sagte Lori und verließ das Zimmer.
Sie ging in die Küche und traf dort auf Reid. Er sah auf, versuchte etwas zu sagen und starrte sie dann nur an.
„Was ist denn?“, fragte sie. „Stimmt was nicht?“
„Nein, alles klar. Ich freu mich, dich zu sehen. Ich habe dich gestern vermisst.“
„Ich hatte frei.“
Sie wusste, dass sie sich gerade bescheuert verhielt. Es gab keinen Grund dafür.
„Das ist ja nicht verboten.“ Er ging zu ihr rüber und küsste sie. „Schöne Frisur.“
„Ich war beim Friseur.“ Tolle Information. Das war doch offensichtlich.
„Du warst dir doch nicht sicher, ob du es machen lassen solltest. Aber es sieht gut aus.“ Er grinste. „Um ehrlich zu sein: Du siehst toll aus.“
„Jetzt“, sagte sie und versuchte, nicht verletzt zu klingen. „Du hast das Jetzt’ vergessen. Aber von nun an kann ich wenigstens mit den Schönen mithalten, mit Leuten wie dir.“
„Was ist denn mit dir los? Warum bist du sauer auf mich?“
War sie doch gar nicht. Sie war sauer auf sich selbst, aber es war einfacher, es an ihm auszulassen.
„Ich bin grässlich“, sagte sie. „Hoffnungslos. Und ich hasse mich
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