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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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mit den Männern zu Tisch.
    Ingvald gebührte als Ehrengast der Platz an der Seite des Königs. Ingvi saß ihm gegenüber, und Unwin hatte neben der Königin Platz gefunden. Als König und Königin hereinkamen, trugen sie lange, schlicht geschnittene weiße Gewänder, in die Goldfäden und Edelsteine eingearbeitet waren. Auf ihren Köpfen trugen sie Diademe mit Edelsteinen, von denen an schmalen Ketten filigran gearbeitete goldene Kreuze herabhingen. Ihre Bewegungen wirkten steif und langsam, denn ihre schweren, starren Gewänder behinderten ihr Vorankommen, und sie glichen eher Statuen als lebenden Menschen.
    Die Königin und ihre Hofdamen schenkten den Wein aus, während das Essen serviert wurde, und zahlreiche Trinksprüche wurden ausgebracht. Ingvi hatte seine üble Laune schon längst vergessen und stellte Ingvald mehrere wichtige Persönlichkeiten vor. Er gab allen Klatsch über sie weiter, indem er sich zum Ohr seines Bruders hinüberbeugte und leise und schnell auf Dänisch sprach. Ihren Gastgebern gegenüber mochte dies vielleicht unhöflich sein, doch das Geflüstere und ihre gemeinsame Sprache brachte die Brüder wieder einander nahe. König Lovern nickte ihnen leicht zu, als er sie miteinander tuscheln sah, was die juwelenverzierten Kreuze an seiner Krone zum Schwingen brachte und sie am Ende ihrer Ketten aufblinken ließ. Er war sich wieder sicher, eine wertvolle Geisel zu besitzen, nicht einfach nur einen teuren Gast. Während er Ingvi in seiner Hand hielt, kontrollierte er auch Jarl Ingvald. In ein paar Jahren würde es sich aber lohnen, Ingvi gegen einen der Söhne Ingvalds auszutauschen.
    Unwin wurde erneut bewusst, dass er keine Brüder mehr hatte, als lautes Gelächter von den beiden Dänen seine Aufmerksamkeit erregte. Während sie hier saßen und schlemmten, brachte das Elfenbalg vielleicht seine Söhne um.
    Ein gerösteter Eber wurde hereingetragen und vom Hausverwalter und seinen Bediensteten zerteilt. Die besten Stücke wurden erst dem König gebracht, damit er sie vor aller Augen Ingvald und Unwin geben konnte und nicht für sich behielt. Der Wein floss in Strömen, und die Königin ging mit Körben durch den Saal, aus denen sie nicht nur das beste und weißeste Brot an die Gäste verteilte, sondern auch teure Geschenke: Broschen für Mäntel und Hüte, Ringe, Gürtelschnallen und andere Kostbarkeiten. Ingvald und Unwin erhielten Schwerter mit edelsteinbesetzten Griffen und vergoldeten Schwertscheiden. Als Waffen waren sie nutzlos, doch ihr hoher Wert ehrte den Gast.
    Mittlerweile war es im Saal so heiß, dass auf allen Gesichtern Schweiß glänzte. Ständiges Gelächter und lautes Stimmengewirr zwangen die Leute zu schreien, wenn sie sich ihrem Sitznachbarn verständlich machen wollten. Der Rauch vieler Kerzen und Feuer schwebte über den Tischen, und der goldene Lichtschein schimmerte auf Broschen und Ringen, loderte in Edelsteinen auf, funkelte auf Glas. Die Harfe machte an den Tischen die Runde, und für kurze Zeit wurde es still, um der Musik und dem Gesang zu lauschen – nur um dem donnernden Krach von Fäusten auf Tischen und brüllendem Gelächter zu weichen, wenn ein gescheiter oder witziger Reim auf einen der Gäste losgelassen wurde.
    Die Harfe erreichte die Ehrentafel, und an den Tischen des niederen Volks sorgte gespannte Neugier für Ruhe. Jeder im Saal wusste, dass der Prinz der Sassenachs um die Hilfe des dänischen Jarl gebeten hatte, um sein Königreich zurückzugewinnen. Jeder wusste, dass der dänische Jarl dieses Gesuch höflich abgewiesen hatte und dass ihr eigener König mit seinem dänischen Lehnsmann nicht zufrieden war. Die Spannung wuchs ins Unermessliche, als Lovern selbst die Harfe ergriff. Die Stimme des Königs und der Klang des Instruments waren in der folgenden Stille klar und deutlich zu vernehmen.
    Das Lied des Königs war kurz und einfach. Es erzählte die Geschichte eines Fischs, der in reinem Wasser schwamm, und eines groß gewachsenen Baums im Sonnenlicht, dessen Äste sich weit erstreckten und der seine süßen Früchte zu Boden fallen ließ. Ingvi sog die Luft ein und beugte sich zu seinem Bruder, um den Text zu übersetzen. In Ingvalds Ohren klangen die Worte hübsch, aber sinnlos, doch Ingvi erklärte ihm ihre Bedeutung: Der Fisch war das Symbol der Christen, und daher bedeutete die Reinheit des Wassers zugleich die Reinheit und die Vortrefflichkeit der christlichen Lehre. Daraus folgte, dass der Baum die christliche Kirche darstellte, die im Lichte

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