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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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am besten nutzen könnten. Während Ud auf seiner Harfe spielte, sprach er darüber, wie sie genügend Verpflegung und Waffen sammeln würden. Wie sie neue Männer gewinnen und ausbilden konnten. Und da der Waffenstillstand ja wahrscheinlich bis zum Frühling dauern würde, bis Freyas Fest …
    »Bis zum Fest des Kreuzes«, sagte Unwin.
    … dann hätten sie Gelegenheit, die Pferde nach den harten Wintermonaten aufzupäppeln. Und sie konnten die Felder in den Landstrichen, die ihnen gehörten, einsäen lassen, um die nächste Ernte sicherzustellen, wenn der Krieg noch ein Jahr dauern sollte. Oder auch nicht. Ob nun Krieg oder nicht, man brauchte immer eine Ernte. Es war nichts wichtiger als die Ernte.
    Unwin wurde es überdrüssig, zuhören zu müssen, wie Ingvi unterrichtet wurde. »Der Krieg findet an der Christmette sein Ende«, sagte er.
    »Woher weißt du das?«, fragte Ingvald. »Hat dein Gott dir diese Nachricht in den Geist gepflanzt?«
    »Ich werde die Christmette damit feiern«, sagte Unwin, »dass ich der Elfenbrut den Blutadler in den Leib schneide. Um meinen Bruder von seinem Fluch zu befreien.«
    Die Jarls reagierten nicht. Lediglich Uds Musik durchbrach die Stille. Unwin grinste den Dänen ins Gesicht.
    »Du wirst den Waffenstillstand brechen?«, keuchte Ingvi. »Du wirst dein Wort geben und im Namen deines Gottes und deiner Mutter schwören und den Frieden am Jul brechen?«
    »Ich bin Christ«, antwortete Unwin. »Der Waffenstillstand mit einem Teufel ist für mich nicht bindend. Ich bin ein Werkzeug Christi und kämpfe für seinen Sieg.«
    Die Jarls starrten ihn immer noch an. Ingvi beugte sich über den Tisch, um Unwin genauer ins Gesicht schauen zu können. »Aber du wirst den Julfrieden brechen!«
    »Mir bedeutet Jul nichts. Und wenn ich Julsburg in Gottesburg umbenannt habe, wird Christus mir vergeben.«
    »Der Elfenjüngling ist kein Narr«, sagte Ingvald. »Und der alte Mann, der ihm als Ratgeber dient, schon gar nicht. Was immer du auch planst, sie werden auf dich vorbereitet sein.«
    »Und sie haben deinen Sohn!«, sagte Ingvi. »Du hast gehört, was sie gesagt haben – sie senden deinen Sohn zu Odin!«
    »Wie kann das Ding meinen Sohn töten«, fragte Unwin, »wenn seine Rippen und seine Lunge wie blutige Schwingen ausgebreitet sind?«
    »Und wenn dein Plan fehlschlägt?«, fragte Ingvi.
    »Er wird nicht fehlschlagen.«
    »Aber wenn doch?«, hakte Ingvald nach.
    Unwin lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wenn er scheitert … Ich habe noch einen Sohn. Und Söhne lassen sich leicht machen.« Die dänischen Brüder schauten ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Abscheu an und hatten keine Ahnung von dem Schmerz, den es Unwin kostete, so etwas zu sagen: demselben Schmerz, den er immer gespürt hatte, wenn er sich der Möglichkeit des Verrats durch seine Brüder gegenübersah. »Wulfweard ist mir von größerem Nutzen«, sagte er, »wenn der Fluch erst aufgehoben ist. Er ist alt genug, um zu kämpfen.«
    Ud schlug einen letzten Akkord auf seiner Harfe.
    Auf der anderen Flussseite, in Elflings Lager, lag Godwin in seinem Bettzeug. Sein Welpe lag neben ihm, in seine Decken eingerollt, und leckte sein Gesicht. Godwin legte seine Hand um den Hals des Tieres.
    Er würde den Hund töten, denn er war wieder zurückgebracht worden und hatte nicht mit seinem Vater gehen dürfen. Er würde den Hund umbringen und die Leiche vor Elflings Zelt legen. Nein, er würde den Hund unter seinem Umhang versteckt in Elflings Zelt tragen und ihn ins Bettzeug der Elfenbrut legen.
    Der junge Hund entwand sich seinem Griff und leckte seine Hand. Godwin streichelte über sein Fell.
    Ebba kauerte auf der Anhöhe der Insel, knabberte Brot und atmete den Duft des Grases, des Thymians und des Wassers ein, während die Sonne an einem lauen Sommerabend unterging. Sie blickte über das Wasser zu den Lagerfeuern und Lichtern von Elflings Lager und erschrak so sehr, dass ihr Herz fast aussetzte und sie ihre Arme schützend ausstreckte, als jemand ganz nah an sie herantrat. Ud kauerte sich neben sie. Sie hatte ihn nicht kommen hören.
    Er lächelte, beugte sich zu ihr herab und küsste sie auf die Wange. Sein Bart streichelte über ihre Haut. Dann griff er in den Beutel, der an seinem Gürtel hing, und holte etwas wie ein Kerbholz hervor: ein Holzstück, länger, als es breit war, eben und glatt geschnitten. Er reichte es ihr.
    Auf dem Holz waren scharfe eckige Muster eingeritzt. »Das sind Runen, Herr. Ich verstehe sie

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