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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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Zorn. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein Pflanzenkübel voller Geranien sich eine Handbreit über die steinerne Ballustrade erhob, auf der er gestanden hatte. »Du bist ein Niemand! Gerade mal zwei Tage bist du hier an der Schule! Zwei Tage! Bildest du dir ein, du könntest einfach daherkommen und alles verändern? Mir meinen Platz streitig machen ? Du bist wohl größenwahnsinnig!«
    Ich stellte ihr ein Bein, zerrte an Heathers Armen und kickte ihr so die Füße unter dem Rumpf weg. Woraufhin wir beide zu Boden krachten. Der Pflanzenkübel folgte unserem Beispiel, nicht weil wir ihn umgestoßen hätten, sondern weil Heather ihn mir an den Kopf hatte hetzen wollen. Ich duckte mich in letzter Sekunde weg und der schwere Kübel knallte gegen die Spinde und zerbarst in einer Wolke aus Rindenmulch, Geranien und Tonscherben. Ich zog Heather an den langen seidigen Haaren. Ja, ich weiß, kein fairer Sporteinsatz, aber hey, das mit dem Geranienpott war auch nicht gerade nett gewesen.
    Heather schlug kreischend um sich und wand sich wie ein Aal, während ich sie, halb ziehend und halb schiebend, in den Kerzenkreis zu bugsieren versuchte. Dann ließ sie wieder Sachen schweben. Die Schlösser sprangen aus den Spindtüren und torkelten wie kleine UFOs durch die Luft auf mich zu. Dann erhob sich ein Tornado und saugte den Inhalt der Spinde heraus, sodass ich plötzlich aus allen vier Himmelsrichtungen von Notizbüchern und Ringheften bombardiert wurde. Ich senkte schützend den Kopf, ließ aber nicht los, auch nicht, als mich ein Trigonometriebuch hart an der Schulter traf. Immer wieder murmelte ich die Beschwörungsformel, die das Loch ein zweites Mal öffnen sollte.
    »Warum tust du mir das an?«, kreischte Heather. »Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    »Weil …« Ich war voller blauer Flecken, außer Atem und total durchgeschwitzt und ich wollte nur noch loslassen, nach Hause gehen, ins Bett krabbeln und tausend Jahre am Stück schlafen.
    Aber das ging nicht.
    Also schlug ich Heather stattdessen gegen die Brust, sodass sie in den Kerzenkreis taumelte. Als sie auf das Foto trat, das sie Bryce geschenkt hatte, tat sich sofort wieder das Loch über ihrem Kopf auf. Und diesmal umschloss sie der rote Rauch augenblicklich wie eine dicke Wolldecke. Diesmal würde sie nicht mehr einfach so heraustreten können.
    Ich konnte Heather durch den dichten Rauch kaum mehr erkennen, dafür aber umso deutlicher hören. Ihre Schreie hätten Tote wecken können – allerdings war sie natürlich die einzige Tote weit und breit. Der Donner grollte über ihrem Kopf. In dem schwarzen Loch, das sich aufgetan hatte, sah ich Sterne blinken.
    »Warum?!«, kreischte Heather. »Warum tust du mir das an?«
    »Weil ich eine Mittlerin bin«, sagte ich.
    Und dann passierte zweierlei gleichzeitig.
    Der rote Rauch, der Heather umgab, begann, sich in das schwarze Loch zurückzuziehen, und nahm Heather mit sich. Und die Pfeiler, die die Bogen über mir stützten, brachen plötzlich entzwei, als wären es Streichhölzer und nicht einen halben Meter dicke Sparren.
    Und dann krachte der Säulengang über mir zusammen.

KAPITEL
18
    K eine Ahnung, wie lange ich unter den Holzbohlen und den schweren Lehmziegeln des zerbröckelten Säulengangs lag. Auf jeden Fall muss ich bewusstlos geworden sein, zumindest für ein paar Minuten.
    Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war ein heftiger Schlag gegen den Kopf. Als ich wieder die Augen aufschlug, war ich von völliger Dunkelheit umgeben, und ich hatte das Gefühl zu ersticken.
    Manche Poltergeister machen sich einen Spaß daraus, sich ihren Opfern auf die Brust zu hocken, damit die beim Aufwachen das Gefühl haben zu ersticken, aber den Grund dafür nicht sehen können. Ich wusste auch erst mal nicht, was mir die Luft abdrückte, und ich dachte, ich hätte versagt, Heather wäre immer noch hier in dieser Welt und würde auf meiner Brust sitzen und mich foltern, als Rache für das, was ich ihr hatte antun wollen.
    Und dann dachte ich, vielleicht bin ich ja tot.
    Keine Ahnung, wieso. Der Gedanke streifte mich einfach. Vielleicht fühlte es sich so an, tot zu sein. Zumindest am Anfang. Vielleicht hatte Heather sich so gefühlt, als sie in ihrem Sarg aufgewacht war. Genau wie ich – gefangen, kurz vor dem Ersticken, halb verrückt vor Angst. Kein Wunder, dass sie immer so übel gelaunt gewesen war. Kein Wunder, dass sie so verzweifelt in die Welt zurückwollte, in der sie vor ihrem Tod gelebt hatte.

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