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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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zehn Uhr, Kinder«, sagte die Schwester freundlich. »Das Glockenzeichen heißt: Licht aus! Ihr solltet eigentlich schon in euren Zimmern sein. Nun müßt ihr euch im Dunkeln ausziehen. Ich bin die Ordnungsschwester. Macht, daß ihr ins Bett kommt, sonst muß ich euch melden.«
    Kit und Connie ergriffen ihre Sachen, verabschiedeten sich von Susy und verschwanden.
    Susy knipste das Licht aus und entkleidete sich langsam. Bevor sie ins Bett ging, sah sie noch einmal aus dem Fenster. Gestern um diese Zeit hatte sie zu Hause aus dem Fenster ihres Zimmers gesehen. Sie hatte dem Rauschen des Meeres gelauscht und die Sterne am Himmel betrachtet.
    Nun blickte sie auf die dunklen massigen Gebäude des Krankenhauses, von dem sie so lange geträumt hatte. Rings um seine Mauern summte das Leben der großen Stadt. Irgendwo aus der Ferne ertönte das Signal eines Krankenwagens.
    >Das alles werde ich einmal lieben<, dachte Susy bei sich.

 
     
Das Salz der Erde
    Um sechs Uhr wurde Susy durch das Schrillen einer Klingel aus dem Schlaf gerissen. Sie lag still und horchte. Das Haus wurde lebendig. Durch den Korridor tappten Schritte, Türen wurden zugeschlagen, und in den Waschräumen rauschte das Wasser. In das Trappeln eiliger Füße mischten sich Gelächter und das Murmeln verschlafener Stimmen.
    Die Morgenluft war frisch und kalt. Einige Schwestern schienen sich neben der Heizung im Korridor anzuziehen. Das Frühstück für die Probeschwestern fand erst um sieben Uhr statt. Aber da war die widerspenstige blaue Tracht. Susy beschloß, lieber sofort aufzustehen.
    Zögernd setzte sie die Füße auf den kalten Fußboden, schloß das Fenster und stellte die Heizung an. Sofort strömte ihr eine angenehme Wärme entgegen. Ihre Hände zitterten ein wenig, während sie sich anzog. Sie war jetzt hellwach.
    Als es an die Tür klopfte, fuhr sie zusammen.
    »Herein!«
    Die Tür öffnete sich. Kit und Connie standen in Blau und Weiß auf der Schwelle. Die drei Mädchen prüften sich gegenseitig. Dann begannen sie zu lachen.
    Connie ging auf Susy zu und schüttelte ihr die Hand. »Schwester Barden, wenn ich mich recht entsinne.«
    Susy verbeugte sich. »Nein, meine Dame, Sie irren sich. Ich bin der Eismann.«
    Kit unterbrach sie. »Wollen wir nicht frühstücken gehen? Oder macht ihr euch nichts aus Essen?«
    Die Lernschwestern im Speisesaal, die Nachtdienst gehabt hatten, beobachteten die neuen Probeschwestern grinsend. Haarsträubende Gerüchte über Fräulein Cameron und ihren Unterricht wurden verbreitet. Die ängstliche Spannung an den Tischen der Neulinge wuchs von Minute zu Minute. Nach allem, was sie über Fräulein Cameron hörten, mußte sie ein wahrer Drachen sein. Und ihr Urteil über die Probeschwestern war für die Schulleitung entscheidend, hieß es.
    »Jede Probeschwester, die einen einzigen Fehler macht, soll sofort nach Hause geschickt werden«, berichtete Elfe Holton atemlos.
    »Das ist doch nicht möglich«, warf ein anderes Mädchen ein.
    »Na, mir kann’s ja gleich sein. Jedenfalls hängt unsere Annahme
    oder Ablehnung am Ende der Prüfungszeit davon ab, was Fräulein Cameron von uns hält.«
    »Dann bin ich geliefert«, sagte Kit melancholisch. »Sobald eine Lehrerin mein Gesicht sieht, traut sie mir das Schlimmste zu.«
    »Ich verstehe nicht, wie Sie so reden können«, entgegnete Luise Wilmont steif. »Wenn man seine Arbeit ordentlich tut, kann die Lehrerin doch nichts an einem auszusetzen haben.«
    Kit blickte sie mit gespieltem Ernst an. »Ja, bei Ihnen ist das natürlich etwas anderes«, sagte sie in ihrem harten englischen Dialekt. »Ihnen kann unmöglich etwas passieren. Sie haben so etwas an sich ...«
    Sofort taute Luise Wilmont auf. »Finden Sie? Sehr liebenswürdig von Ihnen. Wirklich, ich habe nicht die geringste Angst vor Fräulein Cameron und werde bestimmt gut mit ihr auskommen. Wenn Sie mal einen Rat brauchen sollten, Fräulein van Dyke .«
    Susy, die einen Blick von Kit auffing, verschluckte sich fast. Hastig schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich denke, wir gehen jetzt, Kinder.«
    Eilig verließen die drei das Speisezimmer. Erst als sie den breiten Hauptkorridor erreicht hatten, ebbte ihr Lachen ab. »So etwas Unnatürliches und Gespreiztes habe ich noch nicht erlebt«, sagte Connie kopfschüttelnd. »Das Mädchen kann unmöglich aus Fleisch und Blut sein.«
    »Und doch ist sie es«, erwiderte Kit.
    »Aber sie wirkt wie eine Figur aus einem schlechten Roman, wie eine der Gestalten, denen

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