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Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben

Titel: Susanne Barden 01 Hinaus ins Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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näher an dem Efeustamm.«
    »Wer wohnt dort?«
    »Keine Ahnung!« Susy zog die Handschuhe an und umklammerte den rauhen Stamm mit festem Griff. »Auf jeden Fall wird der Bewohner des Zimmers gleich eine Überraschung erleben.«
    Connie hatte den Stamm noch einmal untersucht. »Warte, Susy! Die Sache ist zu gefährlich. Könnten wir nicht lieber einen Schneeball werfen?«
    »Nein, das geht nicht. Wir würden das ganze Haus alarmieren.«
    »Sag lieber irgend etwas, bevor du ins Zimmer steigst«, riet Kit. »Sonst erhebt die Ärmste da drinnen womöglich ein Zetergeschrei.«
    »Gut. Wird gemacht.«
    Der Efeustamm bebte unter Susys Gewicht. Sie klammerte sich krampfhaft mit den Händen fest, während sie langsam hinauf klomm, und gab sich Mühe, nicht mit den Schuhspitzen an der Mauer zu scharren. Kleinere Efeuranken lösten sich von der Mauer ab, aber der Hauptstamm hielt.
    Die Ziegelreihen verschwanden ruckweise unter Susy. Nun lag das erste Stockwerk bereits hinter ihr. Noch ein Stück, und sie konnte das Fenstersims mit den Händen greifen. Sie keuchte, denn sie war schon lange nicht mehr geklettert. Der Stamm wurde dünner und schwächer.
    Nun hatte sie das Fenster erreicht. »Die Strümpfe sind hinüber«, dachte sie dumpf.
    Sie griff mit der rechten Hand nach dem Sims. Dabei stieß sie ihr Knie schmerzhaft an einer scharfen Kante. Tränen schossen ihr in die Augen. Aber sie achtete nicht darauf, sondern schob sich zentimeterweise auf das Fensterbrett, während sie sich mit der Linken noch an dem Efeustamm festhielt. Endlich hatte sie es geschafft. Sie war oben, sie war in Sicherheit!
    Im Zimmer brannte kein Licht. Der Vorhang wehte Susy ins Gesicht. Die geheizte Luft empfing sie wie eine Mauer aus Wärme. Susy kämpfte kurz mit dem Vorhang.
    »Pst!« machte sie leise.
    Niemand antwortete.
    Sie kletterte ins Zimmer, fiel über einen Stuhl und schlich zum Bett. Es war leer. Am liebsten hätte sie laut gejubelt. Rasch lief sie zur Tür und spähte in den Korridor. Ach herrje! Dort kam Fräulein Aden, die jüngste Inspektorin der Schwesternschule. Sie hatte einen Bademantel an und hielt Handtuch und Seife in der Hand.
    Susy rettete sich mit einem Sprung unters Bett.
    Schritte näherten sich und blieben an der Tür stehen. Eine Hand tastete nach dem Lichtschalter. Im Zimmer wurde es hell. Dann wurde die Tür zugemacht. Zwei weiße Schuhe gingen dicht an Susys Nase vorbei über den Bettvorleger.
    Susy fiel nicht in Ohnmacht. Das war ihr noch nie im Leben passiert. Reglos preßte sie sich gegen die Wand und wagte kaum zu
    atmen, während die weißen Schuhe vor dem Bett hin und her gingen. Sie horchte halb betäubt auf das Rascheln von Kleidern. Die weißen Schuhe verschwanden einer nach dem anderen und kehrten leer zurück. Eine Hand kam zum Vorschein und stellte die Heizung ab.
    Nach einer Weile wurde das Licht ausgeknipst.
    Über Susys Kopf quietschte es, und die Matratze senkte sich ein wenig.
    Im Dunkeln wurden Susys Gedanken wieder klarer. Sie sah im Geiste, wie Kit und Connie langsam zu Eis froren.
    Wenn Fräulein Aden eingeschlafen war -. Aber vielleicht hatte sie einen leichten Schlaf. Dann würde sie bei jedem Versuch Susys, aus dem Zimmer zu entkommen, aufwachen. Schlief sie jedoch fest, so bestand noch Hoffnung. Plötzlich fiel Susy ein, daß Fräulein Aden sehr schüchtern und nervös war. Nervöse Menschen hatten gewöhnlich einen leichten Schlaf.
    Susy stöhnte innerlich. Im Zimmer wurde das Ticken einer Uhr hörbar. Das Geräusch schien immer lauter zu werden, je weiter die Zeit fortschritt. Ein Lichtstreifen erschien auf dem Fußboden und wurde langsam breiter. Der Mond war aufgegangen.
    Susy bebte vor Kälte, rührte sich jedoch nicht. Stumpf starrte sie auf den Lichtstreifen. Jetzt war er schon zu einem großen Rechteck angewachsen. Aber immer noch warf Fräulein Aden sich hin und her. Ob sie spürte, daß sie nicht allein im Zimmer war? Susy erschrak bei dem Gedanken. Manche Menschen fühlten so etwas.
    Bei dem zunehmenden Mondlicht konnte Susy die unteren Teile des Zimmers klar erkennen. Die weißen Schuhe standen stumm nebeneinander auf dem Bettvorleger. Und dort war ein kleiner Schaukelstuhl, der mit einer Seite auf der Kante des Bettvorlegers stand. Auf der Kante! Der Schaukelstuhl! Susy hatte einen Einfall. Sie hielt noch rechtzeitig einen Ausruf der Freude zurück. Nun drehte Fräulein Aden sich wieder um. Susy betrachtete die Matratze über sich. Sie war so dünn, biß sie deutlich die Umrisse

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