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Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Titel: Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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stets ausgebrochen war, sobald die Lehrerin aus dem Zimmer g in g.
    »O ja, das kann ich wohl«, antwortete Fräulein Longmann mit einem selbstsicheren Lächeln. »Ich unterrichte diese Klasse seit zwei Jahren und habe die Kinder zur Verantwortlichkeit erzogen. Ihre Konzentrationsfähigkeit ist bedeutend.«
    »Aha!« sagte Susy ehrfurchtsvoll.
    Im Lehrerzimmer bot Fräulein Longmann ihr einen Stuhl an und setzte sich dann selber. Sie war etwas jünger als Susy, hatte eine zarte rosige Gesichtshaut und trug ihr braunes Haar kurz geschnitten. Sie trat sehr sicher und selbstbewußt auf. Susy kam sich ganz klein neben ihr vor, sagte sich aber zum Trost, daß die Lehrerin in einem Krankenhaus gewiß ebenso unsicher sein würde wie sie selber in der Schule.
    »Hat Bettina Ihnen in letzter Zeit irgendwelche Schwierigkeiten gemacht?« fragte Fräulein Longmann.
    »Das kann ich wohl sagen!«
    »Wir hatten auch ein wenig Kummer mit ihr. Den Weinkrampf von gestern halte ich für das Symptom einer innerlichen Unruhe. Ist das Kind körperlich gesund?«
    »Ja, Bettina ist kerngesund. Mit der Unruhe haben Sie sicherlich recht. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, woraus sie entspringt.«
    Fräulein Longmann trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Bevor ich nach Springdale kam, habe ich in einer Schule nahe von New York unterrichtet. Dort traten solche Symptome öfters bei Kindern auf, deren Eltern eine unglückliche Ehe führten.«
    »Das ist hier nicht der Fall«, erwiderte Susy schnell. »Mein Mann befindet sich zwar augenblicklich in einem Sanatorium, aber ich habe den Kindern gesagt, daß er bald zurückkommen wird. Bettina macht sich bestimmt keine trüben Gedanken deswegen. Sie ist ja auch erst seit kurzem etwas schwierig.«
    Fräulein Longmann sah nachdenklich vor sich hin. Dann sagte sie: »Ich will ganz offen zu Ihnen sprechen, Frau Barry.«
    Susy wußte aus Erfahrung, daß auf eine solche Einleitung etwas Unangenehmes zu folgen pflegt. Obwohl die Lehrerin offenbar tüchtig und gewissenhaft war, gefiel sie ihr plötzlich nicht mehr.
    »Ein Unglück wie die Krankheit Ihres Mannes wirkt sich auf die ganze Familie aus«, fuhr Fräulein Longmann fort. »Da der Vater nicht mehr zu Hause war, suchte Bettina natürlich um so mehr Halt an Ihnen. Sie aber - haben eine Stellung angenommen und das Kind ebenfalls verlassen.«
    »Darauf will sie also hinaus!« dachte Susy. »Bettina fühlt sich von ihren Eltern verlassen.« Eine Menge Entgegnungen drängten sich ihr auf. Sie frühstückte jeden Morgen zusammen mit den Kindern. Zwei Tage in der Woche blieb sie zu Hause und widmete ihnen jede freie Minute. Und war sie ihnen nicht jetzt eine bessere Mutter, als wenn sie trübselig zu Hause herumgesessen und über ihr Geschick nachgegrübelt hätte? Aber sie sagte nichts von alldem. Es war ja immerhin möglich, daß Fräulein Longmann recht hatte. »Ich verstehe«, murmelte sie nickend.
    Fräulein Longmann stand auf. »Ich muß zurückgehen. Zwar kann ich meiner Klasse vertrauen, aber es sind schließlich nur Kinder. Vielleicht denken Sie einmal darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe. Ich möchte Bettina ja helfen.«
    »Vielen Dank!«
    Auf dem Heimweg machte sich Susy schwere Gedanken. Hatte sie das Glück ihres Kindes ihrem eigenen Seelenfrieden geopfert? Wohl konnte sie dem entgegenhalten, daß sie einen wichtigen Dienst im Krankenhaus ausübte; daß gute Krankenschwestern nicht ihr Talent und ihr Können verkümmern lassen sollten; daß sie zum Unterhalt der Familie beitrug. Aber hatte sie nicht immer selber betont, daß es die heiligste Aufgabe einer Mutter sei, für die Kinder zu sorgen, die sie in die Welt gesetzt hatte?
    »O Himmel, was soll ich nur tun?« sagte sie laut vor sich hin und bemerkte, daß ihre Stimme traurig und verwirrt klang - ebenso wie seit kurzem die von Bettina.
    Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, mit jemand zu sprechen, der etwas gebildeter als Anne war. Anstatt den Wagen nach Hause zu lenken, fuhr sie zum Krankenhaus hinauf und ging zu Kit. Die
    Freundin war allein und brütete gerade über ein paar Schriftstücken. Als Susy ins Zimmer trat, sah sie erleichtert auf. »Gott sei Dank, daß mich jemand stört! Ich werde hier bald verrückt. Komm, laß uns eine Tasse Kaffee trinken!«
    »Kannst du denn fort?«
    »Natürlich nicht! Du mußt doch am besten wissen, wieviel Arbeit dieser Posten mit sich bringt. Aber was ist denn mit dir los? Du siehst ja so bedrückt aus.«
    »Ach, ich bin auch

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