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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Sie ans Telefon kommen.«
    Den Blick niedergeschlagen, damit sie Fionas mitleidiges Gesicht nicht sehen musste und sich noch mehr blamierte, indem sie in Tränen ausbrach, kämpfte sich Clare auf die Füße.
    Doch dabei streifte sie mit ihrer Mappe ihren Morgenkaffee und stieß den noch fast vollen Styroporbecher um, sodass sich der Kaffee über den gesamten Konferenztisch ergoss.
    Alle sprangen auf und versuchten, ihre Papiere vor der ankommenden Kaffeeflut zu retten. Selbst der Colonel wich hastig zurück, als sie ein braunes Rinnsal auf ihr graues Armanikostüm zuschießen sah. Dabei flog ihr aus Versehen der dicke Kuli aus der Hand.

    Clare, die nur einen Blick auf die sich immer weiter ausbreitende Pfütze geworfen und entschieden hatte, dass sie ihre Würde nur retten konnte, indem sie so tat, als hätte sie nichts damit zu tun, sah zu ihrem Entsetzen, dass der heilige Kugelschreiber von der Wand abgeprallt und auf dem Teppich gelandet war. Sie musste ihn entweder aufheben oder auf dem Weg nach draußen einfach darübersteigen.
    Knallrot vor Scham bückte sie sich, um den Kuli mit einer schweißfeuchten Hand aufzuklauben. Aber als sie sich wieder aufrichten wollte, merkte sie, dass sie mit dem Fuß irgendwo festhing. Mit aufkeimenden Entsetzen erkannte sie, dass einer ihrer Bleistiftabsätze sich im Saum ihres neuen dunkelgrünen Kostümrocks verheddert hatte. So, wie sie verhakt war, konnte sie unmöglich aufstehen. Und was noch schlimmer war, ihre Bemühungen hatten sie aus dem Gleichgewicht gebracht, und sie registrierte, wie sie unaufhaltsam, unweigerlich, unglaublich und wie in Zeitlupe vorwärts zu kippen begann. »Das geschieht nicht wirklich«, signalisierte ihr Gehirn tröstend, während sie zusah, wie die Stuhlbeine und Williams braune Treter immer näher an ihre Nase heranschwebte. Aber es geschah wirklich. Als es vorbei war, lag sie mit dem Gesicht auf dem Boden, einen Schuh nach wie vor innig verbunden mit den Saum ihres Rocks und ihre Papiere über, unter und neben ihr auf dem Boden zerstreut.
    Sie wünschte sich inbrünstig, der Boden würde sich öffnen und sie einfach verschlucken. Wie im Traum fragte sie sich, ob sie nicht einfach so tun könnte, als wäre sie ohnmächtig geworden. Vielleicht würden sie ja einen Krankenwagen rufen, und sie könnte sich, die Augen fest geschlossen, ins Krankenhaus karren lassen. Vielleicht bräuchte sie ihre Augen ja nie wieder zu öffnen.
    Überall ertönten erschreckte Ausrufe, Teilnahmsbekundungen und auch reichlich Gekicher, aber Clare hörte von alledem
nichts. Tatsächlich hatte sie das dumpfe, verschwommene Gefühl, für ewig hier liegen bleiben zu können.
    Eine Stimme zerriss ihren süßen Traum. »Mrs. Calloway«, erklang es scharf. »Mrs. Calloway.«
    Clare begann sich widerwillig aus dem tiefen, albtraumhaften schwarzen Loch ihres Geistes herauszuwinden.
    »Mir ist nichts passiert, Colonel«, murmelte sie schwach, die Augen angestrengt zugekniffen.
    »Mrs. Calloway«, zeterte die scharfe Stimme erneut.
    »Nein, ehrlich. Ich glaube, ich bleib einfach noch ein bisschen hier liegen.«
    »Stehen Sie sofort auf.« Die Stimme zerschnitt die Stille wie ein Peitschenknall. »Sie legen auf meinem Jubiläumskuli.«
     
    Schließlich war es William, der sie wieder vom Boden aufkratzte, und Fiona, die sie ins Café nach unten mitnahm, damit sie sich mit einem Cappuccino stärkte, bevor sie sich Barbara Arundells Agenten zur Brust nahm.
    »Das war der peinlichste Moment in meinem ganzen Leben«, stöhnte Clare. »Und das ist wohl auch der schlimmste Tag meines Lebens. Ich glaube, ich hab sie sogar ›Colonel‹ genannt, kann das sein?«
    »Vergiss es«, erklärte Fiona fröhlich. »Denk bloß, wie viel schlimmer es gewesen wäre, wenn du einen Minirock angehabt hättest. So hast du bloß ein bisschen Kaffee über das Kostüm des Colonels gekippt und ihren Stift bestiegen. Was ist daran so wild?«
    Clare musste trotz allem lachen. »Herrgott, die Frau ist einfach unglaublich! ›Mrs. Calloway, Sie liegen auf meinem Jubiläumskuli!‹«, äffte sie ihre Chefin nach.
    Gestärkt mit zwei Cappuccino schleppte sie sich etwas später wieder zurück ins Büro, um Arundells Agenten anzurufen und ihn dazu zu überreden, neue Fotos zuzulassen, oder es würde keine Story geben.

    »Wir haben schon Joan Rivers und Ivana Trump fotografiert. Und Gillian Sinclair. Bei uns sieht jeder gut aus«, erklärte Clare mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme, den sie nicht ganz

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