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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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das Buch lag, in dem Rob zuletzt gelesen hatte. Es war eins von Bill Bryson. Rob, der nie verreiste, verschlang jeden Reisebericht, der ihm in die Finger kam. Als Daisy fertig war, wechselte sie gewissenhaft den Staubsaugerbeutel und schlenderte dann durch die Räume, um das Ergebnis ihrer Mühen zu begutachten. Nicht schlecht. Auf jeden Fall sauberer – wenn sie auch noch genauso einsam und verlassen wirkten wie zuvor.
    Sie hatte das Gefühl, das alte Haus hielte den Atem an und wartete auf die Rückkehr von Nell und Rob, um wieder neues Leben zu tanken. Vierzig Jahre lang hatte das Paar Sonn- und Alltag unter seinem schützenden Dach verbracht, und ohne seine Hauptdarsteller wirkte das Anwesen künstlich wie ein Fernsehstudio.
    Daisy warf einen Blick auf ihre Uhr und merkte, dass sie sich beeilen musste, wenn sie nicht zu spät kommen wollte. Wie immer rannte sie erst einmal wie ein aufgescheuchtes Huhn herum und suchte ihre Schlüssel, die sich stets dann zu verstecken beliebten, wenn sie in Zeitnot war. Dann fiel ihr im letzten Moment ein, die Platte mit der Suppe auszuschalten,
die Katze zu füttern und noch ein bisschen Trockenfutter in die Näpfe der Farmhunde zu schütten, die in ihren Hütten auf dem Hof lebten, Robs kunterbunte Zucht von Collies und Kelpies.
    Als sie endlich im Krankenhaus eintraf, erwartete sie fast genau die gleiche Szene wie gehabt. Nell, diesmal in einem blauen Freizeitanzug, saß am Bett und las Rob etwas vor. Dieser döste unruhig hinter seiner Sauerstoffmaske, in der sich Kondenströpfchen von seinem Atem gebildet hatten.
    »Konntest du arbeiten?«, fragte Nell, die dachte, Daisy wäre auf der Farm geblieben, um sich mit E-Mails an Klienten herumzuschlagen.
    »Ein bisschen«, meinte Daisy vage, und gab ihr einen Kuss. Sie berührte Robs Hand, aber er wachte nicht auf.
    »Hast du das neue Mädchen verpflichten können?«, erkundigte sich Nell.
    Daisy zog den anderen freien Stuhl heran. »Gladys Montmorency«, sagte sie. »Weiß ich noch nicht. Teagan sollte unbedingt an ihr dran bleiben. Nicht, dass ich das Teagan nicht zutrauen würde – sie kann sich festbeißen wie ein Terrier und schafft alles, was sie sich in den Kopf setzt. Aber es besteht die Gefahr, dass sich die Sache rumgesprochen hat, ein talentiertes Mädel ohne Agentur, und vielleicht unterschreibt sie ja nun bei jemand anderem.«
    »Ich wünsch dir, dass es klappt. Dein Vater würde sich so freuen.«
    Daisy konnte nicht bestätigen, dass Rob je Interesse an ihrer Karriere als PR-Agentin gezeigt hätte. Viel eher wohl fragte er sich, wieso es ihr unmöglich war, sämtliche Zutaten eines guten Lammbratens gleichzeitig gar zu kriegen. Aber das sagte Daisy nicht.
    »Wie geht’s ihm heute?«
    Nell erwiderte niedergeschlagen, dass sich seit gestern nichts geändert hätte. Das Atmen fiel ihm noch immer genauso
schwer und er hatte auch inzwischen nicht mehr Joghurt zu sich genommen.
    »Er muss essen. Wie soll er diese Lungenentzündung abschütteln, wenn er immer schwächer und schwächer wird?«, flüsterte Nell ängstlich.
    Rob hob eine Hand und zog die Maske beiseite. »Musst nicht über mich reden, als wär ich nicht da, Mädchen«, krächzte er.
    »Grüß dich, Dad«, sagte Daisy und küsste ihn auf eine stachelige Wange.
    »Hallo, Daise!«
    Rob wollte alles über die Farm hören; also berichteten ihm Nell und Daisy während der nächsten Stunde wechselnd, was ihnen einfiel. Dann war Abendbrotzeit – noch mehr Joghurt – und eine letzte Visite von seinem behandelnden Arzt. Daisy sah ihn zum ersten Mal, und seine Jugend erstaunte sie. Er hatte rosige Apfelbäckchen und die Art von feinem, unscheinbarem Haar, die sich wahrscheinlich bis ins hohe Alter nicht verändern würde. Auf dem Stethoskop, das ihm um den Hals hing, stand sein Name, Dr. Owen Palmer. In der Brusttasche seines weißen Kittels steckte eine Anzahl von Stiften – Blau, Schwarz, Grün und Rot.
    »Äh, könnte ich mit Ihnen und Ihrer Tochter kurz draußen sprechen?«, sagte der Babydoktor am Ende der Untersuchung zu Nell.
    »Aber selbstverständlich!« Nell beugte sich fürsorglich über Rob. »Bin gleich wieder da, Schatz. Willst du dir die Nachrichten anschauen?«
    Draußen stand der Arzt unschlüssig im Korridor. »Wir müssen uns – äh – kurz unterhalten. Vielleicht im Besucherzimmer?«
    »Sicher«, sagte Daisy. »Wir wollten ohnehin längst mal mit Ihnen sprechen. Hören, was los ist.«
    »Ausgezeichnet«, sagte der Babydoktor so begeistert,

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