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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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als
hätte sie ihm gerade eine neue Soft-Eissorte beschrieben, die es neuerdings bei McDonalds gab und die er unbedingt probieren wollte.
    Er ging voran zum freudlosen Besucherzimmer, das leer war wie immer, und sie nahmen auf den klobigen Sofas Platz, wobei sie nun absurderweise alle in einer Reihe nebeneinander saßen. Ein neuer Zettel war aufgetaucht. Diesmal stand über dem Waschbecken: »Speiseabfälle gehören nicht in den Ausguss. Das gibt Verstopfungen!!!« Daisy fragte sich, wer diese Zettel schrieb. Und als Nächstes, wer diese unachtsamen, unordentlichen Besucher sein sollten, die ihre Lebensmittel nicht beschrifteten und Essensreste in den Ausguss kippten. Sie und Nell hatten hier nie jemanden getroffen.
    Der junge Arzt schlug die Beine übereinander und räusperte sich. Er trug eine helle Hose und ein gestreiftes Polohemd mit einem Designerlabel unter dem Kittel.
    Daisy beschloss, das Gespräch selbst in die Hand zu nehmen. Dieses Bürschchen sollte nicht glauben, dass sie ebenso passiv war wie Rob und Nell, die ehrfürchtig alles hinnahmen, was die Götter in Weiß ihnen mitzuteilen geruhten. Sie versuchte, sich vorzustellen, dass sie ein Geschäftskostüm anhatte und nicht diese alten Jeans mit dem schlabberigen Sweatshirt.
    »Dr. Palmer«, ergriff sie das Wort, und legte dabei so viel Autorität in ihre Stimme, wie sie nur konnte. »Was ist los? Liegen die Testergebnisse von Dads Lungen schon vor? Haben Sie das richtige Antibiotikum gefunden? Denn offen gesagt geht es ihm nicht gerade besser. Ich überlege sogar, ob man ihn nicht allmählich künstlich ernähren sollte – denn er isst kaum was und wir befürchten, dass er noch mehr Kraft verliert.«
    Der Babydoktor zog einen Stift aus seiner Brusttasche – den schwarzen – und fingerte nervös damit herum.
    »Nun, darüber wollte ich gerade reden«, sagte er. »Die
Tests haben ergeben, dass Rob eine Reihe von Keimen in der Lunge hat, darunter auch den so genannten Staphylokokkus Aureus , der uns am meisten Sorgen bereitet.«
    »Staphylo … was?«, rief Daisy aus. »Das verstehe ich nicht. Ich dachte, er hätte eine Lungenentzündung.«
    »Äh – nun, damit wurde er eingeliefert, hm. Aber leider schwirren heutzutage in Krankenhäusern zahlreiche Keime herum und manchmal, wenn ein Patient besonders geschwächt ist oder sein Immunsystem nicht mehr funktioniert …« Die Stimme des Arztes erstarb. »Was ich sagen will«, begann er erneut, »es handelt sich hier um Hospital-Bakterien und die, äh, sind eben besonders aggressiv.«
    Nell ergriff Daisys Hand. »Und was können Sie dagegen machen?«, erkundigte sie sich voller Bangen.
    Der Arzt rutschte unbehaglich hin und her. »Nun ja, Mrs. Mason, wir behandeln ihn jetzt seit einer Woche – ohne Erfolg. Sie sind vielleicht im Bilde über diese resistenten Keime. Leider spricht der Patient, also Rob, nicht auf die Medikamente an.«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Daisy. »Wir können ihn sofort in ein Krankenhaus nach Melbourne transportieren lassen.«
    »Ich fürchte, das bringt nichts. Man würde dort auch bloß das machen, was wir hier tun und das ist, ihm die besten Antibiotika zu verabreichen, die es gibt. In der letzten Woche haben wir wirklich sämtliche Geschütze aufgefahren. Aber wie Sie ja merken, hilft es nichts. Also, ich wollte Ihnen nur raten, dass Sie sich auf eine Verschlechterung einstellen sollten.«
    Aufkeuchend presste Nell sich die Hand vor den Mund, wie um nicht zu schreien.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Daisy perplex.
    »Robs Zustand ist sehr ernst. Deshalb werden wir jetzt anfangen, ihn über eine Magensonde zu ernähren – vielleicht
schafft er’s. Aber das hier ist eine ziemlich schwer wiegende Infektion, und es gelang uns bis jetzt noch nicht, sie unter Kontrolle zu bekommen. Am Ende könnten Herz und Lungen … ein Mann in seinem Alter … vielleicht noch drei Tage …« Abermals versagte dem Arzt die Stimme.
    Nell begann leise zu weinen, aber Daisy erfüllte auf einmal eine maßlose Wut. Sie hätte diesen dummen Teigknaben am liebsten bei den Ohren gepackt und kräftig geschüttelt. Sie wollte zu Rob rennen und ihn schleunigst aus diesem Krankenhaus fortbringen. Sie wollte die Bude niederbrennen oder schreien oder die Ärzte verklagen oder sich auf den Boden werfen und brüllend mit den Beinen strampeln …
    »Soll das heißen, dass mein Vater sich hier in diesem Krankenhaus eine Infektion eingefangen hat, an der er sterben wird?«, würgte sie hervor.
    »Nicht

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