Suzannah und der Bodyguard
dem Weg zu einer Cop-Party war. Einer Cop-Party , um Himmels willen. Sie konnte gerade noch so den Impuls unterdrücken, sich die Hand auf den Bauch zu pressen, um ihren Kapriolen schlagenden Magen zu beruhigen. Wie war es nur gekommen, dass sie sich dazu hatte überreden lassen?
Ihr Blick ging hinüber zu John, dessen Konzentration offenbar ausschließlich der Straße galt. Er trug ein schönes schwarzes T-Shirt, augenscheinlich neu, und Jeans, definitiv nicht neu.
Sie kaute auf ihrer Lippe herum. War sie overdressed? Johns Kleidung konnte sie schlecht als Maßstab dafür nehmen. Im Ernst, der Mann brauchte dringend jemanden, der ihm morgens bei der Auswahl der Kleidung zur Hand ging. Dennoch plagten sie Zweifel. Seit er sie vor zwanzig Minuten abgeholt hatte, war sie sich überhaupt nicht mehr sicher, ob das schokoladenbraune Neckholder-Kleid von Halston, für das sie sich heute entschieden hatte, eine so gute Idee war.
Aber verdammt noch mal, er hatte von zwangloser Kleidung gesprochen. Von einer Party auf der Terrasse, Herrgott. Darum hatte sie die Haare nach hinten gebunden, einfache goldene Ohrringe angelegt und sich für ein kurzes Kleid entschieden, das ihre Beine betonte. Das war in etwa das Maximum an Zwanglosigkeit, das sie sich vorstellen konnte.
Womit sie wieder zu ihrer ursprünglichen Frage zurückkehrte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Du hast dich vollkommen überfahren lassen, das ist das Problem .
Zuerst hatte er sie darauf aufmerksam gemacht, wie geduldig er sie zu ihren Terminen begleitet hatte. Was auch wirklich der Fall gewesen war. Kein einziges Mal hatte er gestöhnt oder die Augen verdreht, zumindest hatte sie ihn nicht dabei erwischt. Was ziemlich bemerkenswert war angesichts der Tatsache, dass sie ihn zu den langweiligsten und ödesten Veranstaltungen mitgeschleift hatte, zu denen sie je eingeladen worden war. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er ihr gesellschaftliches Leben irgendwann für so ereignislos hielt, dass sich eine dermaßen enge Überwachung nicht lohnte.
Aber er war trotz der Langeweile nicht eingeknickt. Abend für Abend suchte sie in seinem Gesicht nach Anzeichen von Frustration, doch sie fand nichts außer ruhiger Wachsamkeit, geduldiges und entschlossenes Abwarten, worauf die Frau in ihr voll ansprang.
Ihre Gedanken schweiften ab. Das war mit Sicherheit das Letzte, was sie der Liste ihrer Sorgen noch hinzufügen wollte. Ihre normalerweise starken Nerven waren ohnehin schon zum Zerreißen gespannt.
Sie dachte wieder an die Geduld, mit der er diese sterbenslangweiligen Veranstaltungen ertragen hatte, die sie ihm zugemutet hatte. Zweifellos war sie ihm dafür etwas schuldig. Allerdings war ihr schlechtes Gewissen bei Weitem nicht so groß, um sich zum Besuch dieser Party überreden zu lassen, was er natürlich genau wusste. Deshalb hatte er auch die schweren Geschütze aufgefahren – ihr vorgehalten, sie wäre ein Snob und würde sich gegen jeden Kontakt mit der Mittelschicht, zu der er gehörte, sträuben.
Beim Gedanken an diese Auseinandersetzung geriet ihr Blut wieder in Wallung. Sie war mit Sicherheit kein Snob! Zugegeben, sie hatte nicht viel Kontakt zu dieser gesellschaftlichen Schicht. Aber das war verflucht noch mal nicht ihre Schuld.
Schließlich konnte sie doch nichts dafür, dass sie so privilegiert aufgewachsen war und sich unter den Reichsten der Reichen mit der natürlichen Selbstverständlichkeit eines Menschen bewegte, dem ein Leben im Luxus bestimmt ist. Reich, verwöhnt, verhätschelt … sie hatte kein Problem damit zuzugeben, dass all das auf sie zutraf. Aber dafür investierte sie viel Energie darauf, sich für die vom Schicksal am härtesten gebeutelten und benachteiligten Menschen einzusetzen. Unglücklicherweise hatte sie so gut wie keine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Menschen, deren Leben zwischen diesen beiden Extremen stattfand.
Sie spürte, wie Quigg den Wagen abbremste, und hörte das rhythmische Klick-Klick, Klick-Klick des Blinkers, während er den Gegenverkehr passieren ließ, bevor er nach links in eine ruhigere Straße einbog. Die entlang des Gehsteigs in regelmäßigen Abständen gepflanzten Bäume waren noch jung und trugen nur spärlich Blätter, was auf ein relativ neues Viertel schließen ließ.
„Ist es hier?“, fragte sie.
„Nächster Block. Weißer Bungalow mit schwarzen Fensterläden auf der rechten Seite.“
Ihr Magen fuhr Achterbahn, und sie umklammerte ihre Tasche noch einen Tick fester. In
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