Suzannah und der Bodyguard
Kopf in die Richtung.
„Danke. Ich bin sicher, ich komm zurecht.“
Mach dich vom Acker, Mann. Du wurdest gerade entlassen. Vor seinem geistigen Auge tauchte blitzartig ein Bild davon auf, was hätte sein können, wenn er sie vorhin nicht aufgehalten hätte. Suzannah in seinem Bett, unter ihm, genauso wild und gierig auf ihn wie er auf sie.
„Dann lasse ich dich mal besser in Ruhe.“ Er ging aus dem Zimmer und stolperte dabei fast über seine eigenen Füße. „Komm mit, Bandy.“
Bandy sah ihn träge an und sprang auf Suzannahs Bett. Wobei vielleicht klettern eher das richtige Wort war. Angesichts seiner Größe, seines Körperumfangs und der Arthritis waren die Tage längst vorüber, an denen er noch großartig irgendwo hätte hochspringen können. Er rief den Hund noch einmal, doch der stellte sich taub, drehte sich ein paarmal im Kreis und machte es sich am Fußende bequem.
„Dummer Köter“, murmelte er und wollte schon zum Bett gehen, um ihn am Halsband aus dem Zimmer zu ziehen.
„Ist schon okay, er kann bleiben“, sagte sie.
Quigg hielt inne. „Bist du sicher? Er schnarcht nämlich.“
„Ich hab nichts gegen ein wenig Gesellschaft.“
Mist, Mist, Mist. Denk erst gar nicht daran, dass du es hättest sein können, der ihr Gesellschaft leistet.
„Okay.“ Er ging aus dem Raum. „Dann gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Er war schon fast an der Treppe angelangt, mit den Gedanken bereits bei dem Bourbon, den er jetzt brauchte, als sie seinen Namen rief. Er drehte sich zu ihr um. „Ja?“
„Es war nicht das Adrenalin.“
Die Worte hallten noch in seinem Kopf, als sie mit einem Lächeln langsam die Schlafzimmertür schloss.
KAPITEL 7
Am folgenden Tag wartete jede Menge Arbeit auf Suzannah.
Um sechs Uhr morgens war sie aufgewacht, weil jemand durch die Decke immer wieder an ihrem Bein kratzte. Bandy. Offensichtlich wollte er Wasser oder musste sein Geschäft machen. Während sie noch überlegte, was sie tun sollte, hatte John den Kopf durch die Tür gesteckt. Beim Anblick seiner Leine war ihr Übernachtungsgast sofort vom Bett gesprungen und hinter seinem Herrchen hergetrottet.
Als John weg war, hastete sie ins Badezimmer und beendete ihre Morgentoilette, bevor er wieder mit einem viel zufriedener aussehenden Bandy zurückkehrte. Sie war das Risiko eingegangen und hatte selbst Kaffee gemacht, ohne zu wissen, wie stark er ihn trank. Einfach nur stark oder so stark, dass man damit Tote wecken konnte? Anschließend tänzelten sie in der Küche umeinander herum. Er fütterte den Hund, und sie zwängte sich in dem engen Raum an ihm vorbei, um zum Toaster zu gelangen, der ihre Brotscheibe ausgespuckt hatte. Immer wieder umkreisten sie einander, die Anziehungskraft zwischen ihnen fast schon körperlich spürbar. Schließlich brachte er sie zur Arbeit, nicht ohne sie nachdrücklich daran zu erinnern, dass sie keinesfalls ohne ihn nach Hause fahren sollte. Sollte sie vor dem Ende seiner Schicht zu ihrem Haus müssen, würde er es so einrichten, dass er sie dort treffen konnte.
Den Vormittag verbrachte sie damit, die Versicherung anzurufen und sich einen Ersatzwagen zu beschaffen. Anschließend war sie bei Gericht, um dort etwas für einen Mandanten zu erledigen. Sie schloss zwei Grundstücksverkäufe ab (wie ihr Partner Vince immer sagte, musste man die ganze kostenlose Rechtsberatung und die mit Prozesskostenhilfe finanzierten Fälle schließlich anderweitig ausgleichen) und telefonierte mit ihrer Mutter, die wissen wollte, ob sie sich immer noch mit diesem nicht unbedingt eleganten Polizisten traf.
Die Krönung des Tages war die Nachricht, dass der Staatsanwalt die Anfechtung eines Freispruchs beabsichtigte, den sie für einen ihrer Mandanten erwirkt hatte. Danach war sie bedient und wollte nur noch nach Hause.
Gerade als sie diesen Gedanken hatte, steckte Vince den Kopf zur Tür herein. „Quigg ist da. Er meint, ihr würdet heute zusammen nach Hause fahren.“
Quigg? Quigg ? Seit wann nannte ihr Partner John Quigley bei dessen Spitznamen?
„Danke.“
„Kein Problem. Ach ja, da wäre noch das hier.“ Er kam zu ihrem Schreibtisch und legte mehrere Akten darauf ab.
„Was ist das?“
„DeBoeuf strukturiert um und übernimmt ein oder zwei GmbHs, reorganisiert ein bisschen was. Du müsstest dir diese Unterlagen durchlesen, damit wir uns darüber unterhalten können, wie wir das am besten regeln.“
Gilles DeBoeuf. Ein charmanter Schurke und der bei Weitem größte Klient der Kanzlei.
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