Suzannah und der Bodyguard
Allein die Höhe des letzten Honorars, das Vince von dem attraktiven Franzosen dafür erhalten hatte, dass er für sein kleines Transportunternehmen eine behördliche Genehmigung erwirkte, hatte die Kosten für die Renovierung seiner gesamten Küche gedeckt. Sie nahm die Akten. „Bis wann muss ich damit durch sein?“
Vince zog eine Grimasse. „Gestern.“
„Klasse.“ Mit dem Daumen blätterte sie die Stapel durch. Vier Stück. „Macht es dir was aus, wenn ich sie mit nach Hause nehme? Ich werde wohl die ganze Nacht darüber brüten, und Quigg“ – sie ließ den Namen einen zusätzlichen Herzschlag lang in der Luft hängen – „hasst es, wenn ich hier nachts allein arbeite.“
„Kann nicht behaupten, dass ich es ihm angesichts der Umstände übel nehme. Was mich zu der Frage bringt, warum du mir nicht von Anfang an erzählt hast, was los ist? Ich meine, ich kann gar nicht glauben, dass du mir nichts gesagt hast.“
„Hey, alter Mann, du hast schon genug Sorgen, jetzt wo die Zwillinge unterwegs sind und es Marly nicht so gut geht.“
Marly, die zweiundvierzigjährige Frau von Vince, befand sich in der zwanzigsten Woche einer komplizierten Schwangerschaft. Wie Suzannah es vorausgesehen hatte, schluckte Vince den Köder sofort und erging sich in einer ausführlichen Beschreibung der letzten Tests, die Marly über sich hatte ergehen lassen. Fast erwartete Suzannah schon, dass er seine Brieftasche herauszog und ihr die neuesten Ultraschallbilder zeigte. Als er schließlich zum Ende kam, packte sie bereits die Unterlagen in ihre Tasche.
„Also“, sagte er und deutete auf ihre Aktentasche, „das geht für dich in Ordnung? Ich weiß ja, dass du Gilles nicht besonders magst.“
„Er ist ein amoralisches Schwein.“
Vince erbleichte, und Suzannah lachte.
„Entspann dich, Vince. Es spielt keine Rolle, was ich von Gilles DeBoeuf halte. Du bist derjenige, der mit ihm zu tun hat, nicht ich. Ich erledige nur die Drecksarbeit hinter den Kulissen.“
„Braves Mädchen.“ Man konnte die Erleichterung in seiner Stimme förmlich hören. „Jetzt geh schon und erlöse deinen Detective.“
„Wovon denn erlösen?“
„Ich glaube Candace war gerade dabei, ihn über die Größe seiner Waffe auszuquetschen, als ich ihn mit ihr allein ließ.“
***
John sprang förmlich von der Ledercouch hoch, kaum dass sie durch die große Eichentür in den Empfangsbereich trat. Bei seinem Anblick musste Suzannah ein Lächeln unterdrücken. Seine Krawatte saß schief, und sein Anzug, der, wie sie wusste, am Morgen noch einigermaßen in Ordnung gewesen war, sah nun unglaublich zerknittert aus. Was in aller Welt hatte er nur angestellt? Sie hob eine Augenbraue. „Harter Tag?“
Er sah sie irritiert an. „Was meinst du damit?“
„Du siehst aus, als hättest du mit einem Alligator gerungen.“
Er folgte ihrem Blick, sah an sich hinunter und dann wieder hoch. „Diese Bemerkung weise ich entschieden zurück. Ich möchte dich davon in Kenntnis setzen, dass ich den ganzen Tag lang Papierkram erledigt habe.“
Sein beleidigter Tonfall ließ ihr Lächeln noch breiter werden. „Tut mir leid.“
„Also, können wir?“
„Ich habe selbst einen Wagen, weißt du. Die Versicherung stellt mir vorübergehend einen Ersatz.“
„Habe ich gesehen. Ich dachte mir, ich folge dir einfach.“
Tatsächlich? „John, ich brauche nicht jedes Mal eine Eskorte, wenn ich das Gebäude verlasse.“
„Stimmt“, sagte er fröhlich. „Es gibt jede Menge Orte, wo du ohne Eskorte hingegen kannst. Zum Gericht. Zum Mittagessen. Auf das Grundbuchamt. Eigentlich überall hin, wo sich eine Menge Leute aufhalten. Aber nicht nach Hause.“
Die Empfangsdame tippte an ihrem Schreibtisch ohne Pause vor sich hin. Doch Suzannah wusste, dass die junge Frau dabei kein einziges Wort ihrer Unterhaltung verpasste.
„Candace, würdest du uns einen Moment allein lassen?“
„Natürlich, kein Problem.“ Sie hörte auf zu tippen und schlüpfte aus dem Empfangsbereich. Die schwere Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
Suzannah sah wieder zu John, doch bevor sie etwas sagen konnte, ging er in die Offensive.
„Fang gar nicht erst an“, warnte er sie. „Ich hab es dir schon heute Morgen gesagt, allein zu Hause bist du nicht sicher.“
Aus ihrer Hochsteckfrisur hatte sich eine Haarsträhne gelöst, und sie schob sie ungeduldig mit der Hand hinters Ohr. „Verdammt. Ich hasse es, dass ich davor Angst habe, in meinem eigenen Haus allein zu sein.“
„Wir
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