Suzannah und der Bodyguard
und kalt, ihr Blick flog zurück über den Parkplatz. Autos, Gesichter, Kleidung … alles schien zu verwischen. Sie versuchte die Entfernung zum Restaurant und zu ihrem Büro abzuschätzen. Das Restaurant war ein wenig näher, doch sollte ihr jemand etwas in ihr Getränk oder das Essen gekippt haben, musste es dort passiert sein.
Warum nur hatte sie nicht auf John gehört?
Plötzlich nahm sie das Geräusch von Schritten wahr, die sich ihr rasch und zielstrebig von hinten näherten. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie torkelte weiter. Sie musste es bis in ihr Büro schaffen. Hinter ihr rief eine männliche Stimme ihren Namen. Statt sich umzudrehen, begann sie zu rennen.
Sie hörte die Stimme erneut ihren Namen rufen, viel näher jetzt. Sie rief ihr zu, stehen zu bleiben, und das in einem Befehlston, der sie beinahe gehorchen ließ. Sie hatte es schon fast geschafft, ihr Büro befand sich auf der anderen Straßenseite, doch mit dem rasch zu ihr aufschließenden Verfolger würde sie es niemals über die vierspurige und viel befahrene Straße schaffen. Sie konnte schon seinen Atem hören, dicht hinter ihr, und ihr wurde klar, dass sie nicht einmal Zeit hatte, um es bis in eines der Geschäfte auf der anderen Straßenseite zu schaffen.
Das war’s. Jetzt konnte sie sich nur noch umdrehen und kämpfen. Und hoffen, dass ihr jemand zu Hilfe kam.
Der Alarm! Sie trug doch diesen Taschenalarm bei sich. Warum hatte sie nicht schon früher daran gedacht? Mit tauben Fingern tastete sie nach dem elektronischen Gerät, das sie an ihrer Tasche befestigt hatte. Sekunden später war die Luft erfüllt von dem schrill kreischenden Ton, der in Intervallen an- und abschwoll. Es war das Letzte, was sie hörte, bevor sie bewusstlos auf dem von der Sonne erwärmten Asphalt zu Boden sank.
***
Quigg stieß die Türen der Notaufnahme auf. Er ignorierte die Leute, die ihn aus dem Wartebereich heraus anstarrten, und war mit ein paar Schritten am Schalter der Notaufnahme. „Suzannah Phelps. Wo ist sie?“
„Sind Sie ein Angehöriger, Sir?“
Er hielt ihr seine Marke hin und sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. „Sie wurde vor etwa zwei Stunden eingeliefert.“
Vor Stunden . Er knirschte mit den Zähnen. Man hatte ihn erst nach seiner Aussage informiert, da man offenbar nicht riskieren wollte, dass er Hals über Kopf aus dem Zeugenstand floh. Rein logisch konnte er die Entscheidung nachvollziehen, aber er musste sie verdammt noch mal nicht gutheißen.
Eine Krankenschwester brachte ihn kurz darauf zu einem der vielen Behandlungsbereiche, die mit einem Vorhang abgetrennt waren, um das hektische Treiben rund um den geschäftigen Stationstresen ein wenig auszublenden. Allerdings hätte er den Weg auch allein gefunden, denn von dem letzten Bett in der Reihe konnte er Ray Morgans Stimme hören. Quigg bedankte sich bei der Krankenschwester und trat hinter den Vorhang.
Was auch immer er erwartet hatte, bestimmt war es keine vollständig bekleidete und absolut normal aussehende Suzannah, die gerade ihre Schuhe anzog, als wollte sie sich auf den Weg nach Hause machen.
„Suzannah?“
„John!“
Es hatte den Anschein, als wollte sie aufstehen, daher ging er schnell zu ihrem Bett und legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie daran zu hindern.
„Geht es dir gut?“ Die Frage kam ihm in einem leicht schroffen Tonfall über die Lippen.
Sie legte ihre Hand auf seine. „Mir geht es wieder gut, dank Detective Morgan.“
„Ray“, korrigierte Razor.
„Ray“, berichtigte sie sich mit einem Blick in seine Richtung. Dann wandte sie sich wieder Quigg zu. „Vielen Dank, dass du ihn geschickt hast.“
„Bedank dich nicht zu schnell.“ Rays Stimme klang deutlich zerknirscht. „Ich hätte Sie beinahe dazu gebracht, sich in den Verkehr zu stürzen.“
Quigg löste seinen Blick von Suzannah und sah Ray scharf an.
„Ich war spät dran.“ Ray zog eine Grimasse. „Sie haben die Smythe Street aufgerissen und bessern dort irgendwas aus. Wegen der Umleitung kam ich zu spät, und Suzannah hatte sich bereits wieder zu Fuß auf den Weg gemacht. Ich hab gesehen, dass sie vor sich hinstolperte, und bin ihr hinterher. Zu dem Zeitpunkt war ihr allerdings schon klar, dass man ihr irgendwas verabreicht hatte, und als sie mitbekam, dass ihr jemand folgte, schloss sie daraus, ich sei der Täter, und begann zu rennen.“
Quigg wurde bleich. Über die Einzelheiten hatte man ihn nicht informiert, er wusste nur, dass man ihr ein
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