Svantevit - historischer Roman (German Edition)
erreichte schließlich das Waldstück, in dem sich das Rudel befand. Die Waldung wurde umstellt und nur nach Nordwesten ein freier Weg gelassen. Schließlich begaben sich Treiber, wiederum unter lautem Gelärme, in das Unterholz hinein.
Die Wölfe gerieten in Panik und schließlich rannte das Leittier los, hinter ihm das angsterfüllte Rudel. Als sie auf die weiße weite Fläche kamen, steigerte sich das Gebrüll der Menschen noch und in den Flanken nahmen links und rechts sofort größere Gruppen Berittener die Verfolgung auf.
Der Anführer hetzte in großem Tempo los und kümmerte sich nicht darum, ob die anderen mithalten konnten, folgen würden sie ihm ohnehin.
An den Seiten standen überall in langen Reihen Reiter, die den Ring langsam enger schlossen. Zudem sorgten die lautstarken berittenen Verfolger dafür, dass das Rudel gehetzt blieb und keinen Ausbruch versuchte.
Für die Flucht blieb somit nur ein Weg zwischen zwei kleineren Baumgruppen hindurch. Der alte Wolf witterte die Falle, er wurde etwas langsamer, bis ihn die ersten anderen Wölfe, von Todesangst getrieben überholten, dann schlug er einen Haken und versuchte in die entgegengesetzte Richtung zu entkommen. Einige Reiter lösten sich und versuchten, ihm den Weg abzuschneiden, während die anderen dem restlichen Rudel folgten. Er musste die kurze Überraschung der Menschen ausnutzen.
Dort hinten sah er, dass sich die Kette der Treiber bereits aufgelöst hatte, wohl in der sicheren Annahme, das Rudel würde jetzt in diese eine Richtung gehetzt werden. Dort könnte er durchbrechen. Laute Kommandos ertönten, Hektik machte sich in den Menschengruppen breit. Er spürte das Schnauben des Pferdes in seinem Nacken, auch wie ein Knüppel sein Rückenfell streifte, doch er achtete nur auf die Lücke in der Menschenkette, seine letzte Chance zur Flucht. Dort angekommen sprang er zwei Menschen, die sich ihm entgegenstellten, an, riss diese um und rannte so schnell es ging weiter. Durch diese beiden Menschen waren auch die Verfolger behindert worden, die ihre Pferde zügeln mussten, um niemanden über den Haufen zu reiten.
Der große Wolf hatte nun freies Feld vor sich und eilte mit großen Sätzen vorwärts. An der linken Seite bemerkte er in weitem Abstand zwei Reiter in schnellem Galopp, die er nicht als unmittelbare Bedrohung empfand. Da die Geräusche hinter ihm leiser geworden waren, hielt er auf ein Waldstück zu, um sich dort zu verbergen. Er bemerkte nicht, dass die zwei Reiter kurz vor ihm von der linken Seite in die ihm Sicherheit verheißende Waldung eingedrungen waren.
Hinter den ersten Bäumen verlangsamte er sein Tempo und sah sich nach seinen Verfolger. Die Gruppe Reiter war nun doch wieder recht dicht herangekommen. Schnell lief er weiter und gelangte an eine Lichtung. Er stockte kurz und bemerkte, dass auf der gegenüber liegenden Seite die Bäume dichter standen. Das näher kommende Schlagen der Pferdehufen ließ ihm keine lange Zeit zum Überlegen und so lief er auf die Waldlichtung, als augenblicklich zwei Reiter hervorpreschten. Er versuchte einen Ausbruch, aber da flog auch schon ein Netz über ihn, was ihn ins Stolpern brachte. Durch sein kräftiges Ziehen und Zerren fiel der Reiter, der das Netz hielt vom Pferde. Der andere sprang ebenfalls vom Pferd, mit einer Lanze bewaffnet, gerade in dem Augenblick, als sich der Wolf befreien konnte.
Das große Wolf nahm blitzschnell wahr, dass die kleine Lichtung mit einen hohen Holzzaun umgeben war und nur zwei große Öffnungen vorhanden waren, die eine an der Seite, von der er gekommen war und von wo sich jetzt die Reiter näherten, die andere genau gegenüber. Dort stand der andere Reiter mit erhobener Lanze, ein großer blonder Kerl, dessen Angst der erfahrene Wolf spüren konnte. Zudem erkannte er dessen noch junges Alter und entschied sich daher für den Angriff. Mit der ganzen ihm nach der Hatz noch verbliebenen Kraft, bestärkt durch den unbändigen Überlebenswillen, setzte er zum Sprung an.
Das ganze Dorf war an diesem Morgen früh auf den Beinen gewesen. Das erste Tageslicht galt es auszunutzen. Jeder wusste, was er zu tun hatte, da am Abend zuvor alles genau besprochen worden war. Die Männer waren, bewaffnet mit Knüppeln und Speeren, in großen Gruppen nach Südosten marschiert und hatten dabei das Waldstück, in dem man das Wolfsrudel vermutete, weit umgangen.
Radik und Ferok fanden sich in einem Heer von Reitern wieder, die meisten von ihnen Gardisten der Tempelburg.
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