Svantevit - historischer Roman (German Edition)
ausgerüstet. Auch die Entschlossenheit der Leute schien mit jedem Tag zuzunehmen.
Bald war klar, dass Svend eine Entscheidung zunächst selbst auch nicht suchte. Sein Heer kampierte auf der anderen Seite des Flusses und machte keine Anstalten, hinübergelangen zu wollen. Nur einige junge, ungestüme Burschen besetzten, entgegen dem ausdrücklichen Befehl Svends, die Reste einer zerstörten Brücke und versuchten, von hieraus dem Gegner mit Speeren, Pfeilen und allerlei geschleuderten Geschoßen zuzusetzen. Da dies aber ohnehin ein vergebliches Unterfangen war, wurden sie hieran von keiner Seite gehindert.
"Morgen will ich zum Kampf schreiten!", verkündete Waldemar an einem schönen Spätsommertag seinen engsten Vertrauten, "Wir sind dem Gegner nun an der Zahl der Männer weit überlegen und werden diesen Vorteil weidlich ausnutzen."
"Ihr solltet in der Tat jetzt die Gelegenheit beim Schopfe packen", sagte Absalon, "Was ist mit den einfachen Hilfstruppen? Werden sie uns in einer Schlacht tatsächlich eine wertvolle Stütze sein und nicht beim ersten Schlachtgetümmel ihr Heil in der Flucht suchen?", wollte Absalon von den Hauptleuten wissen.
"Seid unbesorgt", erwiderten diese einmütig, "Selten haben wir solch entschlossene Männer gesehen. Viele haben Angst davor, dass Svend, sollte er diese Schlacht gewinnen, plündernd durch Jütland ziehen und sich für die Parteinahme zugunsten Waldemars rächen könnte. Dies schürt die Angst, sämtliches Hab und Gut zu verlieren und wird schon dafür sorgen, dass niemand vorzeitig von der Fahne geht."
"Nicht nur die Furcht, sondern vor allem Wut treibt die Massen vorwärts" ergänzte Esbern, "Die Jütländer standen von Anfang an treu zu Knud, den sie jetzt rächen und so den Tod sühnen wollen. Seine Meuchelung begreifen sie auch als Angriff auf ihr Volk. Undenkbar, sich der Herrschaft Svends zu unterwerfen. Die Jütländer werden die Schlacht nur siegreich verlassen oder sterben. Darauf könnt ihr Euch, mein König, unbesorgt verlassen!"
"Ich sehe, es steht alles zum Besten", sagte Waldemar zufrieden, "Ich habe die Schlachtordnung bereits mit Absalon besprochen. Er wird euch nun in die Planungen einweihen. Wir wissen nicht, wie viele Spitzel sich im Heer befinden. Versucht, alles so lang es geht geheim zu halten, weiht nur vertrauenswürdige Leute ein. Der Aufmarsch soll ungestört vonstatten gehen."
Am nächsten Morgen erschollen im ganzen Lager bereits kurz nach Sonnenaufgang die Kommandorufe. Jeder spürte sofort, dass die Zeit des bloßen Übens und des scheinbar nutzlosen Wartens nun vorüber war. Den Aufforderungen und Befehlen der Hauptleute, welche die Massen in manchmal recht rauem Ton anleiteten, wurde ohne Murren Folge geleistet, wusste doch jedermann, wie wichtig das Gelingen des schnellen Aufmarsches auf dem Schlachtfeld war.
Der Fluss, welcher die Heerlager der Feinde voneinander trennte, wurde von Waldemars Truppen umgangen. Es war ihm nicht ratsam erschienen, die Brücken zu reparieren und so das Gewässer zu überqueren, da es an diesen Engpässen zu Schwierigkeiten kommen könnte, insbesondere, falls Svends Truppen unerwartet früh angreifen sollten. Auch wollte er bei der Schlacht nicht den Fluss im Rücken haben.
Die Pferde waren am Vorabend nicht abgezäumt worden, um jetzt nicht unnötig Zeit zu verlieren. Auch hatte man den Tieren am Morgen des vorigen Tages das letzte Mal Futter gegeben, um sie nicht durch volle Mägen träge werden zu lassen.
"Es lässt sich alles sehr gut an!", rief Absalon, der herangeritten kam, seinem König zu, "Gegen Mittag sollte die Aufstellung der Truppen beendet sein!"
Waldemar wusste, dass es eine schwierige Aufgabe war, die Menge an Leuten, zumal viele soldatisch völlig unerfahren, in die geeignete Schlachtordnung zu bringen. Seine engsten Vertrauten Absalon und Esbern waren unermüdlich unterwegs und erstatteten Waldemar ständig Bericht.
"So wird also noch heute eine Entscheidung fallen können?", sagte Waldemar mehr laut vor sich hin, als dass er dies als Frage meinte.
"Falls Svend nicht die Auseinandersetzung scheut, von Furcht heimgesucht angesichts der Größe eures Heeres, so wird die Sonne, die jetzt hoch am Himmel steht, wissen, wer König des ganzen Dänenreiches ist, noch bevor sie am Abend hinter dem Horizont untergeht", bestätigte Absalon.
"Es ist meine größte Befürchtung, dass Svend dem Kampf ausweichen könnte und sich überraschend zurückzieht", sagte Waldemar mit einiger
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