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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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wollte unbedingt dieses Pferd und er wollte es nicht mit Blut besudeln.
    Er griff in seinen Köcher und langte einen merkwürdigen Pfeil heraus, der statt einer Spitze vorne ein dickes stumpfes Ende hatte. Es war ein Keulpfeil, der ihm einmal von einem Pelzhändler geschenkt worden war. Mit solchen Geschoßen ging man weit im Osten auf die Jagd nach Pelztieren, weil ein normaler Pfeil ein Loch im Fell hinterlassen und dieses dadurch entwerten würde. Warum er dieses merkwürdige Ding in seinem Köcher trug, konnte Radik selbst nicht sagen, aber letztlich gehörte ein Pfeil dort ja hinein.
    ´Nun kannst du zeigen, ob du den Bogen beherrschst´, weckte Radik seinen Ehrgeiz.
    Es würde schwierig sein, diesen Pfeil ins Ziel zu bringen, wenn man keinerlei Übung darin hatte, zumal der Gegner nur wenig Fläche bot, die nicht von Eisen, Ketten oder dickem Leder geschützt war.
    Doch zum Nachdenken blieb nicht viel Zeit. Schon pfiff das Geschoß los und schlug dumpf auf, genau dort, wo Radik den Schuss platzieren wollte. Der Reiter taumelte, griff sich an die getroffene Stelle und fiel endlich vom Pferd.
    Sofort sprang Radik hoch. Der Schimmel war vor Schreck losgaloppiert, verfiel hinter der Lichtung aber in einen Trab und blieb schließlich stehen. Radik blickte sich kurz um, ob er gefahrlos zu ihm gelangen könnte. Der andere Reiter hatte bereits sein Pferd gewendet und war zu seinem Kameraden geeilt. Also lief Radik die kurze Strecke und sprang auf den Schimmel. Dann ritt er so schnell es ging, bevor die Deutschen zur Besinnung kamen, im Schutze der Bäume an der Lichtung vorbei in Richtung Rügen.
     
     

 

KAPITEL VII
     

Zurück nach Sachsen
     
    Christian starb nicht. Der Pfeil, der aus dem Hinterhalt auf Christian abgeschossen worden war, hatte zwar sein Ohrläppchen zerrissen und eine heftig blutende Platzwunde verursacht, aber dies war nicht lebensgefährlich.
    Ronald hatte es schon ein paar Mal erlebt, dass selbst gestandene Männer plötzlich die Besinnung verloren, wenn sie größere Mengen ihres eigenen Blutes sahen und sich schwer verletzt wähnten. Dass Christians Blessuren nicht lebensbedrohlich waren, sah er sofort als er das Blut weggewischt hatte. Auch der gefährlich aussehende Sturz rückwärts vom Pferd hatte anscheinend keinen größeren Schaden angerichtet. Die Gliedmaßen waren weder ausgerenkt noch gebrochen.
    Da aber selbst ein einfach angespitzter Holzpfeil hätte steckenbleiben oder einen tiefen Einstich hinterlassen müssen, durchsuchte Ronald das Gras auf der Suche nach dem rätselhaften Geschoß. Den Waldrand behielt er dabei immer im Auge. Irgendwo dort musste sich schließlich noch der Heckenschütze verbergen. Er glaubte allerdings nicht, dass der noch einmal zu schießen wagte, denn dadurch würde er sein Versteck verraten. Ohne einen Hinweis hatte es aber kaum Sinn, nach dem Feind zu suchen, hinter jedem Baum, in jeder Krone könnte er sich verbergen.
    Als Ronald den klobigen Pfeil entdeckte wurde ihm sofort klar, warum Christian selbst bei nur oberflächlichen Verletzungen so schwer angeschlagen war. Damit konnte ein geschickter Jäger selbst einen Luchs vom Baum schießen. Kein Wunder, dass auch ein Mensch von dem wuchtigen Aufprall benommen wurde.
    Trotz allem mussten sie jetzt aber weiter, um nicht zu weit hinter den anderen zurückzubleiben. Christians Pferd war jedoch durchgegangen und davongaloppiert. Er selber schien dafür wieder zur Besinnung gekommen zu sein. Er hatte sich aufgesetzt, den Helm abgenommen und betastete seinen Kopf. Sein Gesicht bekam auch schon wieder etwas Farbe, während er mit fragender Miene um sich guckte. Sie würden ohne Probleme beide auf seinem Pferd reiten können, überlegte sich Ronald gerade, als sich Hufgetrampel näherte. Er erkannte sofort das weiße Fell von Pegasus zwischen den Bäumen. Was er jedoch nicht sogleich erkannte war, dass jemand auf dem Schimmel ritt. Irgendwer hing an der ihnen abgewandten Seite des Pferdes und dirigierte es an der Lichtung vorbei in die Richtung aus der sie gekommen waren. Ronald konnte nichts machen. Es wäre viel zu leichtsinnig hinterherzureiten. Auch wollte er Christian hier nicht allein lassen. Wütend blickte er dem weißen Pferd hinterher. Seine Wangenknochen mahlten und ohne es zu merken zerbrach er den Pfeil, den er immer noch in der Hand hielt, zwischen Fingern und Daumen.
     
    Diederich war nicht bei dem nach Sachsen abziehenden Heerestross geblieben. Zum einen hatte er keine Ruhe, bevor er

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