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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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“Ich meine, es geht ihr doch gut jetzt, oder?”
    Nona betrachtete den Garten und dachte darüber nach. “Für eine ganze Weile kam sie gut zurecht. Doch sie war nie wieder die Alte. Wissen Sie, Mama June gehörte zu den Menschen, die ein Glas immer halb voll sehen. Verstehen Sie, was ich meine? Aber nach dem Unfall, nun ja, war das Glas leer. Es war knochentrocken. Niemand ist seither je wieder in Blakely’s Bluff gewesen. Sie konnten einfach nicht. Und all die Familienfeste und so weiter, all das hörte auch auf. Jeder blieb für sich und versuchte weiterzumachen, Tag für Tag. Irgendwann kam der neue Pfarrer, um nach Mama June zu sehen. Er war jung und hatte eine Menge neuer Ideen, und irgendwie hat er Mama June dazu gebracht, ehrenamtlich für die Gemeinde zu arbeiten. Also übernahm sie die eine oder andere Aufgabe, wenn auch ganz allmählich. Doch nach und nach war sie integriert und wieder ganz die Alte. Sie stürzte sich in die Arbeit. Das Glas wurde wieder voller. Dem Herrn sei Dank.”
    Kristina hatte zugehört und nickte verständnisvoll. “Vielen Dank, Nona.”
    Nona richtete sich mühsam auf und ächzte vor Anstrengung. Kristina eilte herbei und half ihr auf. Nona schüttelte sich den Dreck vom Rock.
    “Aber die Wurzeln”, sagte Kristina. “Sie sind immer noch da, oder?”
    Sie ist ein kluges Mädchen, dachte Nona und betrachtete sie genauer. Die Sonne hatte die Sommersprossen auf ihrer Nase noch dunkler werden lassen und ihre Haut gerötet, doch sie war ein hübsches Ding. Nona hätte wetten können, dass Morgan das auch so sah.
    “Es ist, wie ich gesagt habe”, entgegnete Nona und blickte ihr fest in die Augen. “Man darf nicht zu heftig zerren. Man muss vorsichtig an ihnen ziehen und dabei leicht schütteln, damit sie sauber herauskommen.”

13. KAPITEL
    K orbmacher arbeiten mit einer Ahle, die sie Knochen nennen. Früher wurde dieses Werkzeug tatsächlich aus einem Tierknochen hergestellt. Heutzutage verwenden die Korbmacher den umgearbeiteten Stiel eines Teelöffels. Viele Korbmacher gewöhnen sich an ihren Knochen so sehr, dass sie ohne ihn verloren wären
.
    Mama June konnte sich nicht erinnern, welcher Tag gerade war. Seit mehreren Nächten hatte sie so intensiv geträumt und sich so lange im Bett umhergewälzt, dass sie ganz träge und abwesend war. Der Rest der Familie ging in der üblichen Routine auf und machte so weiter wie immer. Sie dagegen kam sich vor, als würde sie durch einen Nebel irren, auf der Suche nach Orientierung.
    Ein Orientierungspunkt war ihr Mann, und gleich nach dem Anziehen ging sie in sein Zimmer. Kristina lächelte, als Mama June eintrat, und stand von ihrem Stuhl, der gegenüber von Prestons Platz stand, auf. Als sie vorbeiging, tätschelte sie zur Begrüßung leicht ihren Arm. Es war nur eine Geste, aber sie bedeutete Mama June sehr viel.
    Preston war bereits angezogen und sah recht gut aus, wie er da mit einem Buch am Fenster saß. Zu seinen Füßen lag Blackjack und schlief tief und fest. Als sie näher kam, öffnete er müde ein Auge, klopfte zweimal mit dem Schwanz auf den Fußboden und schlief sofort wieder ein.
    Prestons blaue Augen dagegen strahlten, und er streckte seinen gesunden Arm aus, um sie zu begrüßen. Sie stellte den Topf mit Alpenveilchen, den sie dabeihatte, auf das Tischchen neben seinem Bett und setzte sich dann in den Stuhl ihm gegenüber. Draußen zogen dunkle Wolken langsam am Horizont entlang, und der Wind zerrte an den Korbmöbeln auf der Veranda.
    “Sieht nach Regen aus”, bemerkte sie nachdenklich und starrte aus dem Fenster. “Besser, man bleibt heute im Haus.”
    Er nickte, und ihr fiel auf, dass er nach und nach immer mehr Muskeln wieder unter Kontrolle brachte.
    “Kristina ist besonders gut gelaunt heute Morgen, findest du nicht? Wusstest du, dass Morgan mit ihr ins Kino gegangen ist neulich abends? Nona hat erzählt, dass sie heute zusammen an den Strand wollen. Könnte gut sein, dass sich da direkt vor unseren Augen eine kleine Romanze anbahnt.”
    Seine Augen blitzten, und sie wusste, dass er sich genauso amüsierte wie sie.
    “Es ist gut, dass er es sich mal ein bisschen gut gehen lässt. Er hat so hart gearbeitet. Er hat einen Plan für den ganzen Besitz, und er ist ganz aufgeregt deswegen. Nein”, sagte sie dann, als er seine Augenbrauen fragend nach oben zog, “er hat mir noch nichts Genaues erzählen wollen. Er meinte, erst müsse er alles auf die Reihe bekommen haben. Den Ausdruck verwendet doch Adele immer.

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