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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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versunken mit Bobby Pearlman und einem Banker zusammengesessen hatte. Und sie erinnerte sich an Tage, an denen sie spät von Sweetgrass weggefahren war und ihn mit einem Glas Whisky in der Hand über den Akten hatte brüten sehen.
    Sie hatte immer gewusst, dass in Morgan eine Menge steckte. Er wusste so viel über so viele verschiedene Dinge. Trotzdem war er in der Schule nie besonders gut gewesen, vor allem weil er den Unterricht so oft geschwänzt hatte. Mehr als einmal hatten seine Lehrer angerufen und Mama June gesagt, was für eine Schande das sei, wo er doch so ein schlauer Kerl war. Sie hatten es immer “weit unter seinen Möglichkeiten” genannt.
    Doch egal wer ihn vom Gegenteil zu überzeugen versuchte, Morgan hasste es, in die Schule zu gehen. Er sagte, er langweile sich, aber schon als Kind hatte Nan gemerkt, dass er nach Hamlins Tod nicht mehr derselbe gewesen war. Er trieb keinen Sport mehr – ging nicht mal angeln, was er vor dem schrecklichen Unfall so gern getan hatte –, und er fuhr nie wieder nach Blakely’s Bluff hinaus. Stattdessen trieb er sich meistens alleine im Küchenhaus oder irgendwo anders herum und hatte ein Buch dabei. Er wurde unheimlich böse, wenn sie ihm nachspionierte, und sagte dann wütend, sie solle sich um ihren eigenen Kram kümmern. Das war der wichtigste Unterschied nach Hamlins Tod – Morgan konnte plötzlich zornig werden.
    “Ich könnte mir vorstellen, dass er eine ganze Menge weiß”, antwortete sie.
    Hank stand auf, ganz offenbar verletzt. “Das soll wohl heißen, dass er mehr weiß als ich?”
    “Nein”, erwiderte sie, erschöpft vom Streiten. “Ich meine, dass es da unterschiedliche Meinungen gibt.”
    “Deine eigene eingeschlossen, wie man sieht.” Er sah sie vorwurfsvoll an. “Es wäre höflicher gewesen, guten Abend zu sagen, anstatt an der Tür zu lauschen.”
    “Ach, hör doch auf, Hank.” Sie war müde, und sie hatte die Nase voll von seinen falschen Anschuldigungen und seinem überheblichen Tonfall. “Das ist mein Haus, und ich kann hier herumlaufen, wann und wo ich will. Mal abgesehen davon, dass ich nicht diejenige bin, die nicht mit offenen Karten spielt”, fügte sie viel sagend hinzu. “Wenn Adele und du Geheimnisse habt, die meine Familie betreffen, dann muss das nicht in unserem Haus sein.”
    “In
meinem
Haus.”
    Sie zuckte zusammen. “Wie bitte?”
    Er lächelte weltmännisch, aber grausam. “Eine kleine Lektion in Geschäftsdingen: Setze immer auch deinen Namen unter etwaige Urkunden.”
    Sie verstand nicht, was er meinte. “Was soll das heißen?”
    “Ich stelle nur die Fakten klar. Dieses Haus läuft auf meinen Namen.”
    “Das war doch eine reine Formalität”, rief sie. “Darüber haben wir gesprochen. Ich war gerade mit dem Baby aus dem Krankenhaus zurück.” Sie verstummte, als ihr klar wurde, was er da gesagt hatte. “Dieses Haus wurde mit
meinem
Geld bezahlt”, erinnerte sie ihn.
    “Nichtsdestoweniger …”
    Ihr wurde plötzlich kalt, und sie schlang ihre Arme um ihren Körper. Sie zitterte vor Aufregung. “Willst du mir drohen?”
    “Nein, nein, natürlich nicht!” Er beugte sich zu ihr und lehnte sich mit den Händen auf die Matratze. “Schatz, ich liebe dich. Ich hätte das nicht sagen sollen. Entschuldige bitte. Ich muss müder sein, als ich dachte, nach all den Besprechungen mit Adele. Du weißt doch, dass ich es nicht so meine. Ich wollte damit nur sagen, dass Frauen in geschäftlichen Angelegenheiten nicht immer die besten Entscheidungen treffen.”
    Sie fuhr zurück, körperlich abgestoßen von seinen Worten, aber unsicher, was sie darauf erwidern sollte. Dieses Argument hatte sie ihr Leben lang immer wieder gehört, sowohl von ihrem Vater als auch von ihrem Mann. Sie fragte sich, wie vielen Frauen es ähnlich ergangen war.
    Sie atmete tief ein und fühlte den langen Tag schwer auf sich lasten.
    Hank runzelte die Stirn, und mit einem Hauch Resignation erhob er sich vom Bett, stemmte die Hände in die Hüften und sah sie forschend an.
    “So ist es eben”, sagte er.
    “Ja”, antwortete sie. “So ist es eben.”
    Sie sah Enttäuschung in seinen Augen aufflackern, dann Verletztheit.
    “Hank, lass uns darüber nicht mehr streiten. Es hat schließlich nichts mit uns zu tun.”
    “
Nichts mit uns zu tun?”
Hank explodierte. “Du weißt genau, wie hart ich dafür gearbeitet habe! Nan, dieses Geschäft muss einfach klappen! Schon meinetwegen. Komm, Schatz, es ist ein gutes Angebot! Es wird für

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