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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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zurückgebunden, und kleine Löckchen, die sich in der feuchten Luft kräuselten, standen von ihrem Kopf ab.
    “Sie haben da Erde …”, sagte er und zeigte auf ihr Hemd.
    “Wo denn?” Kristina sah an sich herunter und entdeckte die Schmutzbrocken oberhalb ihres Herzens, wo ihre Hand lag. Sie wischte sie weg, zuckte mit den Schultern und lachte.
    “Das macht auch nichts mehr. Ich bin sowieso von Kopf bis Fuß voller Dreck. Und wenn ich für heute fertig bin, wird der Schweiß alles zu Schlamm gemacht haben.” Sie schaute zur Sonne und fächelte sich wieder Luft zu. “Es ist ganz schön heiß für Mai!”
    “Sie sind im Lowcountry. Die Hitze kommt hier besonders früh.”
    Sie kniff die Augen zusammen und schaute auf sein verschwitztes T-Shirt, die abgerissenen Shorts und die schlammigen Laufschuhe. “Sie sehen aber auch ziemlich verschwitzt aus. Was haben Sie gemacht, waren Sie joggen?”
    “Ich freunde mich wieder mit der Gegend an.”
    “Wieso? Waren Sie weg?”
    Er nickte. “Ich bin schon vor Jahren nach Montana gezogen. Ich besitze ein Stück Land dort.”
    “Aha. Sie sind ein Cowboy geworden!”
    Er lachte, schüttelte aber dabei den Kopf. “Ich kann im Westen leben und im Westen arbeiten, aber im Herzen werde ich immer ein Südstaatler bleiben. Man kommt nie davon los. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Es liegt einfach im Blut.”
    “Warum sind Sie dann weggezogen?”, fragte sie leichthin.
    “Warum verlässt man überhaupt sein Zuhause?”
    Sie überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. “Das hat immer einen Grund.”
    Er wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. “In meinem Fall hat beides mit meinem Vater zu tun. Das Weggehen und die Rückkehr. Klassischer Fall. Aber wenn Sie schon danach fragen: Wie steht es denn mit Ihnen?”
    Sie fächelte sich mit ihrem Hut Luft zu. Dann sagte sie tonlos: “Ich bin jemandem gefolgt, von dem ich dachte, ich würde ihn lieben. Oder besser gesagt, von dem ich dachte, er würde mich lieben. Auch ein klassischer Fall, oder?” Sie ließ den Hut sinken und warf ihn mit Schwung wie eine Frisbeescheibe auf einen Stuhl, der ein Stückchen weiter stand.
    Die Verletzlichkeit in ihren Augen verschwand so rasch, dass er sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt gesehen hatte.
    “Na, mir reicht’s für heute”, seufzte sie dann und lächelte kurz. “Herrje, heute ist es heißer als in der Hölle. Schwimmen gehen wäre jetzt genau das Richtige.”
    “Und warum tun Sie’s nicht?”
    “Wo denn?”
    “Wie wär’s mit dem Strand? Es ist zwar ein Stückchen, aber wir könnten hinfahren.”
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. “Meine Zeit reicht heute nicht für einen Ausflug zum Strand. Die Pflicht ruft.”
    “Nun ja”, sagte er zögernd. “Sie könnten auch nach Blakely’s Bluff gehen. Das ist ganz in der Nähe. Ich könnte Ihnen erklären, wie Sie hinkommen.”
    “Blakely’s Bluff? Wo ist das?”
    Morgan zeigte in die Richtung hinter dem Haus, wo der Sumpf allmählich in einen Bach überging, der weiter unten ins Meer mündete.
    “Es ist da hinten, immer der Nase nach, auf einer Landspitze, die ins Meer stößt. Es ist sehr schön dort, mit einem kleinen Sandstrand, den wir immer gepflegt haben. Da ist auch ein Steg, aber Gott weiß, in welchem Zustand der jetzt ist. Meine Familie besitzt da draußen ein Sommerhaus.”
    “Noch ein Haus?”
    “Erwarten Sie nicht zu viel davon. Es ist ziemlich einfach. Es gibt kein fließendes Wasser und keinen Strom. Doch es hat seinen Charme, und Sie können sich dort umziehen. Sie können es jederzeit gerne benutzen.”
    “Das hört sich wunderbar an. Ich würde gerne mal da hin.”
    Sein Blick änderte sich plötzlich. “Es ist am Ende der Straße. Sie finden es ohne mich. Sie müssen einfach nur der Straße hinter dem Haus bis zum Ende folgen, die führt Sie direkt dorthin. Sie stoßen direkt drauf.”
    “Wollen Sie nicht mitkommen?”
    “Nein, danke.”
    Sie registrierte den veränderten Tonfall seiner Stimme sehr genau und zog die Augenbrauen hoch. “Dann vielleicht ein andermal.”
    “Ja, vielleicht. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, ich muss mich wieder durch die Finanzakten kämpfen. Viel Glück noch mit dem Garten.”
    Mama June trat auf die hintere Veranda und lächelte, als sie Nona dort sitzen sah. Nona hatte sich einen Schal in ihrer Lieblingsfarbe Himmelblau ums Haar gewickelt, der zu ihren Hosen passte. Sie hatte den Blick gesenkt, und ihre Hände

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