Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
»Ich finde es faszinierend, wenn Sie beide saftig streiten.«
»Wir streiten uns nicht und erst recht nicht saftig. Wir diskutieren nur leidenschaftlich.« Madeline begriff zu spät, dass sie Thomasin nicht so zurechtweisen durfte. Dieses Benehmen war genau das, wovor Eleanor sie gewarnt hatte. Manierlich sagte sie: »Wenn Sie nicht malen wollen, ich sehe, da sind ein paar junge Damen und Herren beim Bogenschießen und ein paar spielen Krocket.«
Thomasin brach kichernd zusammen. »Sehen Sie? Sogar wenn Sie sich anstrengen, wie eine Gesellschafterin zu klingen, sagen Sie das Falsche. Wenn ich Sie nach etwas frage, haben Sie nicht das Thema zu wechseln.«
»Das weiß ich.« Eleanor hatte natürlich nie das Thema gewechselt, wenn Madeline über eine bestimmte Sache sprechen wollte.
Mit Blick auf die Klippen ächzte Thomasin. »Lord Hürth kommt auf uns zu.«
Nie war Madeline über eine Unterbrechung erfreuter gewesen. »Lächeln! Er wird Sie gleich fragen, ob Sie mit ihm spazieren gehen oder ihm beim Rasentennis zusehen wollen.«
Thomasin lächelte, zischte aber aus dem Mundwinkel: »Er sieht zwar gut aus, ist aber sehr von sich selbst beeindruckt.«
»Er ist außerordentlich passend. Ihre Stiefmutter fällt in Ekstase, falls er Ihnen den Hof macht.«
Thomasin schaute sich nach ihren Eltern um, die sich im Schatten eines Zeltes ausruhten. Ihr Vater plauderte mit den anderen Spielern, aber ihre Stiefmutter beobachtete sie mit bohrendem Blick. »Ich bin ein Stück des Weges mit Lord Hürth gegangen. Er ist ein unerhörter Langweiler.«
»Alle, die auf Hürth Manor leben, stehen in diesem Ruf.«
»Er braucht hundert Worte, wo es auch zehn täten. Wenn er gerade nicht über sich selbst spricht, dann redet er von seinen Aktivitäten oder seiner Kleidung oder seiner Familie, bei der es sich anscheinend um die beste, älteste und respektierteste Familie in ganz England handelt.« Thomasin inspizierte ihn, während er näher kam. »Finden Sie seine Aufmachung auch so vulgär?«
Hürth trug Halbstiefel aus goldenem Leder, die zu seinem goldgestreiften Cutaway passten, und seine königsblaue Weste war mit Goldtressen besetzt, was einen solchen Kontrast bildete, dass Madeline nur vom Hinsehen Kopfschmerzen bekam. Die hohen Kragenecken waren so sehr gestärkt, dass er kaum den Kopf drehen konnte, und so, wie er sich bewegte, trug er ein Korsett, das ihm zu der schmalen Taille verhalf, die derzeit in Mode war. Alles in allem war er ein Dandy mit grauenhaftem Geschmack. »Wenn ein Mann den Titel eines Marquis erbt, dazu ein großes Vermögen und ein paar der besten Rennpferde im Land, dann kann er es sich vermutlich erlauben, seinen eigenen Stil zu kreieren.«
»Sie halten ihn also auch für vulgär«, folgerte Thomasin.
»Ich selbst bin auch kein Inbegriff an Kultiviertheit.«
»Doch, das sind Sie«, sagte Thomasin schlau.
Madeline schaute zu, wie die Seeschwalben kreisten und dann auf die Wasseroberfläche herabstießen, und tat so, als wisse sie nicht, was Thomasin meinte.
»Hürth hat mir von seinen Pferden erzählt.«
»Wirklich?« Das waren gute Neuigkeiten. »Dann müssen Sie ihn beeindruckt haben. Hürths Familie ist pferdenärrisch und diskutiert die Zuchtlinien nur mit Eingeweihten.«
»Ich habe getan, wozu Sie mir geraten haben. Ich habe mit den Wimpern geklimpert und ihn ausgefragt, als sei ich interessiert, und einmal habe ich leicht seinen Arm berührt.«
»Offensichtlich hat es funktioniert. An Pferden sind Sie ja sicher interessiert. Züchtet nicht Jeffys Familie welche?«
Thomasin war verlegen. »Ja, aber ich höre mir die Pferdegeschichten nicht gerne an.«
Madeline tat so, als überrasche sie das. »Dann dürfte Ihr Eheleben aber ziemlich fade werden.«
»Jeffy spricht normalerweise nicht über Pferde. Meistens redet er über mein Haar und mein Lächeln.«
»Wie süß!« Wie stumpfsinnig.
»Ja. Da kommt Lord Hürth. Ich werde Sie für Ihre guten Ratschläge noch bezahlen lassen.« Thomasin streckte die Hand aus, und zeigte ihre Grübchen, als Hürth sich verbeugte. »Mylord, wie schön, Sie wiederzusehen!«
»Ich hoffte, dass Sie - und Ihre Gesellschafterin, natürlich - mit mir die Klippen entlangflanieren würden.« Hürth kämmte mit den Fingern seinen Backenbart. »Sie waren so interessiert an der Entwicklung des Pferdes vom mittelalterlichen Reittier zum modern en Pferd, das weit feingliedri ger und schneller ist als sein Vorfahr, dass ich die Entwicklung gerne weiter klarstellen und
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