Symbiose (Schicksal)
Minuten vergangen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir allerdings, dass wir schon einige Stunden hier saßen. Mir fielen plötzlich unsere Einkäufe wieder ein. Zwar wollte ich die Stimmung nicht ruinieren. Aber einen Einkauf im Wert von über 200$ wollte ich auch nicht verderben lassen. Draußen hatte es immerhin über 30 Grad.
„Es tut mir echt leid, aber wir müssten langsam los.“ Fabienne warf mir einen traurigen Blick zu. Auch Lucia war nicht gerade froh darüber.
„Leute, unsere Einkäufe gehen bei dieser Hitze kaputt. Vielleicht könnten wir uns ja wieder sehen. Ich meine, bevor die Schule los geht?“ Ich war mir nicht sicher, ob es Lehrern überhaupt gestattet war, sich mit Schülern zu treffen. Doch bis die Sommerferien nicht zu Ende waren, waren wir offiziell keine Schüler. Deshalb sollte das auch kein Problem sein. Ana war einverstanden und so tauschten wir Nummern aus.
Nach dem Stress von heute Morgen wollten wir uns einen gemütlichen Abend machen. Wir hatten alle zusammen das Abendessen hergerichtet und saßen nun auf der Terrasse. Der Sonnenuntergang war ein Traum. Es war so viel schöner als ich es mir je hätte vorstellen können. Von unserem Garten aus konnte man den Fluss hören und alles roch einfach anders hier. Lucia und ich hätten hier für Stunden sitzen können, doch Fabienne wollte ihr neues Spiel an der X-Box ausprobieren. Ich wusste nicht mal genau was es für ein Spiel war. Lucia hatte es ihr geschenkt. Zamba oder so. Irgendwas mit tanzen auf jeden Fall und da Fabienne es liebte zu tanzen, war es wohl auch eine gute Idee von Lucia.
Ich beschloss, dass ich und Fabienne das Spiel nach dem Essen ausprobieren würden. Ich liebte es genau so sehr zu tanzen wie Fabienne. In meiner Kindheit hatte es zwar noch keine Spiele gegeben, die einem nach jedem Song sagten was man falsch gemacht hatte. Nein ich musste noch 2-mal in der Woche in ein Tanz-Studio. Es hatte mir großen Spaß bereitet, denn dort hatte ich Lucia kennen gelernt. Dieses kleine Mädchen mit ihren lockigen Haaren, das immer zu allem nein gesagt hatte, fand ich sofort sympathisch. Von da an waren wir Freunde. Wir waren beide irgendwie arrogant. Schon damals hatten wir nicht wirklich viel mit anderen Kindern zu tun und so blieb es bis heute.
Als ich vor der offenen X-Box Packung stand wusste ich nicht mal, wo ich anfangen sollte. All diese Kabel, wo gehörten die nur hin? Verwirrt sah ich Fabienne an, die aber auch nur mit den Schultern zuckte. Ich kannte mich mit solchen Dingen einfach nicht aus. Also nahm ich die Kabel, wie es auf der Anweisung stand, schloss sie an und drückte auf den roten Knopf auf der Fernbedienung. Doch der Bildschirm blieb schwarz. „Du machst es kaputt, wenn du einfach alles ineinander steckst. Mann Youna, da gibt’s ein System.“
„Ja und wie soll es dann gehen?“ Ich war schon wieder genervt. Solche Dinge klappten nie bei mir. „Das weiß ich auch nicht.“ Wir sahen uns beide hilflos an.
„Bitte Lucia, hilf uns, bevor du gehst. Youna hat wieder mal keinen Plan wie das geht“ bettelte Fabienne Lucia an, als die gerade auf der Treppe stand.
„Na gut, aber ihr passt beide auf, damit ich den Scheiß nicht immer alleine aufbauen muss.“
„Ich verspreche es dir, diesmal passe ich auf.“
„Ja ja, das hast du das letzte Mal auch gesagt und jetzt schau dir an, wie super du aufgepasst hast.“ Lucia steckte die Kabel langsam in die richtigen Löcher und erklärte Fabienne dabei alles ganz genau. Nach einer Minute waren alle Kabel angesteckt.
„Ich gehe jetzt ins Bad und will nicht gestört werden. Alles klar?“ Wir wussten beide, dass wir sie jetzt besser nicht mehr stören sollten. Lucia verschloss die Türe hinter sich und machte in ihrem Zimmer laut Musik an.
Fabienne zeigte mir nun das neue Spiel. Sie war so aufgeregt, dass sie mich mit ihrer guten Laune ansteckte. Wie in einem Tanzvideo bewegten wir uns im selben Rhythmus. Wir strahlten uns zwischendurch immer wieder an. Nachdem ein Lied zu Ende war, konnte man sich nochmal zusehen. Wir hatten zwar die gleichen Bewegungen gemacht, doch beim Hüftschwung hatte Fabienne noch viel zu lernen.
Wir spielten die halbe Nacht. Lucia sahen wir, wie erwartet, den ganzen Abend nicht mehr. Schließlich hatte Fabienne um 1 Uhr keine Lust mehr uns ging freiwillig ins Bett. Nachdem ich wie üblich noch mal nach ihr sah, freute ich mich. Ich hatte den Fernseher endlich mal ganz für mich alleine.
KAPITEL 4
Ich befand mich in einem
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